Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
überwachten. Wir benötigten einen größeren Stab, um die Tracer-Signale ein paar Stockwerke tiefer auf den Bildschirmen zu verfolgen.
    Wir waren ernsthaft versucht, allen möglichen Korpsikel-Erben zu verraten, was vor sich ging, und sie zu bitten, sich in regelmäßigen Abständen bei uns zu melden, beispielsweise alle fünfzehn Minuten. Es hätte die Dinge beträchtlich vereinfacht. Allerdings hätte es auch die Abstimmung über das Gesetz beeinflussen und die Qualität der Interviews verändern können, die sie gegenüber den Nachrichtenleuten abgaben.
    Doch wir wollten unsere Beute nicht warnen, jene noch immer rein hypothetische Koalition aus Organpaschern, die sicherlich die gleichen Leute überwachte, an denen auch wir interessiert waren. Die Auswirkungen auf die Wahlen wären katastrophal, falls wir uns irrten. Zumal die ARM sich nicht in Politik einmischen sollte.
    Wir arbeiteten ohne das Wissen oder die Zustimmung der Korpsikel-Erben. Es gab zweitausend von ihnen, verstreut über die ganze Welt. Dreihundert lebten allein in den westlichen Vereinten Staaten von Amerika, und jeder erwartete ein Erbe von wenigstens fünfzigtausend Kredits – eine Grenze, die wir rein willkürlich gezogen hatten, weil wir sonst vor Arbeit zusammengebrochen wären.
    Der Zufall kam unserer Personalknappheit zu Hilfe: Wir hatten neben unserem Projekt kaum Arbeit. Die Vermißtenmeldungen waren überall auf der Welt fast auf Null zurückgegangen.
    »Das war zu erwarten«, kommentierte Bera die Situation. »Im Verlauf des letzten Jahres müssen die meisten Kunden ihre Besuche bei den Organpaschern eingestellt haben. Sie wollen lieber abwarten, ob das zweite Freezergesetz von der Bevölkerung angenommen wird. Jetzt sitzen die Banden auf ihren randvollen Organbänken, und keiner will kaufen. Wenn sie beim ersten Freezergesetz etwas gelernt haben, dann ziehen sie die Fühler ein und warten geduldig ab. Selbstverständlich kann ich nur raten«, fügte er hinzu. Trotzdem, wahrscheinlich hatte er recht. Was auch immer, für den Augenblick jedenfalls hatten wir die Leute, die wir dringend brauchten.
    Wir beobachteten die wichtigsten zwölf Korpsikel-Erben vierundzwanzig Stunden am Tag. Den Rest überprüften wir in willkürlichen Intervallen. Die Tracer verrieten uns den Aufenthaltsort ihrer Träger, doch sie verrieten uns nicht, mit wem sie zusammen waren und ob dies freiwillig geschah. Wir mußten selbst nachprüfen, ob einer von ihnen plötzlich von der Bildfläche verschwand.
    Wir lehnten uns zurück und warteten auf die ersten Ergebnisse.
     
    Der Sicherheitsrat verabschiedete das zweite Freezergesetz am 3. Februar 2125. Jetzt mußte es nur noch in einer Weltabstimmung angenommen werden, und diese war bereits für Ende März anberaumt. Die wahlberechtigte Öffentlichkeit zählte knapp zehn Milliarden Menschen; etwa sechzig Prozent davon würden sich die Mühe machen und zum Holofon greifen, um ihre Stimme abzugeben.
    Ich hatte wieder angefangen, mir Nachrichtensendungen anzusehen.
    Die NBA Broadcasting fuhr mit ihrer Berichterstattung über die Korpsikel-Erben fort. Sämtliche Kommentare fielen zugunsten des Freezergesetzes aus. Die Befürworter nutzten jede Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, daß noch immer viele Korpsikel-Erben nicht aufgefunden worden seien. (Vielleicht sind Sie einer von Ihnen, verehrter Zuschauer!) Taffy und ich sahen in New York einer Demonstration von Befürwortern des Gesetzes zu: Banner und Plakate (RETTET DIE LEBENDEN, NICHT DIE TOTEN … AUCH DEIN LEBEN KÖNNTE BETROFFEN SEIN und so weiter, und so weiter) und ein gewaltiger Mob von Menschen, die Sprechchöre aufsagten. Die Transportkosten mußten astronomisch gewesen sein.
    Die zahlreichen Bürgerinitiativen gegen das Gesetz waren ebenfalls nicht untätig. In den beiden Amerikas wurde darauf hingewiesen, daß zwar gut vierzig Prozent der Personen im Kälteschlaf aus Amerika stammten, daß jedoch die Transplantate, die man aus ihnen gewann, in die ganze Welt verschickt werden würden. In Afrika und Asien fand man heraus, daß die meisten Korpsikel-Erben Vorfahren aus Amerika hatten. In Ägypten wurde eine Analogie zwischen den Freezergewölben und den Pyramiden hergestellt: Beide hatten dem Bemühen um Unsterblichkeit gedient. Die Botschaft kam in Amerika nicht besonders gut an.
    Umfragen deuteten an, daß die chinesischen Gebiete der Welt gegen das Gesetz stimmen würden. Die Nachrichtenleute von NBA sprachen von Ahnenverehrung und erinnerten die

Weitere Kostenlose Bücher