Ringwelt 06: Flatlander
auch?«
»Nicht, wenn Sie noch darauf stehen können«, antwortete ich.
Die nächste Frage. »Kann Ihrer Meinung nach eine Armprothese unbeeinträchtigt in dem Zeitfeld funktionieren?«
»Mein Mann? Sie glauben, Larry hätte es getan? Sie müssen den Verstand verloren haben!«
»Betrachten Sie es als eine hypothetische Frage.«
Sie zuckte die Schultern. »Ich kann nur raten, genau wie Sie. Es gibt keine Fachleute auf dem Gebiet trägheitsloser Felder.«
»Doch, einen. Aber der ist jetzt tot«, erinnerte ich sie.
»Ich weiß nur das, was ich als Kind im Holovid gesehen habe. In der Gray-Lensman-Show.« Sie lächelte bei der Erinnerung. »Kennen Sie die alte Space Opera?«
Valpredo lachte. »Was denn, Sie auch? Ich habe die Sendung im Unterricht gesehen, auf einem kleinen Bildhandy. Eines Tages wurde ich vom Rektor erwischt.«
»Natürlich. Und dann waren wir eines Tages zu groß geworden, zu erwachsen. Schade eigentlich. Diese trägheitslosen Schiffe … Ich bin sicher, ein echtes trägheitsloses Schiff würde sich anders verhalten. Wahrscheinlich ist es unmöglich, den Effekt der Zeitkompression völlig auszuschalten.« Sie nahm einen tiefen Schluck von ihrem Drink, setzte das Glas ab und sagte dann: »Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ja und nein. Er könnte vermutlich in das Feld greifen, aber … Sehen Sie das Problem? Die Nervenimpulse, die Larrys Arm steuern, kämen im Feld zu langsam an.«
»Selbstverständlich.«
»Und wenn Larry vorher etwas in die Hand genommen und damit in das Feld gegriffen hätte, dann hätte sich die Hand wahrscheinlich nicht geöffnet. Er könnte Ray mit dem Schürhaken den Schädel eingeschlagen … nein, könnte er auch nicht. Das Eisen hätte sich im Feld kaum schneller als ein fließender Gletscher bewegt. Ray hätte ohne Schwierigkeiten ausweichen können.«
Und es war unmöglich, das Eisen aus dem Feld zu ziehen. Larry konnte die Faust nicht mehr schließen, nachdem sie im Feld war. Trotzdem … er hätte es versuchen können. Und sein Arm wäre hinterher immer noch funktionsfähig gewesen, dachte ich.
»Wissen Sie etwas über die genaueren Umstände von Edward Sinclairs Ausnahmegenehmigung?« wollte ich wissen.
»Oh, das ist eine alte Geschichte«, sagte sie. »Selbstverständlich habe ich davon gehört. Aber wieso sollte das etwas mit Rays Ermordung zu tun haben?«
»Das weiß ich auch nicht«, gestand ich. »Ich taste blind umher.«
»Nun, Sie werden sicherlich in den Datenbänken der Vereinten Nationen genauere Informationen finden. Edward Sinclair hat sich mit der Mathematik der Magnetfelder beschäftigt, die im interstellaren Raum den Wasserstoff für die Ramrobots schaufeln. Er war ein sicherer Kandidat für eine Ausnahmegenehmigung. Es war der sicherste Weg, eine zu erhalten: Ein Durchbruch auf irgendeinem Gebiet, das mit den interstellaren Kolonien zu tun hat. Jedes Mal, wenn man einen Menschen von der Erde wegschafft, sinkt schließlich die Bevölkerungszahl um eine Person.«
»Und was war daran verkehrt?«
»Nichts, das irgendjemand hätte beweisen können. Vergessen Sie nicht, daß die Fortpflanzungsgesetze damals noch neu waren. Sie hätten keinem echten Belastungstest standgehalten. Aber Edward Sinclair ist ein abstrakter Mathematiker. Er arbeitet mit Zahlentheorien, aber nicht an praktischen Anwendungen. Ich habe Edwards Gleichungen gesehen. Sie sehen viel eher nach etwas aus, das sein Bruder Ray geschaffen hat. Aber Ray brauchte keine Ausnahmegenehmigung. Er wollte nie eigene Kinder.«
»Sie glauben also …?«
»Es ist mir vollkommen egal, wer von beiden die Ramjets verbessert hat. Man braucht Grips, um die Fortpflanzungsbehörde so aufs Kreuz zu legen!« Sie leerte ihr Glas und setzte es schwungvoll auf den Tisch. »Und es kann kein Fehler sein, Intelligenz zu vererben. Außerdem wird der Menschheit kein Schaden zugefügt. Schlimm sind die Leute, die sich verstecken, wenn ihre empfängnisverhütende Spritze fällig ist, dann schließlich ihre Kinder kriegen und zum Steinerweichen brüllen, wenn sie anschließend zwangssterilisiert werden. Zu viele von dieser Sorte, und wir haben bald keine Bevölkerungskontrolle mehr. Und das würde bedeuten …« Sie mußte den Satz nicht beenden.
Wir fragten sie, ob Sinclair gewußt hatte, daß Pauline Urthiel als Paul zur Welt gekommen war?
Sie starrte uns an.
»Was zum Piep hat das mit dieser Geschichte zu tun?«
Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, daß Sinclair vielleicht Urthiel mit diesem Wissen
Weitere Kostenlose Bücher