Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rettungslos

Titel: Rettungslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: van der Vlugt Simone
Vom Netzwerk:
Hintergrund hört sie einen Drucker rattern und fragt automatisch, ob sie störe.
    Â»Nein, keineswegs. Das heißt, ich arbeite gerade, aber du darfst mich jederzeit stören, das weißt du doch! Ich war nur kurz irritiert, weil eine unbekannte Nummer angezeigt wurde.«
    Â»Ich habe ein neues Handy. Das alte ist nass geworden. Alex, ich bin im Krankenhaus.«
    Â»Im Krankenhaus? Was ist los?«, fragt er besorgt.
    Â»Ich bin mit dem Auto in den Kanal gefahren.«
    Sie hört, wie Alexander erschrocken die Luft einzieht. »O Gott«, sagt er dann. »Wie ist denn das passiert?«
    Â»Keine Ahnung. Ich muss die Kontrolle über den Wagen verloren haben und mit dem Kopf aufs Lenkrad geschlagen sein. Ich habe blaue Flecken an der Stirn und außerdem eine Gehirnerschütterung. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ein Passant hat den Unfall mit angesehen, ist ins Wasser gesprungen und hat mich aus dem Auto gezogen, als es bereits auf den Grund gesunken war.«

    Â»O Gott«, sagt Alexander tief bestürzt. »Hast du mit dem Mann gesprochen?«
    Â»Nein, noch nicht. Aber ich will ihn demnächst anrufen.«
    Â»Das solltest du unbedingt tun. Es ist ein Wunder, dass du überlebt hast. Weißt du schon, wann du nach Hause darfst?«
    Â»Wahrscheinlich morgen. Heute wollen sie mich noch hierbehalten wegen der Infektionsgefahr.«
    Â»ARDS«, sagt Alexander prompt. »Damit ist tatsächlich nicht zu spaßen. Man kann im Nachhinein eine lebensgefährliche Lungenentzündung bekommen.«
    Â»Inzwischen besteht kaum noch Gefahr, sonst dürfte ich ja nicht nach Hause.«
    Â»Kann ich dich vorher noch besuchen?«
    Â»Freek und die Kinder sind oft hier.«
    Nach kurzem Schweigen sagt Alexander leise: »Senta, am liebsten würde ich sofort ins Auto steigen, das weißt du doch, oder?«
    Â»Ja …«
    Â»Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, lass es mich wissen.«
    Â»Denk an mich und drück mir die Daumen, dass ich keine Lungenentzündung bekomme.«
    Â»Das sowieso, außerdem denke ich ständig an dich. Ich liebe dich.«
    Senta lächelt, dann zuckt sie zusammen, weil eine Schwester ins Zimmer kommt. »Ich muss auflegen.«
    Â»Mach’s gut, ich melde mich wieder«, sagt er.

    Abends, nach der Besuchszeit, ruft er an und will diesmal genau wissen, woran sie sich noch erinnern kann und wie sie die Zeit im Koma erlebt hat.
    Â»Warst du völlig weg oder hast du etwas mitbekommen?«, fragt er interessiert.
    Â»Ich hatte das Gefühl, in einem dunklen, unermesslich tiefen Meer zu schwimmen, und wurde wie von einem Magneten nach unten gezogen. Manchmal konnte ich mich zur Oberfläche vorkämpfen, und dann waren da Stimmen und andere Geräusche. Ich wusste genau, dass ich die Oberfläche durchdringen musste, schaffte es aber lange nicht, sondern wurde immer wieder in die Tiefe gesogen.«
    Â»Konntest du hören, was im Zimmer gesprochen wurde?«
    Senta erzählt. Alexanders Interesse tut ihr gut, und sie redet sich von der Seele, was sie in den einsamen Stunden empfunden hat.
    Nach dem Gespräch ist sie todmüde, kann aber trotzdem nicht einschlafen. Alexanders detaillierte Fragen haben sie aufgewühlt. Freek hat sich mit Fragen sehr zurückgehalten, wohl aus Angst, sie zu überanstrengen oder zu verstören. Doch in seinem Blick hat sie immer wieder gelesen, welche Katastrophe es für ihn bedeutet hätte, wenn sie ertrunken wäre.
    Seufzend dreht Senta sich um. Etwas irritiert sie an Alexander, aber sie weiß nicht genau was. Erst als sie eindöst, auf der Schwelle zwischen Wachen und Schlafen, weiß sie, was es ist.

29
    Um ein Haar hätte Lisa die Kaffeetasse fallen lassen. »Nein!«, sagt sie energisch. »Das kommt überhaupt nicht infrage!«
    Es amüsiert Kreuger sichtlich, dass sie glaubt, ihm Vorschriften machen zu können, sein Lachen klingt hämisch.
    Rasch lenkt Lisa ein und versucht es mit Argumenten: »Was versprichst du dir davon, ein Kind mitzunehmen? Für dich wäre Anouk doch nur ein Klotz am Bein. Sie ist krank, und wenn sie heult, würdest du mit ihr bloß auffallen. Du solltest lieber allein fahren. Ich gebe dir, was du brauchst: mein Auto, Essen, Kleidung, Geld … egal was. Wir können gleich nachher zur Bank fahren, ich habe Ersparnisse.«
    Â»Das ist ja ausgesprochen nett von dir«, sagt Kreuger ungerührt. »Wirklich

Weitere Kostenlose Bücher