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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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müssen, um eindringlich zu versichern, nicht das geringste Interesse zu haben, irgend etwas auffliegen zu lassen. »Was interessiert mich ein scheißtoter Taxifahrer?«
    Während er noch sprach, dachte Olander an die kleine Giraffe in seiner Tasche. Es war wohl nicht gerade ein Beweis für sein Desinteresse an einem Mann namens Giorgio Straub, daß er sich in dessen Wohnung eingekauft und dort in sämtlichen Schubladen und Schränken herumgekramt hatte. Wenn die Leute, bei denen Clara jetzt war, dies mitbekommen hatten– und das hatten sie mit einiger Wahrscheinlichkeit –, war das alles andere als geeignet, Vertrauen zu wecken.
    »Ich muß mich denen unbedingt erklären«, sagte Olander. Dabei hob er die Hände zu einer beschwörenden Geste. Er stockte ein wenig. Es fiel ihm schwer, zu sagen, was gesagt werden mußte. Aber er tat es: »Ich will wissen, ob Clara noch lebt. Und wenn das der Fall ist, will ich wissen, was ich tun muß, um sie zurückzubekommen. Wenn die wollen, daß ich mir das Hirn herausnehmen lasse, lasse ich mir das Hirn herausnehmen. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ja, ich verstehe.« Pero seufzte. Und zwar tonlos. Sehr heilig. Am Horizont winkte die Sonne mit einem blutverschmierten Taschentuch.
    »Sie müssen mir helfen. Bitte!« Olander sprach mit einer zerschnittenen Stimme.
    Andrea Pero erinnerte daran, daß man diese Leute nicht in der nächsten Kneipe treffen konnte. Daß man warten mußte, bis die sich meldeten.
    »Aber es muß doch irgendeine Kontaktperson geben.«
    »Gibt es nicht. Man hat mich angerufen und mir den Job angeboten. Kein Wort zuviel. – Nein, Herr Olander, Sie müssen Geduld haben. So ist das. Jedenfalls werden diese Leute wissen, daß Sie hier sind. Das bekommen die mit, glauben Sie mir.«
    »Was schätzen Sie, wer die sind?«
    »Ich sagte Ihnen, ich habe keine Ahnung. Dazu müßte man wissen, weshalb einem kleinen Taxifahrer ein solcher Aufwand zuteil wird. Anstatt ihn einfach abzuknallen, wenn’s schon sein muß.«
    »Kennen Sie den Mann, der den Laster gefahren hat?«
    »Nein.«
    »Na, das kann man ja wohl herausfinden«, sagte Olander. Er wunderte sich über sich selbst. Wie wenig ihn bisher die Person jenes Mannes beschäftigt hatte, der den Unfall verschuldet hatte. Etwa im Vergleich zu dem Mann mit dem Feuerlöscher.
    Olander nahm seine Geldbörse, holte einen kleinen Zettel heraus und schrieb darauf eine Nummer. Er reichte das Papier Andrea Pero und sagte: »Meine Handynummer. Rufen Sie mich an, wenn diese Leute sich melden. Rufen Sie mich an, wenn Sie reden möchten. Rufen Sie mich an, wann immer Sie wollen.«
    »Ja«, sagte Pero. »Es tut mir so leid, was geschehen ist. Ich wollte Ihre Tochter nur beschützen.«
    »Es ist meine Schuld. Ich hätte nicht in dieses Taxi steigen dürfen.«
    »Sie konnten doch nicht ahnen…«
    »Ich hätte es wissen müssen«, meinte Olander. »Dieses Taxi stand in Flammen, lange bevor der Unfall geschah. Ich war blind für die Zukunft. Eine vermeidbare Zukunft.«
    Die junge Frau begriff, daß es Olander ein Stück half, sich auf solch obskure Weise eine Schuld zuzuweisen. Darum widersprach sie auch nicht, sondern begleitete ihn ohne ein weiteres Wort nach draußen.
    Die beiden verabschiedeten sich voneinander wie alte Bekannte. Freunde in der Not.
    Unten vor dem Haus wartete der Taxifahrer in seinem Wagen. Die Dämmerung zog in kleinen, dunklen Windhosen über die Flächen. Es atmete sich wie unter einer Trockenhaube, die langsam erstarb. Olander stieg in den Wagen. Der Fahrer startete. Olander nahm sein Handy und rief Longhi an.
    Longhi klang ungehalten: »Es ist Feierabend. Ich sitze zu Hause bei meiner Familie.«
    »Ich wäre jetzt auch lieber mit meiner Tochter zusammen«, sagte Olander, der wußte, daß Longhi Vater zweier Mädchen war.
    »Okay«, sagte Longhi, »was wollen Sie?«
    »Den Namen des Mannes, der den Laster fuhr.«
    »Was soll das jetzt wieder?«
    »Ich möchte nur mit ihm sprechen.«
    »Das haben wir bereits getan, wie Sie sich denken können. Wie auch mit dem Mann, der Sie gerettet hat. Und mit allen anderen ebenfalls. Hören Sie auf, Olander, unsere Arbeit machen zu wollen.«
    »Verstehen Sie doch. Es ist wie eine Therapie«, schwindelte Olander. »All die Menschen zu sehen, die damals dabei waren.«
    »Gehört es zu Ihrer Therapie, Zeugen unsinnig zu verdächtigen. Denken Sie an letztes Mal.«
    »Das tut mir leid. Es kommt nicht wieder vor«, sagte Olander. Es log sich immer leichter.
    »Machen wir es

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