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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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abgesucht, das möglicherweise übersehen wurde.«
    »Nach einem Verdächtigen oder einer weggeworfenen Waffe, jawohl.«
    »Wie genau haben Sie das bewerkstelligt?«
    »Ich fuhr mit meinen imaginären Fingern über die projizierte Mondoberfläche.« Getuschel und Kichern unter den Zuschauern. Ich hatte nichts anderes erwartet. »Ich habe Schatten durchkämmt, Staubtümpel, alles, was irgendwie geeignet erschien, einen Nachrichtenlaser zu verbergen.«
    »Oder ein menschliches Wesen? Hätten Sie auch ein menschliches Wesen entdeckt? Oder waren Sie, wie soll ich es ausdrücken, nur auf die Form und Größe eines Nachrichtenlasers abgestimmt?«
    »Ich hätte auch ein menschliches Wesen entdeckt.«
    Sie war fertig mit mir und übergab mich der Verteidigung.
    Artemus Boone war mehr als sieben Fuß groß, mit einem zerfurchten Gesicht, einem schwarzen Vollbart und dichtem schwarzem Haar. In meinen Augen sah er aus wie ein lebendiger Ghoul, doch ich war schließlich voreingenommen. Die Lunie-Geschworenen mochten in ihm vielleicht einen zu groß geratenen Abraham Lincoln sehen.
    »Sie sind also wegen der Konferenz zur Revision der lunaren Gesetze gekommen«, stellte er fest. »Wann hat die Konferenz begonnen?«
    »Gestern.«
    »Haben Sie denn inzwischen viele Gesetze für uns korrigiert?«
    »Wir hatten noch nicht die Zeit, auch nur ein einziges zu korrigieren«, antwortete ich.
    »Nicht einmal bezüglich der Kältetanks?«
    Hoppla, hätte der Zweck unserer Konferenz nicht geheim sein sollen? Doch niemand unternahm einen Einwand, und so erwiderte ich: »Diese Streitfrage wird man vielleicht niemals lösen.«
    »Wie kommt es, daß man Sie ausgewählt hat, um den Standpunkt der Vereinten Nationen zu repräsentieren, Mister Hamilton?«
    »Ich war sieben Jahre lang Schürfer im Belt. Jetzt bin ich ein ARM. Auf diese Weise verstehe ich zwei der drei grundsätzlichen Standpunkte. Ich mache mich mit dem Standpunkt der Lunies vertraut, so schnell es geht und so gut ich kann.«
    »So gut Sie können«, brummte Boone zweifelnd. »Nun gut. Die angenehm kooperative Art und Weise, in der sich Naomi Mitchison uns als die einzige Verdächtige regelrecht angeboten hat, mag dazu geführt haben, daß wir etwas Wichtiges übersehen haben. Sie waren zugegen, als man Naomi hereinbrachte. Trug sie eine Waffe bei sich?«
    »Nein.«
    »Sie sagten, Sie suchten nach einem Nachrichtenlaser. Wie viel von der imaginären Mondoberfläche haben Sie mit Ihren imaginären Fingern durchkämmt?«
    »Ich habe das Kraterland westlich von Hovestraydt City abgesucht, das Gebiet, das Chris Penzler von seiner Badewanne aus übersehen konnte. Ich habe alles bis hin zu den Bergen im Westen abgesucht einschließlich einiger Hänge.«
    »Und Sie fanden keine Waffe?«
    »Nein.«
    »Psychische Kräfte gelten als unzuverlässig, oder etwa nicht? Die Wissenschaft zögerte lange, ihre Existenz anzuerkennen, und die Gesetze haben lange benötigt, um PSI-Begabungen im Zeugenstand zuzulassen. Verraten Sie mir eins, Mister Hamilton: Falls Sie mit Ihrer ungewöhnlichen Begabung schon keinen Nachrichtenlaser haben finden können – hätten Sie da nicht auch einen Menschen übersehen können?«
    »Das ist durchaus möglich.«
    Die Verteidigung hatte keine weiteren Fragen. Die Elfenfrau mit den kalten Augen richtete den Blick auf mich und fragte: »Angenommen, jemand hat die Waffe auseinander genommen und die Einzelteile entsorgt? Hätten Sie die gefunden?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Ich wurde entlassen und nahm unter den Zuschauern Platz.
    Als nächstes rief die Staatsanwaltschaft einen Gutachter auf, einen orientalisch wirkenden Mann, der sich als Lunie-Polizist entpuppte. Er war erstaunlicherweise keiner als ich. Der Beamte sagte aus, daß er Naomis Druckanzug untersucht und festgestellt hatte, daß dieser zufrieden stellend funktionierte. Im Verlauf seiner Tests war er mit dem Anzug sogar auf die Mondoberfläche hinausgegangen. »Er ist vollkommen dicht«, schloß er.
    »Ist Ihnen sonst noch etwas Außergewöhnliches aufgefallen?«
    »Der Geruch. Der Anzug ist bereits einige Jahre alt, und der Molekularfilter muß dringend gereinigt werden. Nach einigen Stunden Tragezeit reichern sich gewisse Atemgifte in der erneuerten Atemluft an, und es bildet sich ein unangenehmer Geruch.«
    Sie riefen Octavia Budrys in den Zeugenstand, und allmählich dämmerte es mir. »Die Polizei gab mir diesen Druckanzug«, sagte Octavia aus, »und bat mich, ihn anzulegen. Ich nehme an, sie wählten

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