Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
derweil sie ihr ebenholzschwarzes Haar mit geschickten Händen zu einem Zopf flocht. Wenn er sie dazu brächte, ihre Zunge im Zaum zu halten, wäre es nicht schwer, einen Burschen für so ein schönes Mädchen zu entflammen. Aber konnte sie ihre Zunge im Zaum halten?
Das musste er eben herausfinden.
»Was springt für mich dabei heraus?«, fragte er.
Seine unerwartete Frage schien sie zu erschrecken.
»Ich bin ein Barde, der im Auftrag des Königs unterwegs ist. Welchen Vorteil habe ich davon, wenn ich Euch behilflich bin?«
»Ich werde jedenfalls nicht …«
Sie wurde rot, und seine Gedanken folgten rasch der Richtung, die ihre offenkundig eingeschlagen hatten. Sein Herz schlug schneller und er verfluchte sich für die ungewollte Reaktion, die die Vorstellung dessen, worauf sie da anspielte, ausgelöst hatte.
»Ich will Euch nicht in mein Bett ziehen«, sagte er schnell. Im Gegenteil, er wollte, dass sie seinem Bett so fern wie möglich blieb, ganz gleich, wie sein Körper auf sie reagierte, denn ginge er mit dem Mädchen ins Bett, wäre das ihrem Plan, ihn zu heiraten, nur förderlich.
»Ich habe kein Geld, aber das könnte ich Euch beschaffen, hinterher. Oder wenn es Euch lieber ist, kann ich Euch einen Platz zum Überwintern besorgen. Entscheidet Euch, wie Ihr wollt.« Sie erhob sich und streifte sich den Schmutz von den Röcken. »Aber lasst uns nun gehen, Barde. Es liegt ein weiter Weg vor uns, wenn wir zum König wollen.« Sie nahm die Satteltaschen und legte sie dem Pferd auf.
Tayg stand lächelnd hinter ihr. »Was ist, wenn wir auf ein Dorf stoßen, wo man Euch kennt? Oder auf einen anderen Reisenden,dem Ihr schon begegnet seid? Wie wollt Ihr dann erklären, dass Ihr allein mit einem Barden unterwegs seid?«
Catriona drehte sich zu ihm um.
»Östlich von Loch Assynt kennt man mich nicht, allenfalls meinen Ruf. Niemand wird mich erkennen. Ihr habt selbst gesagt, dass ich nicht hässlich bin, aber genau das behaupten die Klatschmäuler. Außerdem kann ich mich ja als eine andere ausgeben … als Eure Schwester vielleicht? Das würde gehen.« Sie raffte ihre Röcke hoch, stopfte sie in ihren Gürtel und brachte darunter ein vertrautes Paar Wollhosen zum Vorschein. »Seht Ihr, ich kann mich als reisendes Mädchen von einfacher Herkunft verkleiden. Niemand wird Argwohn schöpfen.«
Tayg konnte sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Schlau war sie ja, das musste er ihr lassen. Eine Verkleidung wäre hilfreich, ja, aber er musste prüfen, ob sie noch einen entscheidenden Schritt weitergehen konnte.
»Sobald Ihr den Mund aufmacht, wird jedermann wissen, dass Ihr das Biest von Assynt seid. Und die Kunde von Eurem Aufenthaltsort wird sich rasch verbreiten, bis hin ans Ohr Eures«, er wählte das nächste Wort mit Vorsicht, »Verlobten.«
Sie verengte die Augen und presste die Lippen aufeinander. So starrte sie ihn an, mit loderndem Blick, jedoch ohne ein Wort zu sagen. Perfekt. Sie war perfekt.
»Gut. Dann könnt Ihr also die Rolle einer empörten Schwester spielen. Ich kann mir denken, dass Ihr darin Erfahrung habt.«
Sie nickte. »Ihr nehmt mich mit zum König, Barde. Vielleicht verheiratet er mich mit Tayg von Culrain, oder vielleicht finden wir unterwegs einen Mann für mich, während Ihr nach Bräuten sucht – solang es nur schnell geschieht. Von Hundsgesicht werde ich mich jedenfalls nicht aufstöbern lassen.« Sie schenkte ihm ein selbstgefälliges Lächeln und machte sich wieder daran, das Pferd zu beladen.
Tayg rollte mit den Augen. Dann würde sie sich also als seine Schwester ausgeben; trotzdem würde er jedes Dorf meiden, bis er sicher sein konnte, dass sie nicht aus der Rolle fiel. Jetzt musstensie aber erst einmal von den Ufern des Loch Assynt verschwinden, bevor ihre Familie sie beide fand.
Er trat neben sie und wühlte in einer der Taschen. Dann zog er ein altes rot-schwarzes Plaid heraus und reichte es ihr.
»Wickelt Euch das um den Kopf, um Euch warm zu halten.« Aus einer anderen Tasche nahm er sein zweites Paar Handschuhe. »Damit Euch die Finger nicht abfrieren.«
Er rückte die Satteltaschen zurecht und nahm die Zügel. Als er das Tier zum Höhlenausgang führte, warf er Catriona einen Blick zu. »Die Hosen könnt Ihr anbehalten«, sagte er.
»Das habe ich auch vor«, erwiderte sie und folgte ihm aus ihrem Unterschlupf hinaus in den heller werdenden Morgen.
Der Schnee war tief und sie stapften seit Stunden hindurch. Tayg blickte nicht einmal zurück, er wollte
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