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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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das Gesicht.
    „Bana, sieh mich an!“
    Die Reaperin kniff die Augen zusammen und kämpfte dagegen an. Verzweifelt kratzte sie über die Wand hinter sich und bohrte die Fingernägel in den Putz. Ihre Miene war vor Wut und Entsetzen verzerrt, doch sie konnte sich nicht wehren. Konnte sich nicht wegzaubern. Levi blockierte ganz offenbar ihre Fähigkeiten. Erzwang ihren Gehorsam.
    Ob Todd je so viel Macht besitzen würde?
    „Sieh mich an, Bana!“
    Sie riss die Augen auf und stieß einen gequälten Schrei aus.
    Dann blickte sie direkt in Levis grüne Augen, die von innen heraus in einem hellen, kalten Licht zu leuchten schienen.
    Ich beobachtete die Szene fasziniert, genauso wie Dekker und Regan Page, die zum ersten Mal einen Eindruck von der Welt bekam, der sie gerade beigetreten war. Der Welt, an die sie ihreSeele verscherbelt hatte.
    Banas Schultern sackten nach unten, und ihre Augenlider zitterten, als würden sie gleich zufallen. Levi packte ihren Arm noch fester. Dekker trat einen Schritt zurück, und die Reaperin erstarrte plötzlich. Sie riss noch einmal die Augen auf, doch ihr Blick wurde trüb. Verdunkelte sich irgendwie.
    Und im selben Moment setzte die Panik ein. Mein Herz raste los, und meine Hände begannen zu schwitzen. In meiner Kehle stieg der Schrei auf. Er zerrte von innen an mir, verlangte danach, freigelassen zu werden. Banas Seelenlied wollte gehört werden.
    Ich biss die Zähne aufeinander und drängte den Schrei zurück. Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf.
    Ein Seelenlied für einen Reaper? Es war durchaus nachzuvollziehen – sie hatte ja eine Seele –, aber ich hätte nie damit gerechnet, für einen Reaper zu singen. Konnten Nash und ich sie also theoretisch retten? Wollten wir das überhaupt? Und wenn ja, musste jemand anders für sie sterben? Galt die Ersatzregel auch für die Seele eines todgeweihten Reapers?
    Bestimmt nicht. Todd zufolge gab es weniger Reaperseelen als Menschenseelen. Musste vielleicht ein anderer Reaper sterben, wenn wir Bana retteten? Eine Menschenseele wäre doch sicher kein ausreichender Ersatz.
    Plötzlich hatte ich eine Idee. Nicht nur eine Idee, sondern den rettenden Einfall! Seelen rettend, sozusagen.
    Ich packte Nash an der Hand, und er riss überrascht den Blick von Bana los und wandte sich mir zu. Im selben Moment drang der Schrei über meine verschlossenen Lippen. Nur ein winziger Lautsplitter, scharf und schmerzhaft, aber kontrolliert. Zumindest für den Moment.
    „Bana?“, flüsterte Nash mit weit aufgerissenen Augen.
    Ich nickte und ließ noch ein paar Töne aus dem Mund strömen.
    Jetzt bemerkte auch Todd, was los war, und sah Nash fragend an, erntete aber nur ein Achselzucken.
    „Du kannst es stoppen, Kaylee.“ Nashs Lippen kitzelten mein Ohr, und er wärmte mir mit seinem beruhigenden Einfluss das Herz. „Du schaffst das. Hol den Schrei zurück, halt ihn fest.“
    Doch das wollte ich gar nicht. Ich wollte den Schrei entfesseln, bis die Fensterscheiben wackelten und den anderen die Köpfe dröhnten. Ich wollte Banas verkommene Seele festhalten.
    Die abtrünnige Reaperin würde für ihre Mittäterschaft in Dekkers schmutzigem Seelenhandel bezahlen, und ich würde die Entschädigung höchstpersönlich aus ihr herausquetschen.
    Auch Addy und Regan hatten sich umgedreht und starrten mich an. So konnte ich mich nicht konzentrieren.
    Also schloss ich für einen Moment die Augen und öffnete sie dann zeitgleich mit meinem Mund. Eine Woge schriller Töne drang heraus und zerschnitt die Luft wie mit tausend Glasscherben. Addy, Regan und Dekker pressten erschrocken die Hände auf die Ohren und kniffen die Augen zu. Verzerrten die Gesichter zu schmerzerfüllten Grimassen.
    Levi überlief ein Zittern, doch er ließ sich nicht ablenken. Bana dagegen bekam gar nicht mit, was passierte, weil die Schmerzen vom brutalen Herausreißen ihrer Seele viel zu groß waren. Nur Nash und Todd lächelten selig und wirkten völlig entspannt. In ihren Ohren klang mein Schrei wie ein wunderschönes, unheimliches Lied, eine Melodie, die mit nichts anderem vergleichbar war. Ein Geschenk der weiblichen Banshees, das nur die Männer unserer Spezies genießen konnten.
    Anscheinend sogar die untoten Männer.
    Mit dem Schrei floss auch die Panik aus meinem Körper hinaus, und ich konnte mich wieder auf den Plan fokussieren, den ich mir zurechtgelegt hatte. Ich musste Todd verklickern, dass ich seine Hilfe brauchte.
    Kurz darauf verlosch der letzte Funke Leben in Banas Augen,

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