Rettungskreuzer Ikarus Band 019 - Die Knotenwelt
Höhe, verdunkelte alles um Jason herum.
»Wir sollten uns treffen!«, erklangen die Worte wie aus weiter
Ferne. Der riesige graue Kopf beugte sich über Jason. Die roten Augen blinkten
auf, flackerten – unvermittelt löste sich das Implantat aus der rechten
Augenhöhle und fiel auf Jason zu.
Langsam wuchs die rote Kugel zu einem gigantischen, übermannsgroßen
Etwas an, wölbte sich über dem Knienden, der sich nicht bewegen konnte.
Um ihn herum zuckten Blitze an der Innenfläche der Kugel.
Draußen spazierte Shilla umher. Sie schaute in seine Richtung, sah
ihn aber offensichtlich nicht.
Dort schienen Taisho und Sessha nach ihm zu suchen. Sie liefen direkt auf
ihn zu, er wollte aufschreien, winken, doch wie gefesselt kniete er auf dem
rot leuchtenden Boden.
Das Rot zog sich um Jason zusammen. Die ihn umschließende Halbkugel
wurde kleiner und kleiner, bis sie ihn schließlich wie ein hautenger Anzug
umhüllte. Doch der Schrumpfprozess setzte sich fort. Das Rot drang in seinen
Körper, wurde eins mit Jason Knight und verwandelte ihn ...
4.
Jason fuhr auf. Das verschwitzte Laken hatte sich um seinen Körper gewickelt,
und es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich darauf befreit hatte.
Ein Druck auf das Sensorfeld, und das Fenster öffnete sich. Der Himmel
war noch immer von hell leuchtendem Rot erfüllt. Da Jason sich aber erholt
und einigermaßen ausgeruht fühlte, konnte das unmöglich noch
der Abendhimmel sein.
Kurze Zeit später fanden sich Sessha, Taisho und Jason in dem Aufenthaltsraum
des Hotels an einem runden weißen Tisch zusammen. Sessha hatte den bisher
so hilfreichen Prospekt in die Mitte des Tisches gelegt, während sie die
synthetischen Nahrungsmittel aßen.
Jason wollte gerade nach dem Prospekt greifen, als Taisho ihn weg zog und auf
die kleine Ausbuchtung in dem Tisch deutete.
»Nachrichten«, ließ er mit vollem Mund vernehmen. »Vielleicht
ja ganz hilfreich.«
Er drückte in die Ausbuchtung, und eine Art holografische Informationsschrift
erschien vor jedem der Drei.
»Scheint tatsächlich darauf zu reagieren, wie viele Personen da sitzen«,
murmelte Jason und versuchte dann zu entziffern, was in dieser Zeitung zu lesen war. Nach kurzer Zeit gab er auf.
»Taisho? Im U-Bahnhof war es ja noch kein Problem, das Ticket zeigte auch
nur sinnlose Buchstabenkombinationen oder eine Zeit an, die Sensorfelder hier
im Hotel haben halbwegs verständliche Symbole, aber das da«, er deutete
auf das Hologramm, »das da ist absolut unverständlich. Sorry. Kann
ich nix mit anfangen.«
Taisho betrachtete ihn stirnrunzelnd.
»Aber du hast doch schon ... Warte mal. Lass mich mal sehen.«
Er stand auf – womit sofort das Hologramm an seinem Platz erlosch –
und trat hinter Jason.
»Oh, verdammt, das ist ein Fehler im System. Sieht mir rayonisch aus. Nicht
sehr weit verbreitet aber ...« Taisho beugte sich an Jason vorbei und schlug
kräftig mit der flachen Hand auf den Tisch. Das Hologramm wurde unscharf.
»Na toll, jetzt kann ich mir nicht mal mehr die Comics ansehen«, meinte
Jason säuerlich grinsend.
»Drück mit einem Finger hier in diese Ausbuchtung vor deinem Platz«,
sagte Taisho, ohne auf das für ihn unverständliche Gefasel Jasons
einzugehen.
Jason tat wie ihm geheißen, und einen Moment später, entstand das
Hologramm neu und auch für ihn lesbar über der Tischplatte.
Eine Zeit lang herrschte Stille in dem »Frühstücksraum«.
Die Drei scrollten sich durch die diversen Seiten des Anzeigers und versuchten,
einen Ausgangspunkt für ihre nächsten Schritte zu finden.
Sessha war es, die das Schweigen brach.
»Das kann doch nicht sein? Das ist doch ... Seht euch das an! Hier steht
es. Ansarek – Feierlichkeiten zum Todestag. Erinnerungen an einen Mann,
der uns viel zu geben hatte. Heute, in ungefähr acht Stunden, im Roten
Burash. Wie kann das sein? Der Name dürfte doch auch den Angeli bekannt
sein. Wie können sie so etwas zulassen? Ist das eine Falle? Eine Überprüfung?«
»Ignoranz«, warf Taisho ein. »Nichts anderes als Ignoranz. Die
Angeli kümmert es nicht, was wir treiben, wie wir leben. Das einzige was
sie interessiert, ist das Befolgen der Befehle ihres Meisters, des Nexus'. Selbst
hier, auf einer Knotenwelt, wo es ein Refugium geben soll, in dem sich ab und
zu Angeli aufhalten, ist es ihnen egal.«
»Aber durch unsere Aktionen. Die Vernichtung von Transportern da draußen«,
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