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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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gesehen.«
    »Ja«, sagte er und blickte wieder zu Naomi.
    Die Staatsanwältin hakte nach. »War es möglicherweise ein Einheimischer? Wir sind in der Regel größer und schlanker.«
    Chris lachte nicht, obwohl unter den Zuschauern Belustigung laut wurde. »Ich weiß es nicht. Ich hatte weniger als eine Sekunde Zeit, und dann … es war, als würde ich von einer rotglühenden Lanze durchbohrt.«
    »Wie weit war die Person entfernt?«
    »Drei- oder vierhundert Meter. Ich kann Entfernungen auf dem Mond nicht besonders gut schätzen.«
    »Hatte Naomi Mitchison irgendeinen Grund, Sie zu hassen?«
    »Diese Frage habe ich mir ebenfalls gestellt.« Penzler zögerte, dann fuhr er fort: »Vor vier Jahren stellte Mrs. Mitchison einen Antrag auf Emigration in den Belt. Ihr Ansinnen wurde abgelehnt.« Penzler zögerte erneut. »Von mir.«
    Naomis Überraschung und Ärger waren nicht zu übersehen.
    »Warum?« erkundigte sich die Staatsanwältin.
    »Ich kannte Mrs. Mitchison. Sie war nicht qualifiziert. Die Umweltbedingungen im Belt bedeuten für allzu sorglose Menschen den Tod. Sie wäre eine Gefahr für sich selbst und jedermann in ihrer Nähe gewesen.« Chris Penzlers Ohren und Hals waren puterrot angelaufen.
    Die Staatsanwaltschaft hatte keine weiteren Fragen. Das Kreuzverhör durch Naomis Verteidiger war eher kurz. »Sie sagten, Sie kannten Mrs. Mitchison? Wie gut kannten Sie sie?«
    »Ich bin Naomi und Itch Mitchison flüchtig begegnet, als ich vor fünf Jahren auf der Erde war. Wir begegneten uns auf mehreren Partys. Itch wollte wissen, was ich von Minenaktien halte, und ich gab ihm ein paar Informationen.«
    Naomi bewegte lautlos die Lippen. Ich las die Worte trotzdem: Lügner. Verdammter Lügner!
    »Sie glauben, den Attentäter draußen auf der Oberfläche gesehen zu haben. Könnten Sie sich geirrt haben? Oder waren vielleicht noch andere Personen draußen?«
    Penzler lachte auf. »Ich sah eine grelle, menschliche Gestalt vor schwarzem Hintergrund. Draußen war es dunkel! Eine ganze Armee hätte sich in den Schatten verstecken können! Aber um Ihre zweite Frage zu beantworten: Selbstverständlich könnte ich mich geirrt haben. Vielleicht waren es nur Reflexionen in der Scheibe. Schließlich hatte ich nur wenige Sekundenbruchteile Zeit, bevor der Schuß fiel.«
    Die Anklage entließ Penzler aus dem Zeugenstand und rief einen Lunie-Polizisten auf, den ich nicht kannte. Der Mann sagte aus, daß tatsächlich ein Nachrichtenlaser aus dem Waffenmagazin verschwunden war. Die Verteidigung versuchte ihn zu der Aussage zu bewegen, daß die Tür zur Waffenkammer sich nur für einen Polizisten öffnen würde. Doch der Beamte entgegnete, daß das Schloß auf Stimmen- und Retinamuster programmiert sei und vom Zentralcomputer von Hovestraydt City gesteuert würde, dem gleichen Computer, der sämtliche Türen und Sicherheitsschlösser der Stadt kontrollierte, ganz zu schweigen von der Versorgung mit Atemluft und Wasser.
    Die Anklage bat darum, Naomis Akte, die von der Erde heraufgefunkt worden war, in das Protokoll aufzunehmen. Ich erinnerte mich wieder: Naomi war von Beruf Programmiererin gewesen.
    Die Elfenfrau wandte sich mit schwereloser Eleganz um. »Ich rufe Gil Hamilton.«
    Mir war bewußt, daß ich mich mit der Schwerfälligkeit eines Flatlanders in Richtung Zeugenstuhl bewegte, wobei ich immer wieder unfreiwillige Sprünge vollführte und bei jedem Schritt beinahe stürzte.
    »Name und Beruf?«
    »Gilbert Gilgamesch Hamilton. Agent der ARM.«
    »Sind Sie in offizieller Mission auf dem Mond?«
    »Nein, jedenfalls nicht als ARM«, sagte ich und erntete unterdrücktes Gelächter. »Ich bin hier wegen der Konferenz zur Revision der lunaren Gesetze.«
    Sie mußte nicht nachfragen. Der Richter und die drei Geschworenen waren ausnahmslos Lunies, und sie hatten die Konferenz im Fernsehen verfolgt. Die Staatsanwältin ließ mich die Details der Tatnacht erzählen: der mitternächtliche Anruf, die Szene, die ich in Penzlers Zimmer vorgefunden hatte, die anschließende Prozession zum Projektionsraum.
    Schließlich fragte sie: »Nennt man Sie nicht hin und wieder Gil den Arm?«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    »Ich verfüge über einen imaginären Arm.« Ich mußte grinsen, als ich die verblüfften Gesichter sah. Dann erklärte ich ihnen meine Fähigkeit, in der Hoffnung, nicht zu großspurig zu klingen.
    »Kehren wir noch einmal zum Projektionsraum zurück«, sagte die Staatsanwältin. »Sie haben die Landschaft also nach etwas Verdächtigem

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