Richard Dübell
noch irgendwo auf dem Speicher. Na, viel Vergnügen. Wir sollten einen Archäologen holen …«
Peter schüttelte den Kopf. Er klopfte mit dem Finger auf den Monitor. »Nicht nötig«, sagte er. »Wir fahren hin.«
Flora sah ihn überrascht an. »Nach zehn Jahren? Einen alten Selbstmordfall noch mal aufwühlen? Das ist aber kein guter Stil.«
»Ist mir in diesem Fall egal«, sagte Peter. Er tippte auf den Bildschirm, wo Zeugen und Befragte aufgelistet waren. »Blofeld hat sich heute dort versteckt, und ob das nun ein Zufall war oder nicht, die Leute werden uns auf jeden Fall weiterhelfen können.«
Flora zog eine Augenbraue hoch, dann zuckte sie mit den Schultern.
Der Name, auf den Peter zeigte, lautete Anneliese Klopek. In Klammern stand dahinter: Geburtsname: Heigl. Schwester der Verstorbenen.
»Peter«, sagte Flora langsam. Sie hatte die Monitoranzeige nach unten gescrollt. »Schau dir mal das da an.«
Peter beugte sich vor. »Todesursache«, las er und wandte sich dann langsam Flora zu. »Schusswaffengebrauch.«
38 .
Eine ungeduldig wirkende Frau, die Peter auf Anfang dreißig schätzte, öffnete die Tür. Als Peter und Flora ihre Dienstausweise zückten, wurde ihre Miene noch abweisender.
»Ich hoffe, Sie kommen, um sich zu entschuldigen«, sagte sie.
»Wofür?«, fragte Peter.
Die Frau deutete auf den Carport. »Den halben Nachmittag«, sagte sie aufgebracht, »haben hier irgendwelche Kollegen von Ihnen Kieselsteine und Grashalme aufgesammelt und die Astlöcher in den Holzbalken gezählt! Wir durften nicht mal mit dem Auto rausfahren! Mein Sohn sollte zum Klavierspielen, meine Tochter zum Ballettunterricht! Was glauben Sie, was die gesagt haben, als wir nicht losfahren konnten?«
»Juchhu, endlich mal ein freier Nachmittag?«, fragte Flora.
Die Augen der Frau weiteten sich in fassungsloser Empörung. Peter, der am eigenen Leib erfahren hatte, wie schneidend Floras oft scheinbar harmlose Bemerkungen waren, räusperte sich. »Sind Sie Frau Klopek?«
»Ich bin Frau Petersen-Klopek«, sagte die Frau. »Und ich glaube nicht, dass es Sie was angeht, wie ich meine Kinder erziehe!« Die letzte Bemerkung war an Flora gerichtet.
»Frau Petersen-Klopek«, sagte Flora mit aufreizender Betonung des Doppelnamens, »die Spurensicherung war wegen des Leichenfunds im Haus von Eric Heigl hier bei Ihnen, weil wir guten Grund zur Annahme haben, dass es sich hier um einen Mord handelt und dass der Mörder sich eine Weile in Ihrem Carport aufgehalten hat.«
Die junge Frau wurde bleich. »Was?«, flüsterte sie.
»Dürfen wir reinkommen?«, fragte Peter. »Und beruhigen Sie sich – für Sie bestand keine Gefahr.«
»Woher wollen Sie denn das wissen!?«
»Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen …«
»Zu dem Mord?«
»Können Sie uns sagen, in welchem Verwandtschaftsverhältnis Sie zu Frau Anneliese Klopek stehen?«, fragte Flora.
»Was? Aber … das ist meine Schwiegermutter. Was wollen Sie denn von ihr?«
»Können wir mit Ihrer Schwiegermutter sprechen?«
»Und können Sie uns reinlassen, damit wir das Gespräch nicht vor den Augen Ihrer Nachbarn führen müssen?«, fragte Peter.
Die junge Frau trat beiseite. Sie war immer noch bleich. Als Peter und Flora eintraten, lief sie ihnen ein paar Schritte voran und rief dann laut: »Marko? Marko!«
Ein Mann etwa im selben Alter wie die Frau kam in den kurzen Flur, von dem verschiedene Zimmer abgingen. Er trug T-Shirt und kurze Hosen.
»Marko!«, rief Frau Petersen-Klopek nochmals, diesmal allerdings im Ton der Zurechtweisung.
»Ich hab den Sand wieder in den Sandkasten geschaufelt«, sagte der Mann und betrachtete die Sandspur, die er hinterließ. »Oh, Mensch! Sorry, Karo.«
»Marko, die Polizei ist hier.« Sie deutete auf Peter und Flora.
Marko kratzte sich am Kopf. »Wegen Natalie? Das ist vielleicht eine schlimme Sache. Und das bei uns! Wir sind alle noch total geschockt.«
Peter stellte sich und Flora vor.
Marko räusperte sich. »Äh … das ist meine Frau … Karo Petersen-Klopek …«
»Karoline!«
»Ja. Sorry. Ich bin Marko Klopek. Was können wir für Sie tun?« Marko Klopek sah sich ratlos um. »Wollen Sie was trinken? Wasser? Wir könnten in den Garten rausgehen.«
Sie folgten ihm in einen großzügigen Garten, in dem ein Sandkasten, ein Kletterturm und sogar ein Planschbecken Platz fanden. Im Planschbecken tobten zwei Kinder herum, ein Mädchen und ein Junge, und spritzten sich begeistert mit Hilfe futuristisch aussehender
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