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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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und wartete darauf, daß sich meine Augen an das Licht gewöhnten.
    Unter uns war alles schwarz. Nicht einmal Erdlicht war zu sehen; die ›Neuerde‹ war nur eine schlanke Sichel am östlichen Nachthimmel. Am westlichen Horizont tauchten die schwarzen Schatten eines Bergrückens auf und glitten uns entgegen.
    Reinecke war inzwischen verstummt.
    Das war etwas Neues. Tom Reinecke hatte sich bereits um eine Unterhaltung mit mir bemüht, noch bevor wir vom Outback Field in Australien gestartet waren. Zum Beispiel:
    Wie es denn dort draußen zwischen den fliegenden Felsengebirgen wäre? Ob ich wirklich einen Organpascher mit Hilfe parapsychischer Kräfte getötet hätte? Ob ich mich als ein Mann, der in vielen Kulturen zu Hause war – Farmjunge in Kansas, sieben Jahre als Schürfer im Asteroidenbelt, seit fünf Jahren bei der Polizei der Vereinten Nationen –, nicht als den idealen Abgesandten betrachtete, um an einer Konferenz über die Revision der lunaren Gesetzgebung teilzunehmen? Wie ich über das dachte, was Liberale als das Organbank-Problem zu bezeichnen pflegten? Ob ich nicht bitte schön meinen imaginären Arm demonstrieren könnte? Et cetera.
    Ich hatte bereits zugegeben, daß ich selbst ein Liberaler sei, und entschieden abgestritten, im gesamten Sonnensystem der anerkannteste Experte für lunare Gesetze zu sein, da ich schließlich noch niemals auf dem Mond gewesen sei. Darüber hinaus hatte ich ihn dazu gebracht, von sich selbst zu erzählen. Seitdem hatte er nicht mehr damit aufgehört.
    Der Flatlander-Reporter war ein keiner, rundlicher Bursche Anfang zwanzig, braunhaarig und glatt rasiert. Er war in Australien geboren, hatte eine Ausbildung in England genossen und war noch nie im Weltraum gewesen. Er war von der Journalistenschule direkt zur BBC gegangen, wie er mir lang und breit erzählt hatte. Noch so jung und schon auf dem Weg zum Mond! Als Beobachter von Beratungen, deren Ergebnisse möglicherweise die gesamte zukünftige Geschichte beeinflussen konnten! Er wirkte eifrig und unschuldig. Ich fragte mich, wie viele ältere, erfahrenere Nachrichtenleute den Auftrag vor ihm abgelehnt hatten.
    Und jetzt, ganz plötzlich, war er verstummt. Mehr noch: Er hatte die Finger tief in das Plastik der Armlehnen gekraut.
    Wir rasten direkt auf die schwarzen Schatten der D’Alembert Mountains zu: Zerbrochene, gezackte Zähne in einem riesigen Kiefer, bereit, uns jeden Augenblick zu verschlingen.
    Wir flogen in geringer Höhe über den Gebirgszug dahin, befanden uns dabei fast zwischen den höchsten Gipfeln und sanken weiter. Das Land dahinter war von großen und kleinen Meteoritenkratern übersät. Ein schmaler Lichtstreif voraus wuchs zu einer langen Linie erleuchteter Fenster: der westliche Stadtrand von Hovestraydt City. Unsere Fähre wurde langsamer, überflog den nördlichen Teil der Stadt und ging in eine lang gestreckte Kurve über. Die Stadt war ein quadratisches Gebilde mit Rändern aus Licht, übersät mit grünen und vereinzelten roten, gelben oder braunen Reflexionen im Innern.
    Das Schiff gelangte zum relativen Stillstand und landete im Osten der Stadt, nahe den Ausläufern des großen Randwalls, der den Grimalde umgab. Die Landung wirbelte keinerlei Mondstaub auf: Zu viele Schiffe waren im Verlauf des letzten Jahrhunderts hier gelandet. Der Staub war längst verschwunden.
    Tom Reinecke löste seinen Klammergriff um die Armlehnen und begann wieder zu atmen. Er zwang sich zu einem Lächeln: »Ganz schön aufregend, so eine Landung.«
    »Heh, Sie hatten doch wohl keine Angst, oder? Sie haben nicht einmal die leiseste Ahnung, wie kompliziert diese Landungen wirklich sind.«
    »Was? Was wollen Sie damit sagen? Ich …«
    Ich lachte. »Entspannen Sie sich. Das war ein Scherz, weiter nichts. Wir landen seit mehr als hundertfünfzig Jahren auf dem Mond, und es gab in der gesamten Zeit nur zwei Unfälle.«
     
    Wir kämpften höflich um genügend Platz, um in unsere Druckanzüge zu schlüpfen.
    Hätte ich ein wenig mehr Vorbereitungszeit gehabt, so hätte ich mir zuvor auf Kosten des Steuerzahlers einen hautengen Druckanzug anfertigen lassen. Doch diese Anzüge müssen sorgfältig angepaßt werden, und das dauert seine Zeit. Luke Garner hatte mir nicht mehr als zehn Tage gegeben, um mich reisefertig zu machen. Ich hatte die Zeit mit Nachforschungen verbracht. Ich war mir halbwegs sicher, daß Garner eigentlich jemand anderen für diesen Job ausgesucht hatte und daß der- oder diejenige unerwartet gestorben

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