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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Plötzlich wurde ihm auch klar, woher der ekelhafte Gestank kam, den er in der Dunkelheit wahrgenommen hatte.
    Der Boden war mit verflüssigten Rattennestern, Kot und Urin bedeckt; er war mitten in eine Kolonie hineingestolpert. So lief das also in dieser postapokalyptischen Welt: Fliegen beherrschten die obere Ebene, und Ratten tummelten sich in einem Unterkönigreich aus verfaultem Gemüse und verdorbenen Nahrungsmitteln. Braune haarige Leiber huschten über die Tresen– sie wurden vom Licht und dem Lärm erschreckt und suchten einen sicheren Unterschlupf.
    Keine schlechte Idee, dachte er. Ich könnte auch einen Unterschlupf gebrauchen.
    Ein totes Ehepaar tauchte aus dem Treppenhaus auf. Mann und Frau trugen im Partnerlook rote Sweatshirts, die mit dem Emblem der Universität von Arizona verziert waren. Ein weiterer Mann folgte ihnen und dann noch einer. Erschrocken zog Marco sich hinter eine Kücheninsel aus Edelstahl zurück. Er ging an drei Regalen vorbei, die mit Dosensuppen, Obstkonserven und Nudeln bestückt waren– da kann Wu sich ein Festmahl zusammenstellen, falls er nicht schon tot ist –, und blieb vor dem zerbrochenen Fenster stehen. Die Scherben knirschten unter seinen Füßen.
    Das Fenster war zwar nicht groß, aber immer noch groß genug, um als Fluchtweg zu dienen. Mit der Brechstange schlug er schnell das restliche Glas heraus und wischte die Scherben von der Fensterbank.
    Da kam die männliche Leiche um die Kücheninsel gelaufen; sie war schneller als die anderen. Marco hob die Glock und feuerte. Die Ratten ergriffen mit einem panischen Quieken die Flucht, und die Leiche wurde zurückgeschleudert. Sie hatte einen Treffer ins Gesicht bekommen. Stücke des Schädels verteilten sich wie Eierschalen auf der Arbeitsplatte. Schwarzer Schleim ergoss sich über das Uni-Emblem auf der Brust und durchtränkte die Baumwolle.
    Die Frau stieg über die Leiche hinweg. Weitere Leichen kamen die Treppe herunter. Es herrschte inzwischen ein ziemlicher Andrang in der Küche– zehn, fünfzehn Leichen, die um die lange Kücheninsel auf ihn zukamen.
    Es ist verdammt noch mal Zeit zu verschwinden.
    » Wu!«, rief er noch einmal voller Hoffnung. Aber es kam keine Antwort.
    Verdammt. Marco zögerte, doch er hatte keine Wahl. Er hielt sich am Fensterrahmen fest und schob den Oberkörper durch die Öffnung…
    …und stieß einen Schrei aus, als verweste Hände nach seinem Gesicht griffen. Es waren auch Leichen draußen vor dem Zug. Er baumelte zur Hälfte aus dem Fenster und befürchtete, jeden Moment den Halt zu verlieren und in die Menge zu fallen. Fünfzig bis sechzig tote Passagiere aus den Personenwaggons. Sie mussten den Jeep gehört haben, aus dem Zug ausgestiegen sein– er erinnerte sich an die offene Tür im hinteren Schlafwagen– und sich, durch den Aufruhr angelockt, hier neben dem Speisewagen versammelt haben. Gott sei Dank war das Fenster fast zweieinhalb Meter über dem Boden. Sonst hätten sie sich ihn schon längst geschnappt. Keuchend strampelte er mit den Beinen und zog sich wieder in die Küche zurück.
    So viel also zu einem leichten Ausstieg.
    Die Glock hatte noch zehn Schuss im Magazin. Ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der Menge da draußen. Und hier würde ihm das auch nicht mehr viel nützen. Die Leichen drängten sich bereits in der Küche, und über sich hörte er noch weitere knarrende Schritte, noch mehr ersticktes Gurgeln und Stöhnen. Sein Herz raste wie der Sekundenzeiger einer Stoppuhr.
    Lass dir was einfallen.
    Die Frau im Sweatshirt berührte ihn an der Schulter.
    Mach schnell!
    Er ließ sich fallen und hechtete unter die stählerne Tischplatte. Scheiße, sagte er sich, als er erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Ein schlechter Zug, Henry. Die Leichen hatten die Kücheninsel inzwischen umzingelt. Er lugte unter dem Tisch hervor und sah, dass er auf allen Seiten von spindeldürren toten Beinen umringt war, die wie die Stangen eines Käfigs anmuteten.
    Die Frauenleiche im Sweatshirt beugte sich nun unter den Tisch. Ein Pferdeschwanz, der inzwischen eher wie ein Wischmopp aussah, baumelte an ihrem Kopf. Marco schoss ihr in die Wange. Der Pferdeschwanz peitschte durch die Luft, als der Kopf zurückgerissen wurde und die Leiche zusammensackte.
    Er hatte noch neun Schuss übrig.
    Ich brauche einen neuen Plan – mach hin, mach hin …Seine Hände zitterten durch einen Adrenalinschub. Eine unbrauchbare Idee jagte die andere, und dann war die Zeit für ihn abgelaufen.

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