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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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können.«
    »Wirst du jetzt wohl kommen? Und denk daran, nur auf die Wurzeln zu treten.«

 
KAPITEL ZEHN
PARLETTES HAND
     
     
    Dunkelheit verhüllte den Großteil von Mount Lookitthat.
    Die Crew bemerkte das nie.
    Die Lichter auf dem Alpha-Plateau brannten die ganze Nacht hindurch. Nebel behinderte in dieser Nacht die Aussicht aus den Häusern entlang der Alpha-Beta-Klippe, von wo aus man für gewöhnlich über das Beta-Plateau hinweg bis zu den Lichtern der Städte auf Gamma und Iota blicken konnte. Und wer sollte so schon wissen, daß die Lichter der Städte verloschen waren?
    In den Kolonistengebieten herrschte Furcht und Wut, doch das kümmerte niemanden auf dem Alpha-Plateau.
    Niemandem hier oben drohte wirklich Gefahr. Auf Gamma und Iota gab es keine Hospitale, wo Patienten in dunkeln Operationssälen starben. Keine Wagen würden dort abstürzen, weil es an Straßenbeleuchtung mangelte. Wenn Fleisch in den ausgefallenen Kühlhäusern der Metzger verdarb, kam es zu keiner Hungernot; es gab immer noch Obst und Nüsse, Getreide und die Viehherden.
    Doch es herrschten Furcht und Wut. Stimmte irgendetwas nicht da oben, wo der Strom herkam? Oder war das nur ein Scherz, eine Strafe, ein Experiment – irgendein Willkürakt der Vollstreckungspolizei?
    Ohne Licht konnte man nicht reisen. Also blieben die meisten Leute, wo sie waren – wo immer das auch sein mochte. Sie legten sich nieder, wo immer sie konnten, denn für die Kolonisten war es allmählich Schlafenszeit. Und sie warteten auf die Rückkehr des Lichts.
     
    Sie würden ihm keinen Ärger machen, dachte Jesus Pietro. Wenn die Gefahr heute Nacht kommen sollte, würde sie sicher nicht von dort unten kommen.
    Genauso sicher war der Angriff der Söhne der Erde, auch wenn nur fünf von ihnen hier oben auf dem Plateau frei umherliefen. Harry Kane würde niemals einen Großteil seiner Männer dem sicheren Tod überlassen. Was immer er tun konnte, würde er auch tun, und zwar ohne Rücksicht auf die Risiken.
    Major Chins Flüchtling war entkommen und lief nun weniger als vier Kilometer vom Hospital entfernt in einer Polizeiuniform herum. Und weil er entkommen war, weil er allein zu sein schien und weil niemand ihn deutlich gesehen hatte, mußte es Matt Keller sein.
    Fünf Akten für fünf Entflohene. Harry Kane und Jayhawk Hood: Die beiden waren alte Freunde, die gefährlichsten Mitglieder der Söhne der Erde. Elaine Mattson, Lydia Hancock und Matthew Keller: Diese drei hatte Jesus Pietro in den langen Stunden nach dem Ausbruch heute Nachmittag gründlich kennen gelernt. Er konnte jeden der fünf auf einen Kilometer Entfernung erkennen oder ihnen ihre Lebensgeschichte erzählen.
    Die dünnste Akte war die von Matt Keller: zweieinhalb armselige Blätter. Bergbautechniker … nicht gerade ein Familienmensch … wenige Liebesaffären … kein Beweis, daß er zu den Söhnen der Erde gehört.
    Jesus Pietro machte sich Sorgen. Falls die Söhne der Erde bis hierher kommen sollten, würden sie geradewegs ins Vivarium gehen, um ihre Kameraden zu befreien. Aber Matthew Keller verfolgte eigene Pläne …
    Wenn der Geist des Alpha-Plateaus kein Rebell war, sondern ein Ding mit einem eigenen, unberechenbaren Kopf …
    Jesus Pietro machte sich Sorgen. Der letzte Schluck Kaffee schmeckte mit einem Mal furchtbar, und er schob die Tasse weg. Erleichtert bemerkte er, daß der Nebel sich langsam auflöste. Auf seinem Schreibtisch lagen fünf Akten übereinander gestapelt, daneben eine sechste und eine Gnadenpistole.
     
    Die Lichter des Hospitals ließen den Himmel perlmuttfarben leuchten. Die Mauer ragte als eine gewaltige Masse über Matt und Laney auf, ein scharf umrissener schwarzer Schatten, der den hellen Himmel durchschnitt. Über sich hörten sie regelmäßige Schritte.
    Seite an Seite waren sie hier hergekrochen, nahe genug beieinander, um sich gegenseitig im Weg zu sein. Sie waren über die Lichtstrahlen der elektrischen Augen gesprungen – erst Matt, dann Laney. Während Laney die Sicherheitsschranken überquert hatte, hatte Matt die Mauer hinaufgestarrt und all sein Denken darauf gerichtet, daß niemand sie sehen sollte, und bis jetzt hatte das auch niemand.
    »Wir könnten zum Tor gehen«, sagte Matt.
    »Aber falls Castro den Strom hat abstellen lassen, kann niemand es öffnen. Nein, es gibt einen besseren Weg.«
    »Zeig ihn mir.«
    »Das wird uns ein wenig Aufregung bescheren … Ah, hier ist sie ja.«
    »Was?«
    »Die Zündschnur. Ich war nicht sicher, ob sie

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