Return Man: Roman (German Edition)
Und wissen Sie was, ich glaube sogar, dass es funktionieren könnte. Vielleicht ist es nicht richtig, aber es könnte funktionieren.«
Sie zog eine Schnute und tat, als wäre sie beleidigt. » Es wäre doch richtig«, wandte sie ein. » Sie haben das Handy doch nicht etwa gestohlen, oder?«
» Nein.«
» Na also. Dann ist es nicht falsch. Falls überhaupt, wäre es die Wiedergutmachung für ein Unrecht, das man Ihnen angetan hat.«
Er warf wieder einen Blick auf den jungen Mann. Doch der schenkte ihnen nach wie vor keine Aufmerksamkeit. » Sollten wir nicht etwas leiser sprechen?«
» Ach, der hört doch gar nicht zu«, sagte sie und machte eine abfällige Geste in Richtung Theke. An ihrem Ringfinger steckte ein in Kupfer gefasster Rauchkristall. Die anderen Finger waren unberingt.
» In Ordnung«, sagte Marco. » Ich wüsste das sehr zu schätzen. Aber nur, wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht.«
» Natürlich nicht«, sagte sie. » Ich wollte den Kassenbon schon wegwerfen. Es stehen aber noch ein paar andere Posten darauf. Deshalb sagte ich mir, ich sollte ihn lieber noch aufheben. Jetzt bin ich froh darüber.«
» Ich auch.« Er ließ diese Aussage vielsagend nachhallen und streckte dann verstohlen die Hand aus. » Schnell. Er wird jeden Moment fertig sein.«
Sie lachte und gab ihm einen kleinen weißen Zettel aus ihrer Handtasche. » Sie haben einen Hang zum Dramatischen«, stellte sie fest.« Jetzt sagen Sie nur nicht, dass Sie Schauspieler sind.«
» Mein Gott, nein«, dementierte er etwas zu heftig. Sie hob die Augenbrauen, und er spürte, dass er einen Fauxpas begangen hatte. » Ich wollte damit nur sagen…«, sagte er, doch bevor er die Äußerung abzuschwächen vermochte, ertönte hinter ihm eine Stimme.
» Mein Herr, waren Sie derjenige mit dem Handy?«
» Ja, das bin ich«, sagte Marco und hielt die Quittung hoch– die » Quittung des Schicksals«, wie Danielle sie später nannte– und wedelte damit in der Luft. » Sie werden nicht glauben, was ich gerade gefunden habe.«
Wenige Minuten später hatte er das Geld– fünfundsechzig Dollar. Der junge Mann strich auf dem Beleg das Handy mit einem Rotstift durch, bevor er ihn Marco zurückgab. Marco ging zu der Frau zurück, die noch immer in der Schlange stand.
» Noch einmal vielen Dank«, sagte er zu ihr. » Sie haben etwas gut bei mir.« Dann wollte er ihr die Quittung geben, doch sie drückte sie ihm mit einem Kopfschütteln wieder in die Hand.
» Behalten Sie sie«, sagte sie. » Oh Gott, jetzt wird es aber peinlich.«
Sie verdrehte die Augen und hielt sich lachend die Hand vors Gesicht. » In Ordnung, dann sage ich es Ihnen lieber gleich. Sie haben es nicht bemerkt, aber ich habe meine Telefonnummer auf die Rückseite geschrieben. Während ich noch in der Schlange wartete und bevor ich überhaupt das erste Wort mit Ihnen gewechselt hatte. Das war alles Teil eines raffinierten Plans.«
Marco wurde rot. Die Quittung zitterte in seiner Hand wie ein Zauberkasten-Artikel, der gleich in Flammen aufgehen würde. Er widerstand dem Drang, den Zettel umzudrehen und sich zu vergewissern, dass sie auch die Wahrheit sagte.
» Oh«, sagte er. Sein Herz schlug ein paar Takte schneller. » Danke.« Obwohl er nur Unsinn daherredete, schien sie erfreut. Sie lächelte anmutig, als hätte sie ihr schönstes Gesicht nur für diesen Moment aufgespart, und reichte ihm die Hand.
» Gern geschehen«, sagte sie fröhlich. » Ich heiße Danielle.«
Er steckte die Quittung in die Tasche und ergriff dann ihre Hand. Sie fühlte sich wie ein weiches Blatt an. » Henry«, sagte er.
So hatte er Danielle also kennengelernt. Eine schöne » Kennenlern-Geschichte«, wie sie es nannte. Jede Ehe hat sozusagen ihren eigenen Gründungsmythos, und Danielle wurde nicht müde, den ihren zu erzählen. Sie war, wie er dann erfuhr, eine Schauspielerin und hatte auch schon in Filmen mitgespielt, an die er sich vage erinnerte– Photo Album, Pearls und Next to Nothing –, obwohl er eigentlich kein begeisterter Cineast war. Ihre Hollywoodfreunde waren ein träumerischer Haufen, der immer über das Wunder des Universums staunte. Wenn bei Dinner-Partys das Gespräch auf das Schicksal kam, führte Danielle ihre Begegnung mit Marco als Beweis an, während er sich betont sachlich gab– er wandte dann ein, dass das nur Zufall gewesen sei, worauf er immer ausgebuht und mindestens von einem der Anwesenden mit einem Sofakissen beworfen wurde.
Das war nämlich die Ironie: Er hatte
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