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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Zeugenschaft aufzudrängen. Aber mir ist ein Fehler unterlaufen. – Ich weiß schon, daß man eigentlich auf die Welt kommt, um Fehler zu machen. Aber dieser könnte mich das Leben kosten.«
    »Meinen Sie mit Fehler das bißchen Courage, das es braucht, ein Kind retten zu wollen?« fragte Olander.
    Andrea Pero verzog ihre feinen, wie mit Blattgold überzogenen Lippen zu einem kleinen verächtlichen Ausdruck und erklärte: »Ich hätte mich an meine Anweisungen halten müssen. Es war völlig überflüssig, Ihre Tochter aus dem Wagen zu holen. Die Kleine hätte es auch ohne meine Hilfe geschafft.«
    »So sicher kann man das nicht sagen.«
    »Vielleicht haben Sie recht. Dennoch hätte ich mich nicht einmischen dürfen. Ich werde für meine Augen bezahlt, nicht für meine Hände. Der Unfall hätte geschehen können, wie er geschah, aber ohne jede nachfolgende Komplikation. Sie und Ihre Tochter wären nichts anderes gewesen, als die zufälligen Beteiligten eines Verkehrsunfalls, die zufällig in diesem Taxi saßen. Aber ich blöde Kuh muß mich als Retterin aufspielen. Und flüchte auch noch mit der Kleinen. Ich dachte zunächst nämlich, es gehe irgendwie um das Kind. Um das Kind und Sie. Ging es aber gar nicht. Sondern um den Taxifahrer.«
    »Wieso mußte er sterben?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß ja auch nicht, wer die Leute sind, die mich beauftragt haben. Da gibt es keine Namen. Oder was denken Sie? Daß die sich einem vorstellen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Olander und wollte endlich wissen, was geschehen war, nachdem Andrea Pero herbeigeeilt war und Clara aus dem Wagen gezogen hatte.
    »Ich war verwirrt«, erklärte Pero. »Hilflos. Unsicher, was ich tun sollte. Wohin mit dem Kind. Ich dachte ja noch immer, der Unfall sei darum inszeniert worden, damit Sie und das Kind sterben. Aber da stand plötzlich dieser Mann vor mir, dieser Sonnenbrillenmensch. Den gibt es nämlich wirklich. Er hat mich gefragt, ob ich den Verstand verloren hätte, das kleine Mädchen wegzuschleppen. Dafür werde ich nicht bezahlt, hier den Samariter zu spielen. Ich aber sage dem Kerl, daß ich diesen Job niemals gemacht hätte, wenn mir klar gewesen wäre, daß dabei ein Kind umkommen soll. Das hat ihm die Sprache verschlagen. Als er sie dann wieder hatte, hat er mich beschimpft, vonwegen was für eine sentimentale Fotze ich wäre. Es sei doch nie um die Leute hinten im Wagen gegangen, sondern um den Fahrer. Wobei mich das ja gar nichts angehe.– Dann hat er mir das Kind aus der Hand gerissen und mir empfohlen, mich zum Teufel zu scheren.«
    »Mein Gott«, stöhnte Olander, »er hätte doch zulassen können, daß Sie Clara zurückbringen. Er hätte sie selbst zurückbringen können. Er hätte einen x-beliebigen Passanten darum bitten oder Clara einfach auf der Straße stehenlassen können. Er hätte alles mögliche tun können, anstatt sie mitzunehmen. Wenn sie doch gar keine Bedeutung hatte.«
    »Ja, stimmt. Vielleicht aber war ihm das eben zu riskant. Vielleicht war er selbst in Panik, weil die Geschichte nicht so glatt abgelaufen war wie geplant. Weil eine sentimentale Fotze alles verkompliziert hat. Jedenfalls muß ich froh sein, daß ich noch am Leben bin. Und es ist mehr als selbstmörderisch, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Glauben Sie mir, es gibt Schlimmeres.«
    »Das tröstet mich nicht. Schlimmeres gibt es immer.«
    »Hatten Sie noch einmal Kontakt mit diesen Leuten, Ihren Auftraggebern?« fragte Olander, der zwischen den Plüschtieren nervös hin und her rückte.
    »Einer rief hier an und warnte mich, irgend etwas auszuplaudern. Sollte aber die Polizei auf mich stoßen, dann könne ich ja erklären…nun, das, was ich dann auch ausgesagt habe. Ein altes Prinzip: die halbe Wahrheit sagen. Die halbe Wahrheit führt mehr in die Irre als eine ganze Lüge.«
    »Was denken Sie…?« Die Frage würgte Olander. Er konnte sie kaum aussprechen, atmete schwer, atmete wie eine flackernde Neonröhre. »Was denken Sie, daß diese Leute mit Clara gemacht haben?«
    »Wie soll ich das wissen? Das sind Typen, die einen Zusammenstoß arrangieren, damit ein kleiner Taxifahrer von der Bildfläche verschwindet. Einerseits. Andererseits…ich denke nicht, daß sie ein Kind töten würden, um es loszuwerden.«
    Sagte sie das, um ihn zu beruhigen? Hatte sie überhaupt die geringste Ahnung?
    »Man kann mir Clara doch einfach zurückgeben«, flehte Olander. Und erklärte, so schnell wie möglich mit diesen ominösen Leuten in Kontakt treten zu

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