Retter einer Welt
habe ich Hys gegenüber zugegeben, daß seine Methode vielleicht besser gewesen wäre. Wir haben viele Fehler gemacht – deshalb bleibt uns jetzt sehr wenig Zeit. Ich fürchte, daß im Augenblick nur noch dieser Tatsache entscheidende Bedeutung zukommt. Die Bomben fallen um Mitternacht, obwohl es dann vielleicht schon zu spät ist. Mein Nachfolger ist bereits unterwegs. Ich werde abgelöst, weil ich aus eigenem Antrieb das Ultimatum nur um einen Tag verkürzt habe, anstatt auf unsere Techniker zu hören, die zwei Tage befürworteten. Ich weiß jetzt, daß ich meinen Planeten aufs Spiel gesetzt habe, weil ich Dis zu retten hoffte. Aber Dis ist nicht zu retten, der Planet wird auf jeden Fall zerstört. Ich will und kann nicht mehr darüber diskutieren.«
»Aber Sie müssen mir zuhören …«
»Ich muß den Planeten unter mir zerstören. Das ist mein Auftrag. Sie können mich auf keinen Fall davon abbringen. Alle anderen Fremden – außer Ihnen und Miß Morees – haben Dis verlassen. Ich schicke jetzt ein Schiff los, das Sie abholen wird. Sowie das Schiff von Dis startet, werde ich die ersten Bomben werfen lassen. Sagen Sie mir, wo Sie sich befinden, damit ich Sie abholen lassen kann.«
»Ich lasse mich von Ihnen nicht einschüchtern, Krafft!« Brion drohte seinem unsichtbaren Gesprächspartner in ohnmächtiger Wut mit der geballten Faust. »Sie sind ein Mörder, Sie begehen einen Völkermord. Ich könnte Ihnen beweisen, daß dieser Mord überflüssig ist, aber Sie hören mir einfach nicht zu! Und ich weiß auch, wo die Kobaltbomben gelagert werden – in dem Magterturm, den Hys letzte Nacht überfallen hat. Stellen Sie diese Bomben sicher, dann brauchen Sie Ihre eigenen nicht abzuwerfen!«
»Tut mir leid, Brion. Ich erkenne Ihre Bemühungen an, muß Ihnen aber sagen, daß sie vergeblich sind. Ich will nicht behaupten, daß Sie eben gelogen haben, aber Sie können sich doch vorstellen, wie unglaubhaft Ihre Beweise für einen Mann in meiner Lage klingen müssen? Zuerst erzählen Sie mir, daß Sie entdeckt haben, weshalb die Magter unbedingt diesen Krieg wollen. Und als das keinen Erfolg hat, fällt Ihnen plötzlich ein, daß Sie wissen, wo die Bomben versteckt sind. Wollen Sie wirklich behaupten, daß Sie das bestgehütete Geheimnis der Magter kennen?«
»Ich weiß es nicht sicher, aber ich glaube, daß ich vielleicht doch recht habe«, antwortete Brion. »Telt hat dort einige Messungen vorgenommen, die beweisen, daß die Radioaktivität an dieser Stelle außergewöhnlich hoch ist. Aber Telt ist jetzt tot, die Beweise sind vernichtet. Sehen Sie denn nicht ein, daß …« Er schwieg, weil er einsah, daß er den anderen so nicht überzeugen konnte. Er hatte verloren.
Krafft wartete schweigend darauf, daß Brion weitersprach. Als Brion wieder das Wort ergriff, war alle Hoffnung aus seiner Stimme geschwunden.
»Schicken Sie Ihr Schiff los«, sagte er müde. »Wir befinden uns in einem großen Lagerhaus, das der Firma Leichtmetalle Handelsgesellschaft gehört hat. Ich kann Ihnen die genaue Adresse nicht angeben, aber vielleicht ist unter Ihren Leuten einer, der sich daran erinnert. Wir warten hier, bis das Schiff kommt. Sie haben doch gewonnen, Krafft.«
Brion schaltete das Funkgerät ab und fuhr sich erschöpft mit der Hand über die Stirn.
17.
»Hast du das wirklich ernst gemeint, als du davon sprachst, daß du aufgeben willst?« fragte Lea. Brion bemerkte erst jetzt, daß sie sich schon seit einiger Zeit nicht mehr mit Ulv unterhielt, sondern sein Gespräch mit Krafft verfolgt hatte. Er zuckte mit den Schultern.
»Wir haben alles versucht – und fast gesiegt. Aber was sollen wir tun, wenn die anderen nicht auf uns hören wollen? Was kann ein Mann gegen eine ganze Flotte ausrichten, die Wasserstoffbomben an Bord hat?«
Wie als Antwort auf seine in hoffnungslosem Ton gestellte Frage ertönte jetzt Ulvs laute Stimme.
»Du bist unser Feind, ich töte dich!« rief er. »Ich töte dich, Umedvirk! «
Gleichzeitig griff er nach seinem Blasrohr, setzte es an den Mund und sandte einen Pfeil zu dem toten Magter hinüber. Das winzige Geschoß blieb in der grünen Masse stecken. Der Vorgang wirkte wie eine offene Kriegserklärung.
»Ulv versteht das alles viel besser, als du wahrscheinlich glaubst«, erklärte Lea Brion. »Er weiß genügend über Symbiosen und ähnliche Formen des Zusammenlebens, um jederzeit an einer Universität auf der Erde zu lehren. Er hat sofort begriffen, was dieser Gehirnsymbiont
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