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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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hat im Gegensatz zu jedem anderen Drogensüchtigen einen großen Vorteil gegenüber seinem Lieferanten: Strom ist billig zu haben. Bei einer Droge kann der Lieferant den Preis nach Belieben diktieren. Nicht jedoch bei Strom. Man besucht den Ekstasedealer ein einziges Mal, wenn er einem den Wonnestecker mitsamt Operation verkauft, und dann niemals wieder. Niemand wird versehentlich süchtig. Stromsucht ist eine ehrliche Sucht. Der Kunde weiß ganz genau, auf was er sich einläßt, was der Strom für ihn bereithält … und was er aus ihm macht.
    Trotzdem bewies Kenneth Graham durch die Art und Weise, in der er sich seinen Lebensunterhalt verdiente, ausgesprochen wenig Mitgefühl. Ansonsten hätte er seine Kunden wegschicken müssen. Niemand wird nach und nach stromsüchtig. Man entscheidet sich dazu und bezahlt Stecker und Operation, ohne die Freuden jemals zuvor verspürt zu haben.
    Jeder einzelne von Grahams zahlreichen Kunden war erst in seinen Laden gekommen, nachdem er sich entschieden hatte, nicht länger ein Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu sein.
    Welcher Strom aus Hoffnungslosen und Verzweifelten mußte sich die Klinke von Grahams Ladentür in die Hand gegeben haben! Was konnten seine Opfer schon anderes tun, außer ihn bis in seine Träume verfolgen? Und wenn Kenneth Graham des Nachts gut schlief, dann …
    Dann war es eigentlich kein Wunder, wenn er sich auch noch im Organhandel betätigte.
    Er befand sich in einer denkbar guten Position dazu. Verzweiflung ist das charakteristischste Merkmal eines jeden, der sich wissentlich zur Implantation eines Wonnesteckers entschließt. Die Unbekannten, Ungeliebten, die Menschen, die niemand wollte, die niemand brauchte und niemand vermißte, sie betraten Grahams Laden in einem stetigen Strom.
    Und ein paar kamen nicht wieder heraus.
    Na und? Wem fiel es auf?
    Ich ging die restlichen Daten durch und suchte nach dem Verantwortlichen für Grahams Überwachung. Jackson Bera. Ich rief bei ihm an.
    »Klar«, berichtete Bera. »Wir halten seit drei Wochen ununterbrochen einen Abhörstrahl auf seinen Laden gerichtet. Eine Verschwendung gut bezahlter ARM-Agenten, wenn Sie mich fragen. Vielleicht ist er sauber, vielleicht hat er aber auch von irgendjemandem einen Tipp erhalten.«
    »Und warum hören wir dann nicht auf, ihn zu überwachen?«
    Bera sah mich empört an. »Weil wir ihn erst seit drei Wochen beschatten. Was glauben Sie, wie viele Spender er im Verlauf eines Jahres benötigt? Lesen Sie die Berichte. Der durchschnittliche Profit bei einem einzigen Spender beträgt eine Million Kredits! Graham kann es sich leisten, seine Opfer mit Bedacht auszusuchen.«
    »Ja.«
    »Was das anbetrifft – er war nicht vorsichtig genug. Im letzten Jahr verschwanden wenigstens zwei seiner Kunden. Kunden mit Familienangehörigen. Das hat uns auf seine Spur gebracht.«
    »Also könnten Sie ihn durchaus noch weitere sechs Monate überwachen, ohne die geringste Aussicht auf Erfolg. Er könnte still dasitzen und warten, bis der richtige Kunde hereinspaziert.«
    »Genau. Er muß einen Bericht über jeden seiner Kunden verfassen. Das gibt ihm das Recht, persönliche Fragen zu stellen. Falls der Bursche Verwandte besitzt, läßt Graham ihn wieder gehen. Die meisten Leute haben Verwandte, wissen Sie? Andererseits«, fuhr Bera untröstlich fort, »andererseits könnte der Bursche auch durchaus sauber sein. Manchmal verschwindet ein Stromsüchtiger, ohne daß jemand nachgeholfen hätte.«
    »Wie kommt es, daß in den Datenbänken keine Holos von Graham gespeichert sind, die ihn in seiner Wohnung zeigen? Sie können doch nicht nur seinen Laden überwachen?«
    Jackson Bera kratzte sich den Schopf. Schwarze Kraushaare, dick wie Draht, umgaben seinen Schädel in einem Afrolook. »Selbstverständlich überwachen wir seine Wohnung, doch wir können keinen Abtaststrahl einsetzen. Es ist ein Innenappartement. Keine Fenster. Kennen Sie sich mit Spionagestrahlen aus?«
    »Nicht sonderlich gut. Ich weiß, daß sie seit einer ganzen Weile eingesetzt werden.«
    »Sie sind so alt wie Laser. Der älteste von allen Tricks besteht darin, einen Spiegel in den Raum zu stellen, den man abhören möchte. Dann richtet man einen Laserstrahl auf das Fenster, selbst durch schwere Vorhänge hindurch, und fängt die Reflexion des Spiegels auf. Der zurückkehrende Strahl überträgt die Vibrationen im Glas des Spiegels. Daraus kann man eine perfekte Aufzeichnung von allem gewinnen, was in dem betreffenden Raum gesagt

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