Rheinsteigmord - Kriminalroman
Racheengels erschien.
»Ich glaube, ich kann sagen, dass es nicht so war, wie Sie vielleicht vermuten«, sagte Fred. »Sie haben sich einfach für dieselben Themen interessiert. Ihr Mann als Historiker, sie als Journalistin.«
»Eine Ehefrau will so was wissen«, sagte sie, verließ das Zimmer und kam mit einigen Geldscheinen zurück. »Bitte nehmen Sie das. Und finden Sie heraus, was ich wissen will. Was ist mit dieser Frau? Wer hat meinen Mann ermordet?«
Fred stand nun ebenfalls auf und steckte das Geld ein, ohne genauer drauf zu achten, wie viel es war.
»In Ordnung. Ich würde gern die Gelegenheit nutzen und etwas in Erfahrung bringen«, sagte er. »Ich meine, wo ich schon mal hier bin.«
»Was denn?«
»Darf ich noch einmal das Arbeitszimmer Ihres Mannes sehen?«
»Aber sicher. Die Polizei ist heute auch schon darin gewesen.«
»Haben die Beamten etwas mitgenommen?«
»Nein. Aber sie haben gesagt, ich dürfte nichts verändern. Sie wollen morgen früh noch mal kommen und sich genauer umsehen. Da fällt mir ein, ich weiß gar nicht, ob ich Sie hineinlassen darf.«
»Ich werde nichts berühren, keine Sorge.«
Kurz darauf standen sie in dem Raum mit den überfüllten Bücherregalen. Am liebsten hätte Fred alles auseinandergenommen, zusammengesammelt, was er kriegen konnte. Friesdorfs Verbindungen zu diesem Ehrenmal-Förderverein. Das war eine Spur, die er überprüfen musste.
Auf dem Schreibtisch stand ein Kästchen aus Plexiglas, in dem man Visitenkarten sammeln konnte. Fred nahm es und hob den Deckel ab.
»Haben Sie nicht gesagt, Sie würden nichts berühren?«, fragte Frau Friesdorf von der Tür her.
»Ich glaube kaum, dass sich die Fingerabdrücke des Mörders auf diesem Kasten finden lassen«, sagte Fred und blätterte die Visitenkarten durch. Wo sollte er anfangen? Er stieß auf einen Namen, den er kannte: Frank Haustein. Als Inhaber oder Vertreter einer Firma, die sich Haustein Media nannte. Dann tauchte etwas anderes auf, das Fred schon einmal gesehen hatte: Das Logo mit den sechs Buchstaben. Geometrisch angeordnet wie eine Bienenwabe.
Die CERACK GmbH. Allerdings war es nicht die Karte von Gesine Ackermann, sondern von Friedhelm Ackermann. Wieland Hecht hatte ihn erwähnt. Zwei Adressen waren angegeben. Die eine in dem Industriegebiet, wo Fred schon gewesen war. Die andere nannte die Straße, in der Gesine Ackermann wohnte. Allerdings war die Hausnummer etwas höher. Die beiden waren Nachbarn.
»Hat Ihr Mann einmal einen Herrn Ackermann erwähnt?«, fragte Fred, nachdem er das Schächtelchen wieder hingestellt hatte. »Einen Herrn Friedhelm Ackermann? Oder die Firma CERACK ?«
Frau Friesdorf nickte. »Das ist ein ganz alter Kontakt. Herr Ackermann war ein Kommilitone meines Mannes. Sie haben sich vor einigen Jahren zufällig auf einem Ehemaligentreffen der Universität wiedergesehen. Nach vierzig Jahren. Stellen Sie sich das vor. Er hat eine Firma irgendwo bei Neuwied.«
»Kennen Sie auch Gesine Ackermann?«
Sie dachte nach. »Das muss seine Tochter sein.«
»Hat Ihnen das Ihr Mann erzählt?«
»Nein, ich war doch bei dem Empfang dabei. Und da hat Herr Ackermann von seiner Familie berichtet. Wie man das halt so macht. Er hat uns auch Fotos gezeigt. Es ging ihm gesundheitlich nicht sehr gut. Er hatte gerade irgendeine Operation gehabt und ging am Stock.«
»Aber er lebt noch?«
»Ich glaube, Werner hat vor ein, zwei Monaten mal mit ihm telefoniert. Warum ist das wichtig, Herr Bleikamp? Was hat die Familie Ackermann mit dem Tod meines Mannes zu tun?«
»Ich kann Ihnen das noch nicht erklären, aber danke für die Information.«
»Glauben Sie, dass Herr Ackermann auch in Gefahr ist?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
Ganz im Gegenteil, dachte Fred. Er zuckte zusammen, als Beethovens Fünfte durch die Wohnung stampfte. Er sah auf das Display seines Handys. Sarah? Nein, das war keine Bonner Nummer.
»Steingräber«, meldete sich der Kommissar. »Schön, dass ich Sie noch erreiche.«
»Warum auch nicht?«, fragte Fred.
»Dafür würden mir ein paar Gründe einfallen, Herr Bleikamp.«
»Was soll das heißen?«
»Wo sind Sie gerade?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Hören Sie, ich sage es ungern, aber ich stelle hier die Fragen. Und ich frage Sie, wo Sie sind, klar?«
»Warum dieser scharfe Ton? Warten Sie mal einen Moment.«
»Warten? Hören Sie mal, ich …«
Fred hielt den Hörer zu und verabschiedete sich kurz angebunden von Frau Friesdorf. Er eilte die Treppe
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