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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Taxi!«
    Super! Vielleicht gibt es ja noch ein paar dieser Sprachfallen und Vamos a la playa heißt in Argentinien nicht Lass uns zum Strand gehen, sondern Lass uns die Regierung stürzen. Es dauert noch ein halbes Bierchen, dann kann auch ich drüber lachen. Gegen ein Uhr schließlich verabschiede ich mich von Stefano, in der sicheren Annahme, Keks' Frankenabend in Pedros Katzen-WG sei beendet.
    »Warum willst du nicht feiern mit deinen Deutschen?«
    »Weil ich vor ein paar Tagen aus diesem Land geflohen bin!«
    »Und warum sitzt du dann hier bei mir im deutschen Bierhaus?«
    »Weil ich kein Spanisch kann, siehst ja, was passiert!«
    »Bist du sicher, du willst nicht mal probieren mit Therapie?«
    »Nette Idee, aber nein! Hast du dir eigentlich was überlegt, wie ich dir helfen könnte mit deiner Gemütlichkeit?«
    »Ja, ich sage dir Montagmorgen. Ich hab viel nachgedacht über die falsche Name vom Bierhaus und alles!«
    Ich nicke Stefano anerkennend zu.
    »Das ist ein Anfang!«
    »Hast du Zeit am Montag, sagen wir neun Uhr früh?« »Da hab ich eigentlich Sprachschule!« »Aber wäre spitz, wenn einmal du gehst nicht hin!« »Okay«, sage ich und rutsche von meinem Hocker. »Dann sehen wir uns Montag! Was immer du vorhast ...« »Bis Montag, ja!«, lacht Stefano, »und nicht im Taxi vögeln!«
    Ich nehme ein Radiotaxi, sage dem Fahrer, ich sei aus England, und muss auf halber Strecke aussteigen, weil er im Falklandkrieg gegen Thatchers Truppen gekämpft hat.
    Gegen zwei Uhr schließlich tapse ich in das Foyer meines Apartmentblocks.
    Zwei junge, ziemlich gut aussehende Frauen stolpern kichernd aus dem Lift und grüßen mich.
    »jHola guapo!«, sagt die eine und wird von der anderen sofort geschubst dafür.
    »jHola«, sage auch ich und steige in den Lift. Als ich in unsere Neonküche trete, spült Keks im bunten T-Shirt und Jogginghose gerade die letzten Teller ab. Aus dem Wohnzimmer tönt das bekannte DVD-Menu von Ice Age.
    »Beder, du hast was verbasst, der war subber, der Abend! Subberdubbersubber!«
    »Na ja, ich wäre ja gerne gekommen, aber . ich hatte ja dieses Jobgespräch!«
    »Was denn für ein Job?« »Das erfahre ich Montag. Irgendwas mit PR!« »Subber! Haste grad eigentlich noch Nancy und Lea getroffen? Weil die sind gerade gegangen!«
    »So eine schlanke mit schwarzen Haaren und eine große Blonde?«
    »Genau!«
    »Hab ich gesehen, kamen gerade aus dem Lift!«
    »Des is echt Bech, weil . die hätten dich gerne kennen gelernt!«
    »Echt?«
    »Echt!«
    Vielleicht hätte Keks im Vorfeld ein wenig mehr von Nancy und Lea erzählen sollen, statt von Leberkäs, Würsten und Kraut. Dann wäre mir auch die Goldhut-Melonen-Begegnung erspart geblieben. Mir fällt die Einweggkamera der Abuela wieder ein und mit einem »Gleich wieder da!« schleiche ich ins Wohnzimmer, wo Pedro und Taxi eingerollt auf der Couch schlafen. Ich mache drei Fotos von den beiden, dann gehe ich wieder zurück in die Küche zu Keks und stecke die Kamera in den Abuela-Umschlag.
    Einige der leeren Bierflaschen auf dem Tisch sind wohl der Grund dafür, dass Keks etwas wackelig steht und bessere Laune hat als ich. Ich tippe auf mindestens fünf Bier.
    »Schade, echt. Wir war'n zu siebt, Nancy und Lea, die haste ja gesehen, Steve aus Neuseeland und vier Franken! Da häddest du mal was erfahren über mei Heimat! So als Berliner.«
    Vier Franken! Also doch alles richtig gemacht. Im Vergleich zu einer Horde heimwehkranker Landsleute auf Alkohol war mein Abuela-Abend womöglich sogar noch die bessere Wahl.
    »Ja schade«, sage ich und öffne mir ein Quilmes, »hab ich gar nichts erfahren über deine Heimat!«
    »Komm, wir gehen ins Wohnzimmer! Ich zeig dir was!«
    An der Hand zieht mich Keks ins Wohnzimmer, legt eine DVD in den Spieler und deckt den schnarchenden Pedro mit einer weißen Decke zu. Ich lasse mich auf die Couch gleiten und bin gespannt darauf, was Keks mir zeigen will.
    Ich habe Pech.
    Großes Pech sogar.
    Die DVD, die Keks mir zeigen will, heißt Vom Gabelmann bis zum Kaiserdom - Ein Spaziergang durch das Tausendjährige Bamberg.
    »Damit du als Hauptstädter mal siehst, wo ich herkomm!«, lacht Keks.
    »Aber es ist zwei Uhr durch!«, stöhne ich und hebe das Cover hoch, »wie lange geht die denn?«
    »Stunde, glaub ich! Bass auf! Geht los!«
    Keks schnappt sich die Fernbedienung und setzt sich neben mich auf die Couch. Und dann sehe ich zu klassischer Musik wunderschöne Bilder aus der Stadt, aus der ich gerade gekommen

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