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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Hintergedanken, die bedeutendsten Korpsikel-Erben zu kidnappen, unmittelbar bevor das Gesetz in Kraft tritt? Die meisten Leute, bei denen sich eine Entführung lohnt, besitzen genügend Geld, um sich zu schützen. Leibwächter, Alarmanlagen, Sender am Handgelenk … Ein Korpsikel-Erbe hat noch kein Geld für so etwas.«
    Garner beugte sich in seinem Stuhl vor. »Falls es uns gelänge, das zu beweisen und in die Öffentlichkeit zu tragen, würde damit nicht das zweite Freezergesetz in Grund und Boden gestimmt?«
     
    Als ich in mein Büro zurückkehrte, lag eine Notiz auf meinem Schreibtisch. Die Daten über Holden Chambers waren in meinen Computer überspielt worden und warteten darauf, daß ich sie las. Mir fiel wieder ein, daß Holden selbst an diesem Nachmittag zu mir ins Hauptquartier kommen wollte … falls ich ihn mit meinem imaginären Arm nicht zu sehr verängstigt hatte.
    Ich aktivierte meinen Computer und vertiefte mich in das Holden-Chambers-Dossier in dem Versuch herauszufinden, ob der Junge geistig gesund geblieben war. Der größte Teil der Informationen stammte aus der medizinischen Abteilung seiner Universität. Auch dort hatte man sich seinetwegen Sorgen gemacht.
    Die Entführung hatte ihn aus seinem ersten Semester an der Washburn University gerissen. Hinterher waren seine Noten in den Keller gefallen, bis er sich wieder soweit gefangen hatte, um es gerade so zu schaffen. Im September hatte er das Hauptfach gewechselt und studierte nun Biochemie statt Architektur. Der Umstieg war ihm überraschend leicht gefallen. In den vergangenen beiden Jahren hatten seine Leistungen den Durchschnitt erreicht oder knapp darüber gelegen.
    Er lebte allein in einem dieser winzigen Appartements, deren gesamtes Mobiliar aus Memoryplastik bestand, das je nach Bedarf aus Wand oder Boden ausgefahren werden konnte. Technologie war billiger als Ellbogenfreiheit. Das Appartementhaus verfügte über einige gemeinsame Einrichtungen: Sauna, Swimmingpool, Reinigungsroboter, Partykeller, ein Restaurant mit Zimmerservice, eine Reinigung … Ich fragte mich, warum er sich das Zimmer nicht mit einer Mitbewohnerin teilte. Zum einen hätte er damit Geld sparen können. Doch sein Sexualleben war von je her eher passiv gewesen, und den Akten zufolge war er ein richtiger Einzelgänger.
    Nach seiner Entführung hatte er sich einige Monate lang noch weiter zurückgezogen, fast, als hätte er auch noch den letzten Rest seines Glaubens an die Menschheit verloren.
    Wenngleich er damals ziemlich aus dem Gleichgewicht geraten sein mußte, so hatte er sich inzwischen allem Anschein nach erholt. Selbst sein Geschlechtsleben hatte sich verbessert. Diese Information stammte nicht von der medizinischen Abteilung der Universität, sondern vom Lieferrestaurant (Frühstück für zwei, mitternächtlicher Zimmerservice …) und von einigen aufgezeichneten Anrufen. Die Informationen stammten von öffentlichen Dienstleistern, also bestand kein Anlaß, daß ich mich wie ein Spanner fühlen mußte. Die Aufmerksamkeit, die den Korpsikel-Erben seitens der Medien entgegengebracht wurde, hatte ihm gut getan, und zum ersten Mal in seinem Leben waren die Mädchen ihm nachgelaufen. Einige hatten sogar eine Nacht bei ihm verbracht, doch wie es schien, traf er sich mit keiner regelmäßig.
    Ich hatte mich gewundert, wovon er einen Butler bezahlen konnte … Als mir die Antwort dämmerte, fühlte ich mich wie ein Dummkopf. Der Sekretär namens Zero war nichts weiter als ein Computerprogramm. Ein elektronischer Anrufbeantworter.
    Chambers war nicht mittellos. Nach der Entführung und nachdem das Lösegeld bezahlt worden war, hatte der Treuhänderfonds noch etwa zwanzigtausend Kredits enthalten. Ein Großteil davon war für die Versorgung Charlottes erforderlich gewesen. Die Treuhänder gaben Chambers genug Geld, um seine Studiengebühren zu bezahlen und dennoch komfortabel zu leben. Wenn er mit der Ausbildung fertig war, würde sogar noch etwas übrig bleiben, doch das Geld war für Charlotte vorgesehen.
    Ich schaltete den Bildschirm ab und dachte nach. Chambers hatte einen gewaltigen Schreck erlitten. Nun hatte er sich wieder gefangen. Manche kehren zur Normalität zurück, manche nicht. Er hatte sich allerbester Gesundheit erfreut, eine wichtige Voraussetzung, um einen derartigen emotionalen Schock zu überleben. Wer heute mit ihm befreundet war, würde gewisse Themen in seiner Gegenwart tunlichst meiden.
    Und er war in blindem Entsetzen rückwärts aus dem Stuhl

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