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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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wie sie durch meine Adern flitzten, verirrte radioaktive Partikel einfingen, meine Nieren und mein urologisches System auf allerhöchste Betriebsamkeit brachten und halb tote Zellen abschalteten, die zu Krebszellen zu mutieren drohten. Und dabei meinen Kreislauf blockierten.
    Ich benutzte ein Telefon und fand Hecate Bauer-Stanson schließlich im Büro des Direktors.
    Sie stand auf und drehte sich um, als ich eintrat. Sie bewegte sich trotz der niedrigen Schwerkraft graziös wie eine Tänzerin. Wenn ich so etwas versuche, mache ich stets unfreiwillige Sätze. »Nunnally, ich möchte Ihnen Ubersleuth Gil Hamilton von der Alliierten Regionalmiliz der Erde vorstellen. Gil, Nunnally Sterne ist der Dienst habende Ingenieur.«
    Sterne war ebenso wie Hecate ein Lunie, mit einem langen Kopf und sehr dunklem Teint. Als er aufstand, um mir die Hand zu schütteln, wunderte ich mich über seine Größe: er mußte mindestens acht Fuß groß sein, und wahrscheinlich war er das auch. »Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, Mister Hamilton«, sagte er. »Wir haben die Waldos nur sehr ungern abgeschaltet. Ich bin sicher, daß Mister Hodder Ihnen noch persönlich seinen Dank aussprechen möchte.«
    »Hodder?«
    »Everett Hodder ist der Direktor der Anlage. Er hat Feierabend und befindet sich zu Hause.«
    »Ist es denn immer noch Nacht?«
    Sterne lächelte. »Offiziell ist es Nachmittag.«
    »Was machen Sie eigentlich mit den radioaktiven Abfällen, Mister Sterne?« fragte ich.
    Ich hatte dieses Seufzen überall auf dem Mond gehört: Ein Flatlander. Sprich langsam, sonst versteht er dich nicht.
    »Das ist eigentlich kein Geheimnis, Mister Hamilton«, antwortete Sterne, »auch wenn wir es nicht an die große Glocke hängen. Die Begründung für die Energieerzeugung mit diesen Kraftwerken lautet auf der Erde genauso wie überall sonst: Die Helium-III-Fusion erzeugt keine Radioaktivität.«
    »Aha.«
    »Die Flatlander haben irgendwann zu Beginn des letzten Jahrhunderts damit angefangen, ihren radioaktiven Müll in den Del Rey zu schießen. Sie …«
    »Die Boeing Corporation. USA, 2003«, sagte ich. »Eigentlich wollten sie schon 2001 damit anfangen, doch es gab einige gesetzliche Streitereien, die erst überwunden werden mußten. Deswegen habe ich mir das Datum merken können.«
    »Ja, richtig. Sie haben fast fünfzig Jahre lang Abfälle zum Mond geschossen. Gegen Ende wurde die Zielgenauigkeit immer besser, und da zogen sie mit ihren Abfallcontainern den Schrägstrich des VERBOTEN-Zeichens quer durch den Krater. Sie haben es bestimmt gesehen …«
    »Haben wir.«
    »Sie hätten genauso gut Coca-Cola schreiben können. So weit, so gut. Deuterium-Tritium-Fusion war besser als Kernspaltung, aber sie war nicht viel sauberer. Der Wendepunkt kam erst, als sie es geschafft hatten, funktionsfähige Helium-III-Kraftwerke zu bauen.
    Wir verschifften Helium-III tonnenweise zur Erde. Nachdem wir genug Geld verdient hatten, begannen wir, unsere eigenen Helium-III-Anlagen zu bauen. Der Del-Rey-Krater geriet in Vergessenheit, und zwar für fast fünfzig Jahre.«
    »Ich weiß.«
    »Was schließlich das ganze System zusammenbrechen ließ, war diese neue solarelektrische Farbe. Sie nennen sie Black Power, und sie verwandelt Sonnenlicht in elektrische Energie, genau wie jeder gewöhnliche Solarkonverter. Der Unterschied ist, daß man sie nur aufsprühen muß. Man plaziert elektrische Leitungen und sprüht dann das Material auf, ganz einfach. Und dazu benötigt man nichts außer Sonnenlicht und genug Platz.
    Auf der Erde kaufen sie immer noch unser Helium-III. Das geht so lange weiter, bis die achtzehn Milliarden Flatlander anfangen, sich die Köpfe mit Black Power zu bemalen.«
    »Sie benutzen es ebenfalls?«
    »Stet. Black Power ist eine großartige Erfindung. Es ist so billig, daß es sich für uns nicht mehr lohnt, neue Helium-III-Kraftwerke zu bauen. Verstehen Sie? Aber es ist auch billiger, die alten Kraftwerke in Betrieb zu halten, als alle durch Black Power zu ersetzen.«
    Ich nickte. Hecate tat so, als wäre das alles für sie nichts Neues.
    »Mein Job ist also sicher. Das Problem bei der ganzen Geschichte ist, daß die Helium-III-Fusion unter zehnmal heißeren Bedingungen abläuft als die Deuterium-Tritium-Fusion. Das Kraftwerk hier hat angefangen, Hitze abzustrahlen. Die Fusion verläuft zunehmend langsamer. Wir müssen einen Katalysator in das System geben, irgendetwas, das unser Helium-III aufheizt. Etwas, das bei niedrigeren

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