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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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bitter und sagte dann etwas verlegen, um das Thema zu wechseln: »Aber das ist kein Pferd, das ist ein Elefant. Und Elefanten haben nur die Römer.«
    »Ich halte dich fest. Du brauchst keine Angst zu haben, daß du herunterfällst.«
    »Du wirst mir alle Knochen brechen«, schimpfte der Schmied, aber er schien nachzugeben und murmelte in seinen Bart: »Na ja, wenigstens hast du es eilig, zu Fafnir zu kommen.«
    Als Sigfrid ihn lachend auf Granis Rücken setzen wollte, rief Regin: »Warte! Ich muß mein Bündel holen.« Er öffnete das Tor und verschwand in der Höhle.
    Als der Zwerg mit einem Sack zurückkam, den Sigfrid hinter dem Sattel verstaute, bemerkte er, daß die Spitze von Regins lederner Schwertscheide daraus ragte.
    »Wirst du im Alter wieder ein Krieger?« fragte Sigfrid spöttisch. Selbst durch den dicken Wolfsmantel hindurch spürte er, wie Regin zitterte, als er ihn auf Granis Rücken hob, ehe er selbst aufsaß. Er trieb Grani mit einem leichten Schenkeldruck an und fragte dann: »Hast du vor, neben mir zu stehen, wenn ich gegen Fafnir kämpfe?«
    »Nein!« antwortete Regin wütend. Sigfrid sah, wie er seine Hände in Granis Mähne krallte. Der Hengst schüttelte den Kopf, schnaubte und wieherte.
    »Laß los, du tust ihm weh!« rief Sigfrid. »Du willst doch einen angenehmen Ritt, oder?« Er wartete, bis Regin die Mähne losgelassen hatte, dann legte er einen Arm um Regins Schulter und drückte ihn an sich. Grani fiel sofort in einen leichten Galopp. Regin schwieg, aber Sigfrid hörte durch den trommelnden Hufschlag und den pfeifenden Wind, daß er mit den Zähnen knirschte. Sie ritten zum Rhein hinunter und dann in den vom Schnee erhellten Schatten der Berge am Fluß entlang. Der Mond begann gerade zu verblassen, als der Himmel hell wurde. Ungeachtet der doppelten Last von Sigfrid und Regin galoppierte Grani so schnell, als habe er es ebenso eilig wie Regin, Sigfrid zu Fafnir zu bringen. »Wie lange werden wir brauchen, bis wir dort sind?« fragte Regin nach einer Weile, als das rosige Gold des Sonnenaufgangs an den Berggipfeln verblaßte und die Sonne am klaren Himmel höher stieg.
    »Bis zu Gripirs Grab habe ich zwei Tage gebraucht. Ich nehme an, bis zu deiner Schmiede dauert es noch einen Tag mehr und von da zum Drachenfelsen einen halben -vielleicht geht es schneller, wenn wir eine Fähre finden.«
    »Hmm.«
    »Wirst du mit einem Mal ungeduldig?« fragte Sigfrid scherzhaft. »Früher hast du mir doch immer Geduld gepredigt.«
    »Du hast dir viel Zeit gelassen«, erwiderte Regin, aber seine Gedanken schienen sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Es klang düster, als er hinzufügte: »Vielleicht zu lange. Jetzt hast du die ganze Kraft der Seele deines Vaters in dir, und das kann für mich...« Er brach plötzlich ab und stieß einen Schmerzenslaut aus, als habe er sich aus Versehen auf die Zunge gebissen. »Was?«
    »Vergiß, was ich gesagt habe, Sigfrid. Ich werde alt«, erwiderte der Schmied verdrießlich. »Wenn du auf diesem Weg bleibst, reiten wir mitten durch Worms. Und da wir gerade von Worms reden... Wie willst du denn das Burgunderland durchqueren, ohne daß Gunter dich ins Brautbett seiner Schwester zerrt?«
    »Wie? Schnell, würde ich meinen«, erwiderte Sigfrid und lachte. »Mit Grani brauchen wir weniger als einen Tag, um durch Gunters Gebiet zu reiten. Ich wette, wenn seine Boten ihm Bericht erstatten, sind wir bereits im Land der Franken.«
    »Boten?« schnaubte Regin. »Du meinst Spitzel. Und was ist mit Krimhild? Manche ihrer Knechte sind schneller als jeder, den ein Sohn Gebikas anheuern kann.«
    »Wovon redest du?«
    Regin brummte: »Dummkopf? Du weißt doch, daß sie magische Fähigkeiten hat. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie schon wüßte, wohin wir unterwegs sind. Wollen wir wetten, daß Hagen uns in der Grenzmarsch zwischen euren Ländern erwartet?«
    »Aber es weiß doch kein Mensch, wohin wir wollen«, sagte Sigfrid überrascht. »Ich habe niemandem ein Wort davon gesagt.«
    Regin drehte sich um und sah seinen Ziehsohn an. In seinen dunklen Augen brannte das schreckliche Feuer des Wahnsinns und loderte der alte Haß. »Du Dummkopf? Sie hat mir gesagt... sie hat mich gewarnt...«
    »Wovor hat sie dich gewarnt?« fragte Sigfrid unerschrocken. Der Schmied senkte den Kopf. Der Zorn verflog, und das Grau des Alters schien sich wie dünner Nebel über zerklüfteten Felsen auf Regins müdes Gesicht zu legen. Der Schmied blickte wieder nach vorne. Nach einer Weile,

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