Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
bestätigen?«
    »Er wird vermisst«, kam die Antwort. »Aber ob er es wirklich ist, können wir erst in ein paar Minuten mit Sicherheit sagen.«
    »Ich rechne nicht mit einer Überraschung. Weir stand bereits unter Verdacht, Amesha. Wir warteten nur darauf, dass er irgendetwas anstellte.«
    »Tatsächlich?« Vielleicht täuschte sie sich, aber Crane klang aufrichtig überrascht. »Wieso? Was hatte er denn getan?«
    »Das wissen Sie nicht?«
    »Nein …« Crane verstummte.
    »Er war einer von uns«, sagte Matsubara. »Ein guter … Delegierter. Wir hatten keinen Anlass, ihm zu misstrauen.«
    Wieder war Naqi nicht sicher, aber sie hatte den Eindruck, als hätte Matsubara nicht ›Delegierter‹ sagen wollen, sondern etwas anderes, das eher wie ›Adept‹ klang.
    Crane kam ans Funkgerät zurück. »Bitte tun Sie, was Sie können, um ihn zu fassen, Naqi. Die Sache ist uns sehr peinlich. Er darf keinen Schaden anrichten.«
    Naqi brachte den Motor auf Touren und verzichtete darauf, kleineren Flecken organischer Materie auszuweichen. »Nein«, sagte sie. »Das darf nicht geschehen.«

Drei
     
     
    Weiter vorne veränderte sich etwas.
    »Naqi?« Das war Jotah Sivaraksas Stimme.
    »Ja?«
    »Weir wird langsamer. Von hier sieht es aus, als hätte er den Rand des Knotens erreicht. Er scheint ihn umfahren zu wollen.«
    »Ich kann ihn noch nicht sehen. Er sucht wohl nach der besten Stelle, um hineinzuspringen.«
    »Aber damit wird er doch kein Glück haben?«, fragte Sivaraksa. »Die Schieber müssen in irgendeiner Weise Kooperationsbereitschaft zeigen. Wenn sie den Schwimmer nicht auffordern, ins Meer zu kommen, geschieht gar nichts.«
    »Vielleicht ist ihm das nicht klar«, sagte Naqi leise. Wie streng sich Weir an die bewährten Strategien zur Kontaktaufnahme mit den Schiebern hielt, war ihr gleichgültig. Selbst wenn die Schieber nicht kooperierten – selbst wenn Weir nur durch zähflüssiges grünes Wasser strampelte – konnte er gewaltigen Schaden anrichten, ohne es zu merken. Schon der vorgezogenen Schließung der Tore hatte sie nur widerwillig zugestimmt. Noch eine Störung, noch eine unerwünschte Veränderung der Versuchsanordnung würde sie auf keinen Fall dulden. Nicht, solange sie verantwortlich war.
    »Er hat angehalten«, sagte Sivaraksa aufgeregt. »Können Sie ihn schon sehen?«
    Naqi stand auf, obwohl das Boot dabei gefährlich schaukelte. »Warten Sie. Ja, ich denke schon. Ich schätze, in etwa einer Minute bin ich bei ihm.«
    »Und was dann?«, fragte Crane. »Ich sage es nur ungern, aber Weir könnte in diesem Stadium für vernünftige Argumente nicht mehr zugänglich sein. Eine einfache Aufforderung, das Wasser zu verlassen, wird nicht unbedingt Erfolg haben. Hm, haben Sie eine Waffe?«
    »Ja«, sagte Naqi. »Ich sitze darin.«
    Sie wagte noch nicht aufzuatmen, aber sie hatte zumindest das Gefühl, die Lage allmählich wieder in den Griff zu bekommen. Sie würde nicht zulassen, dass Weir den Knoten verseuchte, eher würde sie ihn töten.
    Jetzt hatte sie das Boot entdeckt, einen kleinen weißen Fleck, der immer wieder zwischen den grünen Tälern und Hügelchen auftauchte. Naqi malte sich im Geiste die Details aus. Um sich auf das Schwimmen vorzubereiten, würde Weir sich entkleiden, bis er nackt oder fast nackt war. Vielleicht hatte er dabei erotische Gefühle, aber ganz sicher hatte er Angst. Vielleicht zögerte er vor dem Sprung, stand noch einen Augenblick am Bootsrand, bevor er sich dem Wasser überließ. Aber wenn sein Wunsch so stark war, dass er ihn bis zu diesem Punkt geführt hatte, würde er kaum im letzten Moment aufgeben.
    »Naqi …«
    »Jotah?«
    »Naqi, er fährt weiter. Er ist nicht ins Wasser gesprungen. Es hatte nicht den Anschein, als wollte er überhaupt schwimmen.«
    »Er hat mich kommen sehen. Ich nehme an, er nimmt jetzt Kurs auf den nächsten Knoten?«
    »Mag sein …« Jotah Sivaraksa schien davon nicht überzeugt zu sein.
    Sie hatte das Boot wieder gefunden. Es fuhr schnell -viel schneller als vorher –, aber das kam ihr nur so vor, weil sie es jetzt auch von der Seite sehen konnte.
    Der nächste Knoten war eine ferne Insel vor dem Hintergrund des Ringwalls. Wenn das sein Ziel war, würde sie ihm die ganze Zeit über hart auf den Fersen bleiben. Wie stark sein Wunsch zu schwimmen auch sein mochte, er musste begreifen, dass sie jeden Versuch vereiteln konnte.
    Naqi schaute zurück. Über den beiden Türmen rechts und links der Lücke schwebte ein dünner Nebelschleier, der die

Weitere Kostenlose Bücher