Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
voller Abscheu von meinem neuen Arm distanziert? Nein. Überraschenderweise, wie ich gestehen muß, nicht im geringsten. Doch ich war der ARM beigetreten, der einstigen Alliierten Regionalmiliz der Erde, heute Polizei der Vereinten Nationen. Obwohl ich einem Toten den Arm gestohlen hatte, würde ich das Gesindel jagen, das für seinen Tod verantwortlich war.
    Die noble Gesinnung, die mich zu dieser Handlungsweise veranlaßt hatte, war im Verlauf der letzten Jahre in einer Flut von Papier ertränkt worden. Vielleicht wurde ich allmählich gefühllos, wie die Flatlander um mich herum – die anderen Flatlander, die jedes Jahr für neue, strengere Gesetze und häufigere Todesurteile plädierten. Steuerhinterziehung. Manuelles Steuern eines Flugwagens über einer Stadt.
    War Kenneth Graham wirklich so viel schlimmer als sie?
    Selbstverständlich war er das. Dieser Bastard hatte Owen Jennison einen Draht in den Schädel verpflanzt.
     
    Ich wartete zwanzig Minuten, bis Julie aus ihrem Büro kam. Ich hätte ihr eine Aktennotiz schicken können, doch es war reichlich Zeit bis zur Mittagspause und nicht genug Zeit, um irgendetwas anderes zu erledigen … außerdem wollte ich mit ihr reden.
    »Hi«, begrüßte sie mich, und: »Danke für den Kaffee.« Sie nahm den Becher entgegen. »Wie war dein zeremonielles Bacchanal? Oh, ich sehe schon. Mmm. Sehr schön. Das ist ja beinahe poetisch.« Unterhaltungen mit Julie besaßen die Eigenart, über Abkürzungen zu verlaufen.
    Poetisch, richtig. Ich erinnerte mich, wie die Inspiration wie ein Blitz aus heiterem Himmel über mich gekommen war. Owens alter Trick mit der schwebenden Zigarette. Was wäre besser geeignet gewesen, sein Gedenken zu ehren, als damit ein Mädchen aufzureißen?
    »Richtig«, stimmte Julie mir zu. »Aber vielleicht hast du etwas übersehen. Wie lautet Taffys Nachname?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Sie hat ihn aufgeschrieben …«
    »Womit verdient sie ihren Lebensunterhalt?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Welcher Religionsgemeinschaft gehört sie an? Ist sie pro oder anti? Wo ist sie aufgewachsen?«
    »Verdammt …!«
    »Noch vor einer halben Stunde hast du selbstzufrieden darüber nachgedacht, wie entmenschlicht wir Flatlander doch alle sind, mit Ausnahme von dir. Was ist Taffy für dich? Eine Person oder ein Pin-up-Girl?« Julie stand vor mir, die Hände in die Hüften gestützt, und blickte auf mich herab wie ein Lehrer auf einen Schüler.
    Aus wie vielen Menschen besteht Julie eigentlich? Ein paar von uns haben diesen beschützenden Aspekt ihres Wesens niemals gesehen. Er ist Furcht erregend, dieser Beschützer in ihr. Falls er je bei einer Verabredung zum Vorschein treten sollte, würde der arme Bursche, mit dem sie zusammen wäre, für den Rest seines Lebens impotent sein.
    Doch das würde nie geschehen. Wenn eine Belohnung angebracht ist, dann zögert sie nicht eine Sekunde. Das hilft ihr dabei, ihre verschiedenen Funktionen voneinander zu trennen, doch es macht die Sache nicht ein Stück erträglicher.
    Und es machte auch keinen Sinn vorzugeben, als ginge es sie nichts an.
    Ich war hergekommen, um Julie um ihren Schutz zu bitten. Wenn ich in ihren Augen nicht mehr liebenswert war, wenn sie nichts mehr für mich empfand, dann war mein Verstand für sie so gut wie unlesbar. Und wie sollte sie dann um alles in der Welt erfahren, wann ich in Schwierigkeiten steckte? Wie konnte sie Hilfe schicken, um mich aus welcher Lage auch immer zu retten? Mein Privatleben ging sie nicht nur etwas an, sondern sie mußte sogar für die Ausübung ihres Berufes Kenntnis davon besitzen.
    »Ich mag Taffy!« protestierte ich. »Als ich sie kennen lernte, war sie mir egal, aber jetzt mag ich sie, und ich glaube, sie mag mich ebenso. Was erwartest du von einer ersten Nacht?«
    »Das weißt du ganz genau. Du kannst dich an andere Verabredungen erinnern, wo du und deine Bekanntschaft die ganze Nacht auf dem Sofa gesessen und nichts als geredet habt, allein aus Freude, mehr vom anderen zu erfahren.« Sie nannte drei Namen, und ich errötete. Julie kennt die Worte, die einen Mann von einem Augenblick zum andern wie nackt dastehen lassen. »Taffy ist eine Person und keine Episode. Sie ist kein Symbol für irgendetwas und ganz bestimmt nicht nur eine angenehme Nacht. Was hältst du von ihr?«
    Ich dachte darüber nach, während ich im Korridor vor Julies Büro stand.
    Eigenartig: Ich hatte Julie die Beschützerin schon bei anderen Gelegenheiten erlebt, und mir ist niemals in

Weitere Kostenlose Bücher