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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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wurde. Um Bilder aufzunehmen, bedarf es allerdings ausgeklügelterer Techniken.«
    »Wie ausgeklügelt sind wir denn?«
    »Wir können unseren Spionagestrahl in jeden beliebigen Raum mit einem Fenster senden. Wir können ihn sogar durch bestimmte Wandmaterialien schicken. Geben Sie uns eine optisch ebene Fläche, und wir schicken ihn sogar um Ecken herum.«
    »Aber sie brauchen eine Außenwand?«
    »Jepp.«
    »Was macht Graham im Augenblick?«
    »Sekunde.« Bera verschwand aus dem Aufnahmebereich. »Irgendjemand hat gerade seinen Laden betreten. Graham spricht mit ihm. Wollen Sie ein Bild?«
    »Sicher. Lassen Sie es auf meinem Schirm. Ich schalte ab, wenn ich fertig bin.«
    Das Bild von Bera verblaßte. Einen Augenblick später blickte ich in das Sprechzimmer eines Arztes. Hätte ich nicht gewußt, mit wem ich es zu tun hatte, so hätte ich den Mann für einen Orthopäden gehalten. Der Raum war mit einem bequemen Behandlungsstuhl mit Kopfstütze und Fußauflage ausgestattet; direkt daneben befand sich ein keiner Schrank mit Instrumenten auf einem sauberen weißen Tuch. In der Ecke stand ein Schreibtisch. Kenneth Graham unterhielt sich mit einer wenig attraktiven jungen Frau, die zudem ausgelaugt wirkte.
    Ich lauschte Grahams falschen väterlichen Versicherungen und seiner leuchtenden Beschreibung von den magischen Erfahrungen der Stromsucht. Als ich es nicht länger ertragen konnte, drehte ich die Lautstärke herab. Die Frau nahm im Untersuchungsstuhl Platz, und Graham setzte ihr einen Apparat auf den Kopf.
    Das verhärmte Gesicht der jungen Frau leuchtete plötzlich vor Schönheit.
    Glückseligkeit ist aus sich heraus schön. Eine glückliche Person ist per Definition schön. Von einem Augenblick zum anderen war die junge Frau voller Freude, durch und durch glückselig … und mir wurde bewußt, daß ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht alles über die Strategien des Verkaufs von Wonnesteckern gewußt hatte. Offensichtlich befand sich Graham im Besitz eines Induktors, mit dem er den Strom leiten konnte, wohin er wollte, und zwar ohne Draht. Er konnte einem Kunden zeigen, wie sich Stromekstase anfühlte, ohne zuerst die Drähte zu implantieren.
    Welch unübertreffliches Verkaufsargument!
    Graham schaltete die Maschine wieder ab. Es war, als hätte er das Mädchen ausgeschaltet. Für einen Augenblick saß die junge Frau wie betäubt da, dann suchte sie hektisch nach ihrer Geldbörse und wühlte darin herum.
    Ich ertrug es nicht länger und schaltete den Bildschirm aus.
    Nun wunderte es mich erst recht nicht mehr, sollte Graham zum Organhändler geworden sein. Er mußte bar jeden Mitgefühls sein, wenn er seine Ware auf diese Weise an den Mann brachte.
    Und selbst dann, dachte ich, hatte er den anderen etwas voraus.
    Er war noch ein wenig gefühlloser als die restlichen Milliarden Erdbewohner. Nicht sonderlich viel. Jeder einzelne Wähler hatte ein wenig von einem Organhändler in sich. Mit der Einführung der Todesstrafe für so zahlreiche Verbrechen hatten sich die gesetzgebenden Organe nur dem Druck der Wähler gebeugt. Die Kehrseite der Transplantationschirurgie, fehlende Achtung vor dem Leben anderer, breitete sich immer weiter aus. Die gute Seite war ein längeres Leben für jedermann. Ein einziger verurteilter Krimineller konnte ein Dutzend verdienter Leben retten. Wer wollte sich darüber beschweren?
    Im Belt hatten wir anders darüber gedacht. Das Überleben an sich war im Belt eine Tugend, und Leben war ein kostbares Ding, so dünn gesät unter den sterilen Felsen, so zerbrechlich in winzigen Schiffen, die durch die mörderische Leere zwischen den Welten rasten.
    Also war ich zur Erde gekommen, um mir einen neuen Arm transplantieren zu lassen.
    Meiner Bitte war entsprochen worden, und zwar kaum zwei Monate nach meiner Landung. So schnell? Später hatte ich herausgefunden, daß es in den Organbänken immer gewisse Körperteile im Überschuß gab. Heutzutage verloren nur noch wenige Menschen einen Arm.
    Und ich hatte herausgefunden – ein Jahr, nachdem ich das Transplantat erhalten hatte –, daß mein Arm aus der beschlagnahmten Bank eines Organpaschers stammte.
    Es war ein Schock gewesen. Ich hatte gehofft, mein Arm stammte von einem lasterhaften Mörder, irgendjemandem, der vierzehn Menschen von einem Dach aus erschossen hatte. Pustekuchen. Irgendein gesichtsloses, namenloses Opfer hatte das Pech gehabt, einem Ghoul über den Weg zu laufen, und ich war derjenige, der davon profitierte.
    Hatte ich mich deswegen

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