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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Augenblicklich.«
    »Der Strahl würde also mitten im Schuß wieder fokussieren. Das paßt. Das Loch in Penzlers Brust sah ganz genau so aus, als hätte der Strahl mitten im Schuß den Fokus geändert.«
    »Er hat sich zusammengezogen?«
    »Zusammengezogen oder ausgeweitet. Es sei denn, da ist noch etwas, das wir in unseren Überlegungen bisher außer acht gelassen haben.«
    »Futz. Also schön. Kennen Sie Naomi Mitchison?«
    »Vom Sehen.« Harry schien auszuweichen.
    »Nicht näher?«
    »Nein.«
    Taffy beobachtete ihn erwartungsvoll. Wir warteten.
    »Ich bin hier aufgewachsen«, sagte Harry unvermittelt. »Ich unternehme niemals Annäherungsversuche gegenüber einer Frau, bevor ich nicht Grund zu der Annahme habe, daß sie meine Zuneigung erwidert. In Ordnung, vielleicht habe ich ihre Signale falsch interpretiert. Sie reagierte wie eine beleidigte Lunie-Ehefrau. Also entschuldigte ich mich und ging davon, und seither haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Sie haben recht: Die Flatlander sind nicht alle gleich. Vor einer Woche hätte ich noch gesagt, wir sind miteinander befreundet, aber jetzt … Nein, ich kenne die Dame nicht.«
    »Hassen Sie sie?«
    »Was? Nein.«
    »Vielleicht ist es deinem Mörder egal, ob Penzler lebt oder tot ist«, sagte Taffy. »Vielleicht wollte er Naomi treffen.«
    Ich dachte über ihre Worte nach. »Das gefällt nur nicht. Erstens, woher konnte er wissen, daß es funktioniert? Vielleicht war noch jemand anders dort draußen! Zweitens macht das die gesamte Stadt zu Verdächtigen.« Ich bemerkte Harrys Unruhe – oder bildete ich mir das nur ein? »Nicht Sie, Harry. Sie haben Blut geschwitzt, um Penzlers Leben zu retten. Es wäre ein leichtes gewesen, ihn zu töten, während der Autodoc mit der Operation zugange war.«
    Harry grinste. »Na und? Selbst wenn Penzler überlebt, wandert Naomi in die Organbank.«
    »Ja. Aber er hat etwas gesehen. Vielleicht fällt ihm noch mehr ein.«
    »Wer könnte sonst noch daran interessiert sein, Naomi ein Verbrechen unterzuschieben?« fragte Taffy.
    »Ich glaube nicht wirklich an diese These«, gestand ich. »Ich war vermutlich einfach nur neugierig, wen sie alles verletzt hat. Wer alles Annäherungsversuche unternommen und einen Korb bekommen hat, und wer daran zu kauen hatte.«
    »Dann werden Sie nicht viele Verdächtige unter den Lunies finden«, sagte Harry.
    »Sind die Männer zu vorsichtig?«
    »Das, und … versteh mich nicht falsch, Liebes, aber Naomi ist nach Lunie-Maßstäben gar nicht so schön. Sie ist dick.«
    »Was?« fragte Taffy. »Und was, bitte schön, bin dann ich?«
    Harry grinste sie entwaffnend an. »Dick. Ich hab dir doch gesagt, daß ich ein Ausgeflippter bin.«
    Sie erwiderte das Grinsen dieses zu großen, dürren Ablegers der menschlichen Gattung … und ich stellte fest, daß ich ebenfalls lächelte. Sie kamen miteinander zurecht. Es war eine Freude, sie zu beobachten.
    Bald darauf brachen wir auf. Taffy mußte zum Dienst, und ich brauchte meinen Schlaf.
     
    Der Komplex der Stadtverwaltung erstreckte sich über vier Ebenen. Das Büro des Bürgermeisters lag im untersten Geschoß. Ein Raum auf der zweituntersten Ebene war für die Konferenz reserviert.
    Ich war um 08 Uhr da und fand die acht Fuß große Bertha Carmody in einer lebhaften Unterhaltung mit einer kleinen Belterfrau mittleren Alters, die mich seltsam an einen Vogel erinnerte: Hildegard Quifting, Vierte Sprecherin der Belt-Regierung.
    Chris Penzler saß in einem wuchtigen Lehnsessel, der mit Sicherheitsgurten und einer Bodeneffektschürze ausgerüstet war. Weicher Schaum bedeckte seine Brust. Er schien über das Unrecht zu brüten, das man ihm angetan hatte.
    Ich begrüßte ihn trotzdem. Er sah mich an. »Auf den Tischen stehen Kaffee und Brötchen bereit«, sagte er und bemühte sich, in die entsprechende Richtung zu winken. »Aua!«
    »Schmerzen?«
    »Jepp.«
    Ich ging zum Büfett und holte mir Kaffee in einer enghalsigen Flasche mit einer Schaummanschette. Nach und nach kamen die anderen Delegierten, bis wir schließlich vollzählig waren.
    Ein Lunie, den ich bis jetzt noch nicht kannte, Charles Ward aus Kopernikus, rief uns auf, einen Konferenzvorsitzenden zu wählen, und nominierte anschließend Bertha Carmody aus der Tycho-Kuppel. Da vier von zehn Konferenzteilnehmern Lunies waren, schien es nur logisch, daß der Vorsitzende einer von ihnen sein sollte, und so stimmte ich für sie. Genau wie alle anderen auch. Die Lunies wirkten überrascht wegen des

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