Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi
Kameraden und schleifte sie einfach mit sich fort. Erst als sie das Sicherheitsschott
passiert hatten, ließ er sie los und wandte sich wieder um. In seinen
Händen lag der Blaster, doch er feuerte nicht, sondern blickte stumm in
das schöne Gesicht Marian Williams, die sich ebenfalls dem Ausgang zugewandt
hatte und genau in diesem Augenblick von einem Dutzend Laserstrahlen durchbohrt
wurde.
Sonja fiel nun doch. Sentenza warf sich schützend über sie. Gleißende
Lichtfinger strichen über das Deck. Dann endlich schloss sich das Sicherheitsschott,
und die Laserblitze prallten an dem gepanzerten Glas ab. Einen schweren Beschuss
hätten sie vermutlich nicht überstanden, aber die Soldaten der Liebenfels waren offenbar nicht daran interessiert, ihre Gegner zu töten, sondern
wollten nur verhindern, dass ihnen jemand in die Quere kam. Das Schott zur Transportkabine
schloss sich, und nur einen Augenblick darauf fegte die Kapsel durch die vakuumversiegelte
Röhre davon.
Sentenza blickte auf – und spürte DiMersis Hände, die sich gegen
seine Brust stemmten und ihn von ihr wegdrückten.
»Lassen Sie mich«, ächzte sie mit einem Anflug von Zorn in der
Stimme.
Der Captain runzelte verwundert die Stirn. Gerade noch hatte er ihr Leben gerettet,
und sie wies ihn schroff von sich. Dabei hatte er eigentlich gedacht, dass sich
ihr Verhältnis in letzter Zeit gebessert hatte und Sonja ein wenig aufgetaut
war. Offenbar hatte er sich geirrt, was ihn ein bisschen schmerzte.
»Trooid!« Sonjas lauter Aufschrei riss Roderick Sentenza aus seinen
einsamen Überlegungen heraus, die ohnehin in dieser Situation fehl am Platze
waren. Er fuhr herum, kam gleichzeitig mit DiMersi auf die Beine und sah in
Trooids Richtung.
Der Droide stand vor dem verschlossenen Sicherheitsschott und starrte reglos
in den dahinter liegenden Aufenthaltsraum, wo Dr. Marian Williams zuckend auf
dem Boden lag. Ihr Brustkorb war aufgerissen und offenbarte den elektronischen
Inhalt aus verschmorten Kabeln und funkensprühenden Chips und Leitungen.
Der lebendige Ausdruck in ihren Augen war längst erloschen; das,
was sich von ihr noch bewegte, waren Reflexe ihrer mechanischen Gelenke, ausgelöst
durch einzelne elektrische Impulse der Restenergie in ihrem Körper. Die
Androidin war irreparabel verloren.
Trooids Augen hatten die Androiden-Kollegin starr fixiert. Sentenza blickte
ihn von der Seite her fragend an.
»Alles in Ordnung, Arthur?«, fragte Sonja DiMersi.
Der Droid antwortete nicht. Da registrierte Sentenza die Einschusslöcher
im Brustbereich des künstlichen Mannes. Mindestens ein halbes Dutzend Laserstrahlen
hatten ihre Ziele in seinem Körper gefunden. Es roch nach verschmortem
Plastik und angesengtem Metall. Leichter Rauch kräuselte sich aus den Löchern
in Uniform und Körper des Androiden.
»Verdammt!«, stieß Captain Sentenza hervor. »Sie sind verwundet,
Trooid!«
Sonja wollte sich die Beschädigungen näher ansehen und drängte
sich an Sentenza vorbei, doch als sie Hand anlegen wollte, hob Arthur Trooid
einen Arm und trat einen Schritt beiseite.
»Ich bin in Ordnung«, sagte der Android irgendwie abwesend, als wäre
er nicht ganz bei der Sache – und wenn man in seine Augen sah, erkannte
man auch den Grund dafür. Er trauerte! So unglaublich dies auch klang,
irgendwo mussten seine elektronischen Schaltkreise einen Impuls erzeugt haben,
der dem Gefühl menschlicher Trauer ziemlich nahe kam.
»Statusbericht, Trooid!«, fauchte Sonja, die ebenfalls bemerkt hatte,
was mit dem Droiden nicht stimmte. Sie war keine Spezialistin auf dem Gebiet
der künstlichen Intelligenz, aber sie wusste, dass etwas im Rechengehirn
des Mannes nicht so ablief, wie es sein sollte.
»Wir verlieren ihn«, sagte sie resigniert.
»Ich bin in Ordnung«, erwiderte Trooid.
Sentenza trat vor, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn, als
wolle er einen Menschen aus seinem Schockzustand befreien – und der Android
reagierte fast menschlich, als er den Captain mit roher Gewalt beiseite stieß.
Sentenza taumelte über das Deck, prallte mit dem Rücken gegen die
Wand des Korridors und ächzte. Sonja versuchte erst gar nicht, sich der
überlegenen Körperkraft Trooids in den Weg zu stellen, als er sich
am Öffnungsmechanismus des Sicherheitsschotts zu schaffen machte. Sie ging
zu Sentenza und half ihm auf die Beine.
»Was hat er vor?«, bellte der Captain
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