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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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griff in die Jackentasche und nahm beide Plastiktüten heraus. »Für einen schnellen Genvergleich wäre ich dankbar.«
    Wolfert nahm die Tüten mit spitzen Fingern entgegen. »Ich will gar nicht wissen, wie du an das Material von Reber gekommen bist.«
    »Was ist mit diesem Lambert?«, fragte Milano. »Mir scheint, du hast vorhin nicht alles erzählt.«
    Er war wegen Republikflucht verurteilt worden, berichtete Norma. »Bis zur Wende hat er gesessen und weiß erst seit Kurzem, wer ihn angeschwärzt hat.«
    Milano pfiff durch die Zähne. »Lass mich raten: Martin Reber. Falls dem guten Mann tatsächlich etwas zugestoßen ist, hätten wir einen möglichen Täter zu einem möglichen Motiv.«
    »Drei mögliche Täter«, widersprach Norma. »Drei mögliche Motive.«
    »Bernhard Inken zum Beispiel?«, fragte Milano. »Motiv: Eifersucht? Beweis: die untergeschobene Tochter?«
    »Inken käme durchaus in Frage. Doch nicht Inga muss der Grund sein. Vielleicht stört ihn die unverhoffte Partnerschaft?« Norma erzählte von den Abmahnungen.
    »Riecht nach Erpressung«, meinte Wolfert. »Auch ein hübsches Motiv. Und der Verdächtige Nummer drei?«
    Norma zögerte. »Inga. Sie hat eine teuflische Wut auf Martin, der über all die Jahre den lieben Onkel gemimt hat. Allerdings, so ein junges Mädchen … undenkbar. Lassen wir Inga raus!«
    »Ich kann mir alles vorstellen«, murmelte Milano.
    Wolfert verschränkte die Arme. »Klingt irgendwie verkehrt herum. Drei Täter, drei Motive. Aber kein Opfer. Oder doch?«
    »Seht zu, dass ihr Martin Reber findet«, sagte Norma. »Sandras Geschichte von diesem früheren Unfall sollten wir nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich an eurer Stelle würde mich mit Lambert unterhalten.«
    Milano stieß den Zeigefinger in Normas Richtung. »Darauf kannst du wetten. Und du funkst uns gefälligst nicht dazwischen. Halte dich von Lambert fern, Norma.«
    Sie ließ seine Aufforderung unbeantwortet und sagte stattdessen: »Bernhard muss von diesem Vorfall wissen. Schließlich gehörte er auch zu der Clique.«
    Wolfert schaute sie nachdenklich an. Er bedaure, dass ausgerechnet sie aus dem Dienst geschieden sei, hatte er einmal gesagt. »Wie passt ein vor 15 Jahren verübter Freitod hinein?«
    »Es war kein Selbstmord! Ich sehe das so: Marika hält die Beziehung zu Martin aufrecht, nachdem das Kind geboren ist. Die Heimlichkeiten belasten sie. Sie ist in schlechter Verfassung. Eines Abends macht sie sich nach Frankfurt auf, um auf einem Psychoseminar ihre Seele ins Lot zu bringen. Doch dort kommt sie nicht an. Bernhard lauert ihr auf. Er stellt sie zur Rede. Sie sagt ihm, dass er nicht der Vater des Kindes ist. Er erschlägt sie und wirft die Leiche in den Rhein.«
    Wolfert nickte. »Klingt wie ein tagtägliches Beziehungsdrama. Und deine Beweise?«
    »Bis zu dem Abend, an dem Marika angeblich in den Rhein stieg, war Bernhard ein rührender Vater. Danach kühlte sich die Fürsorge für die Kleine schlagartig ab. Weil ihm inzwischen klar geworden war, dass sie ein Kuckuckskind ist!«
    »Wenn ich mich recht erinnere«, gab Wolfert zu bedenken, »besitzt der Mann ein Alibi. Warum schließt du Reber als Täter aus? Vielleicht hat sie ihn zur Rede gestellt und verlangt, dass er sich endlich zu ihr und dem Kind bekennt? Weil er weder seine Ehe noch seinen Job in der Agentur gefährden will, erschlägt er die Geliebte. Diese Hypothese finde ich spannender. Ist man Rebers Alibi damals nachgegangen?«
    »Er befand sich nach eigenen Angaben auf einer Radtour im Rheingau.«
    »Na also!«
    »Er war es nicht!«, beharrte sie. »Er ist nicht der Typ für einen Mord.«
    Milano grinste. »Das sagt die Richtige! Norma Tann, unsere Fachfrau für Mörder und Totschläger.«
    Ihr schoss das Blut ins Gesicht.
    Milano legte nach: »Dir geht die kriminalistische Fantasie durch, Norma. Das gilt für den alten Fall wie für den neuen, der bisher gar kein Fall ist. Je nachdem, in welchem Zustand Reber wieder auftaucht, reden wir weiter.«
    Nach einem Gruß zum Abschied setzte er sich schwerfällig in Gang.
    Wolfert blieb stehen. »Du weißt doch, Luigi wird gern sarkastisch, wenn ihm die Argumente ausgehen.« Er zögerte, sagte dann bedächtig: »Bald beginnt die Verhandlung. Du wirst aussagen müssen.«
    »Nett, dass du mich daran erinnerst!«
    »Norma, bitte, ich kann mir vorstellen, wie es dir damit geht. Unsere neue Polizeipsychologin …«
    »Lass es gut sein, Dirk! Ich komme allein zurecht.«
    »Bist du sicher? Na dann,

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