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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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genug.«
    »Nein, aber du hast die Auswahl von sechs auf zwei Möglichkeiten reduziert. Das ist ein gewaltiger Fortschritt.«
    »Er hat Recht«, sagte Childe. »Celestine, Sie dürfen sich nicht mit Selbstvorwürfen zerfleischen. Ohne Sie wären wir niemals so weit gekommen. Und nun drücken Sie auf das andere Symbol – das Sie ursprünglich für das richtige hielten – danach bringen wir Forqueray ins Basislager zurück.«
    Der Ultra sah ihn aufgebracht an. »Mir geht es gut, Childe. Ich kann weitermachen.«
    »Das mag schon sein, dennoch ist es Zeit für einen vorläufigen Rückzug. Wir werden Ihren Arm versorgen, wie es sich gehört, und anschließend kehren wir mit leichteren Anzügen zurück. Mit denen hier kommen wir ohnehin nicht mehr weit – und ohne jede Panzerung möchte ich die Expedition nicht unbedingt fortsetzen.«
    Celestine wandte sich wieder der Tür zu. »Ich kann auch bei dieser Lösung nicht garantieren, dass sie richtig ist.«
    »Das müssen wir riskieren. Drücken Sie einfach so lange der Reihe nach – immer die wahrscheinlichste Lösung zuerst –, bis uns der Turm den Weg zurück zum Einstieg freigibt.«
    Sie legte die Hand auf das Symbol, das ihre erste Wahl gewesen war, bevor sie die Aufgabe eingehender analysiert und eine Phantomfalle gesehen hatte.
    Wie immer gab der Blutturm sein Urteil über unsere Entscheidung erst mit einiger Verzögerung ab. Wir hielten den Atem an und warteten gespannt, ob die Speere wiederkämen … aber für diesmal blieben wir von weiteren Strafen verschont.
    Die Tür ging auf, der nächste Raum lag vor uns.
    Aber wir traten natürlich nicht ein, sondern machten kehrt und durchquerten in umgekehrter Richtung ständig abwärts gehend die Räume, die wir bereits geschafft hatten. Die ersten Rätsel erschienen uns verglichen mit den Aufgaben kurz vor dem Angriff so kindisch einfach, dass wir fast darüber lachen mussten.
    Tür um Tür öffnete und schloss sich, die Luft wurde zusehends dünner, und die Wände des Blutturms kühlten ab. Irgendwann erschien er uns nicht mehr wie ein Lebewesen, sondern wie eine uralte Maschine von dumpfer Bösartigkeit. Zwar erzitterte der Boden noch immer unter den fernen, pulsierenden Atemzügen, doch jetzt waren die Schwingungen leiser und langsamer: der Turm ließ uns wissen, dass er uns wahrnahm und dass wir ihn mit unserem Rückzug vielleicht ein klein wenig enttäuschten.
    »Hör zu, du Dreckskerl«, sagte Childe. »Wir ziehen ab, aber nicht für immer. Wir kommen wieder, verstanden?«
    »Nimm es doch nicht persönlich«, sagte ich.
    »O doch«, sagte Childe. »Ich nehme es sogar sehr persönlich.«
    Wir hatten den ersten Raum erreicht und ließen uns durch das Einstiegsloch fallen. Die kurze Strecke bis zum Shuttle legten wir im Flug zurück.
    Draußen war es dunkel.
    Wir hatten mehr als neunzehn Stunden im Blutturm verbracht.

Vier
     
     
    »Es geht so«, sagte Forqueray und bewegte seinen neuen Arm hin und her.
    »Es geht so?« Trintignant war tödlich beleidigt. »Dieser Arm ist ein Meisterstück, mein Bester; ein Kunstwerk! Sie werden so etwas sicher nicht so leicht wieder finden, es sei denn, ich müsste noch einmal eine solche Operation durchführen.«
    Wir saßen im Shuttle, das immer noch auf Golgatha stand. Es war ein plumper, aerodynamisch geformter Zylinder, der mit dem Schwanz voraus gelandet war und anschließend um sich herum acht Blasenzelte entfaltet hatte: sechs als Unterkünfte für die Teilnehmer an der Expedition, ein Gemeinschaftszelt und eine komplett eingerichtete Krankenstation mit allem, was Trintignant für seine Arbeit brauchte. Zumindest mich – der ich von solchen Dingen natürlich wenig Ahnung hatte – hatte es überrascht, dass die Produktionsanlagen des Shuttles die verschiedenen cybernetischen Bauteile, die der Doktor verlangte, ohne weiteres bereitgestellt hatten. Die chirurgischen Instrumente, über die er verfügen konnte – blitzende, halbintelligente Gebilde, die ihm jeden Wunsch erfüllten, kaum dass er ihn ausgesprochen hatte –, entsprachen so weit dem neuesten Stand der Technik, wie man das vernünftigerweise erwarten konnte.
    Forqueray öffnete und schloss mehrmals die Prothese, einen blanken Metallhandschuh. »Dennoch wäre es mir lieber gewesen, Sie hätten mir meinen alten Arm wieder angenäht«, sagte er.
    »Das wäre ein Verfahren von fast schon beschämender Banalität gewesen«, sagte Trintignant. »Man hätte natürlich in wenigen Stunden eine neue Hand züchten und

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