Revanche - Exposure
Arme, knuddelte sie und ließ sich einen feucht schmatzenden Guten-Morgen-Kuss verabreichen. Dabei klebte ihr Blick an Elvis. Bekleidet war er eine eindrucksvolle Erscheinung. Fast nackt mutete er wie eine griechische Statue an, mit seinen breiten Schultern, der ausgeprägten Schenkel- und Wadenmuskulatur. Dieu , auf seiner Brust wuchs weicher Flaum, der sich über dem straffen Waschbrettbauch zu einer schmalen Linie verjüngte und unter dem tief sitzenden Shortsbund verschwand. Mein Gott, er sah … er sah phänomenal gut aus.
Sie schüttelte hilflos den Kopf. Einfach umwerfend.
»Morgen«, brummelte er. Er strebte zum Schrank, zog
ein langärmliges Baumwollhemd vom Bügel. »Mmh, Sie haben Kaffee gemacht«, sagte er. »Super. Vor der ersten Tasse bin ich nämlich nichts wert.« Als sie ihn nur anstarrte, setzte er unsicher hinzu: »Es duftet herrlich.«
»Ja.« Sie riss sich aus ihrer Faszination. »Ich - ähm - ich zieh mich nur eben an.« Sie stellte Gracie mit einem zärtlichen Klaps auf den Po zu Boden und steuerte in Richtung Bad, froh, dass er endlich das Hemd überzog. Er ließ es zwar leger offen, aber immerhin bedeckte es seine Blößen halbwegs. Vielleicht hatte sie ja das Glück, dass er bei ihrer Rückkehr bereits korrekt in Uniform herumlief.
»Ich hab Sheriff Elbis’ Penis gesehen, Mommy«, verkündete Gracie strahlend. »Ganz schön groß, wie bei dem Hengst, den wir mal gesehen haben, weißt du noch, Maman ?«
Auf Emmas Zügen malte sich Entsetzen. Wie eine Furie schnellte sie zu Elvis herum. Ihre Lippen formten das Wort » nein «. Elvis wurde knallrot im Gesicht. Die Narbe auf seiner Wange zuckte unkontrolliert. Kopfschüttelnd stammelte er: »Emma, es ist nicht, wie Sie denken … Ich musste mal dringend … Herrgott, sehen Sie mich nicht so an. Es war völlig harmlos. Das schwöre ich Ihnen.«
Gracies Stimme überlagerte seine. »Viel größer als bei Großpapa.«
Emma erstarrte. Eine eisige Klammer legte sich um ihr Herz. Mon Dieu, das nicht auch noch. Bitte, bitte nicht! Wie in Trance wandte sie sich zu der Kleinen. »Wann hast du denn Opas Penis gesehen, Grace Melina?«, erkundigte sie sich betont beiläufig.
»Mmh.« Gracie zuckte mit den Achseln. »Schon oft.«
Emma leckte sich über die papiertrockenen Lippen.
»Und - ähm - was machte er da, als du ihn gesehen hast, Chéri ?«
Gracie strahlte sie unbefangen an. »Dasselbe wie Elbis, Dummchen. Pipi.« Irgendetwas fand sie wohl besonders komisch, denn sie kicherte verschmitzt. »Hm, bei Opa geht’s ganz fix. Sheriff Elbis kann gaaanz lange Pipi machen!«
Emmas Kehle entwich ein erleichterter Seufzer. Gefolgt von einem nahezu hysterischen Lachkrampf. Tränen traten ihr in die Augen, und sie spähte hastig aus dem Fenster.
»Komm, ich helf dir beim Anziehen, Gracie«, schlug Elvis ruhig und bestimmt vor. »Zeigst du mir, was du heute anziehen möchtest?«
»Okay.« Sie hüpfte zu der geöffneten Reisetasche. »Shorts.«
»Shorts, hm? Geht klar, nachdem es draußen endlich sommerlich wird. Was hältst du von den gelben?«
»Schön!« Sie kramte in der Tasche herum. »Und Hemd und Höschen und Söckchen.« Sie zeigte ihm ein T-Shirt mit gelbem Streublümchenmuster. »Gefällt dir das?«
»Ja, sehr. Okay, dann haben wir ja alles zusammen. Komm her.« Er breitete ihre Sachen auf dem Bett aus und klopfte auf das Laken, damit sie hinaufkletterte. »Ich hab nicht viel Erfahrung mit solchen Dingen, also musst du mich ein bisschen unterstützen. Wie heißt denn das rosafarbige Schweinchen auf deinem Schlafanzug?«
»Miss Piggy.«
»Ah? Gut, dann ziehen wir Miss Piggy jetzt aus, ja?«
Als das Kind fertig angezogen war, standen Elvis die Schweißperlen auf der Stirn. Gracie half ihm zwar gern, aber leider nicht sehr ausdauernd. Zwischendurch kugelte
sie sich über das Bett oder ging halb angezogen im Zimmer spazieren, weil sie irgendetwas Interessantes entdeckt hatte. Er wischte sich verstohlen mit dem Arm übers Gesicht und stand auf. Gracie sprang vom Bett.
»Da, für Sie«, vernahm er eine leise Stimme hinter sich. Als er sich umdrehte, stand Emma barfuß vor ihm. Sie trug ein weißes Seidennachthemd und darüber die wuchtige Lederjacke. Sie hielt ihm eine Tasse Kaffee hin. Unwillkürlich grinste er. Die Jacke war ein verflucht schlechter Ersatz für einen Bademantel. Zumal das dicke, schwere Leder die feminine Eleganz der weichfließenden Seide zusätzlich hervorhob. Und ihren göttlichen Körper.
Er nahm ihr die Tasse ab.
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