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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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ihm. Warten Sie.« Sie schaltete die Verbindung stumm.
    Eine Minute später war sie wieder da. »Sie wollen Sie nicht sehen. Sie wollen auch nicht mit Ihnen sprechen. Es tut mir leid.«
    »Futz. Hat Naomis Anwalt das gesagt?«
    »Ich glaube, er hat sich zuerst mit ihr besprochen, außerhalb der Kamera.«
    »Danke sehr, Laura.« Ich unterbrach die Verbindung.
    Lange noch überlegte ich, wie ich trotzdem zu Naomi durchkommen könnte, bis ich schließlich aufgab. Ich hatte ihr wirklich nicht viel zu sagen.

 
6.
DAS GESETZ DES MONDES
     
    Die Konferenz trat am nächsten Tag um 0800 erneut zusammen. Ich hatte mit Taffy gefrühstückt, doch die anderen saßen noch immer über ihrem Essen und kauten, als Bertha Carmody uns zur Tagesordnung rief.
    Charles Ward bat um das Wort. »Mir ist der Gedanke gekommen, daß unsere Differenzen allesamt die lunaren Gesetze und die Art und Weise ihrer Anwendung betreffen. Trifft dies zu?«
    Allenthalben murmelnde Zustimmung. »Dann möchte ich Sie hiermit daran erinnern«, fuhr die zerbrechliche Bohnenstange fort, »daß die Verhandlung gegen Naomi Mitchison wegen versuchten Mordes an Chris Penzler in einer Stunde beginnt. Ein paar von uns werden sicherlich als Zeugen aufgerufen. Mister Penzler ist immer noch nicht von seiner Verwundung genesen. Er ist in Gedanken sicherlich ganz bei der bevorstehenden Verhandlung.«
    Chris nickte und zuckte schmerzerfüllt zusammen. »Vielleicht haben Sie recht. Ich glaube nicht, daß ich mich auf die Konferenz konzentrieren kann.«
    Ward breitete die Hände aus. »Warum«, sagte er, »warum nutzen wir dann nicht allesamt die Gelegenheit und gehen zur Gerichtsverhandlung, um ein praktisches Beispiel für die lunare Rechtsprechung zu verfolgen?«
    Wir stimmten mit acht gegen zwei dafür und machten uns auf den Weg.
    Der Gerichtssaal war ein Ort der Schönheit. Die Ausstattung war gewöhnlich: ein Podest für den Richter, Geländer, die den Zuschauerraum von den Angeklagten und der Jury trennten. Was den Reiz ausmachte, war das antike Design, ursprünglich dazu gedacht, die Angeklagten von den Angehörigen der Opfer zu schützen. Eine ganze Wand bestand vollständig aus transparentem Material und bot einen wunderbaren Ausblick in den Garten.
    Spiegel fingen das grelle Sonnenlicht ein und streuten es über Dutzende von Simsen mit Pflanzen und führten es auf den gewaltigen Mammutbaum mit seinem Geflecht aus verschlungenen Wurzeln. Die Luft war voll von geflügelten Kreaturen. Keine Pflanze wuchs im Garten, die nicht einen Zweck erfüllte. Die schönsten von allen, Artischocken und Apfelbäume und dergleichen, waren auch am leichtesten von allen zugänglich. Die tanzenden Fontänen der Springbrunnen dienten nicht nur zur Bewässerung, und die Pfade waren nicht nur für die Gärtner. Der Garten diente nicht nur dem Anbau, sondern auch dem Vergnügen.
    Wie schrecklich ist es wohl, auf diesen Garten zu blicken und auf das eigene Todesurteil warten zu müssen, dachte ich.
    Naomi sah zum Garten hinaus. Das goldene Haar hatte sie zu einem gewundenen Turm aufgesteckt, der sicherlich stundenlange Arbeit erfordert hatte. Sie hatte sich ganz besonders sorgfältig angezogen und geschminkt. Das Schmetterlingsmuster war verschwunden. Sie wirkte gefaßt, doch ihre Angst war unterschwellig zu spüren. Wenn ihr Lunie-Anwalt ihr etwas zuflüsterte, war ihre Antwort stets kurz und knapp. Sie schien zu wissen, daß man sie mit Beruhigungsmitteln voll pumpen würde, wenn sie anfing zu schreien.
    War sie schuldig? Mein eigenes Urteilsvermögen würde niemals unparteiisch sein, wenn es um Naomi ging.
    Nach Chris Penzlers Überzeugung war sie die Attentäterin. Er beobachtete Naomis Augen, während er seine Aussage zu Protokoll gab. »Ich saß in der Badewanne. Ich stand auf und griff nach einem Handtuch. Ich dachte, ich würde draußen vor dem Fenster etwas sehen. Einen Mann oder eine Frau. Dann ein Blitz aus rotem Licht. Er traf meine Brust und warf mich in die Badewanne zurück, wo ich das Bewußtsein verlor.«
    Die Staatsanwältin war eine blasse, blonde Frau von über sieben Fuß Größe, aber sie wog bestimmt nicht mehr als ich. Sie besaß ein elfenhaftes, dreieckiges Gesicht, ziemlich hübsch, ziemlich vollkommen – und ziemlich bar jeder menschlichen Regung. Sie fragte: »Welche Farbe hatte der Druckanzug? Waren Markierungen darauf zu sehen?«
    Penzler schüttelte den Kopf. »Ich hatte kerne Zeit, um das zu erkennen.«
    »Aber Sie haben lediglich eine einzige Person

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