Ringwelt 12: Weltenwandler
Name, und so dauerte es einen Augenblick, bis er begriff. »Der Gregory Pelton?«
»Genau der.« Ein Funken von Andreas sonst so herausforderndem Auftreten blitzte schon wieder auf. »Einer der reichsten Menschen des ganzen Planeten.«
Erschöpft schwebte Sigmund in der Dunkelheit; Feather hatte sich eng um ihn geschlungen. Vor langer Zeit war Sigmund einmal über ein sonderbares Sprichwort gestolpert: ›Make love, not war.‹ Bei Feather waren in dieser Hinsicht die Grenzen gelegentlich fließend. Und heute war wieder so eine Nacht.
»Wie macht sie sich denn?«, fragte Feather unvermittelt.
»Wer?«
»Andrea. Nach diesem Lapsus stellt sich dein kleiner Schützling doch bestimmt besser an.« Eine Hand wanderte langsam über Sigmunds nackten Oberschenkel, um seine Gedanken ein wenig anzuregen. »Viel besser.«
Sigmund zuckte zusammen – und das lag nicht nur an Feathers Hand. »Kaum.«
»›Kaum‹?« Feather drehte sich auf den Rücken und räkelte sich ausgiebig. »Weil du nicht mit deinen Kollegen spielen magst? Irgendwie finde ich das schwach.«
Wie wäre denn die Erklärung: Weil Andrea eine dumme Göre ist, ein ganzes Jahrhundert jünger als ich? Nein, damit würde er auch gleich betonen, wie viel jünger als Feather Andrea eigentlich war. »Lass es gut sein. Bitte.«
Doch ihre Hand blieb dicht bei ihm und wurde immer fordernder. »Eigentlich ist das wirklich schade. Für einen mehr ist doch immer noch Platz.«
Dann stürzte sie sich erneut in eine leidenschaftliche Schlacht, ohne Sigmunds Reaktion auch nur abzuwarten.
Peltons Eingangshalle war gute fünf Meter hoch und größer als Sigmunds gesamte Wohnung. Die Transferkabine für das Personal – die unter denjenigen, die sich so etwas leisten konnten, ein echtes Statussymbol darstellte – verlor sich beinahe in einer Ecke des Raumes. Sigmund bewunderte das Dekor, während er auf Andrea Girard wartete. Massagesessel. Heller, plüschiger Teppich. Holo-Kunstwerke. Ein Gourmet-Synthesizer. Eine der Wände bestand vornehmlich aus einer gewaltigen Doppelflügeltür aus hochglanzpoliertem Messing, so hoch wie zwei Stockwerke.
Andrea trat aus der Transferkabine. Beinahe wäre es ihr gelungen, nicht voller Ehrfurcht den Mund aufzureißen. »Ich glaube er denkt, seine Kabinenkennung sei nicht allzu bekannt.«
Pelton war reich genug – und er hatte genügend Verbindungen –, sodass Sigmund es nicht gewagt hatte, ohne einen entsprechenden richterlichen Bescheid die Aufzeichnungen über seine Teleportationsbewegungen anzufordern. Vor einem halben Jahrhundert hatte Peltons Ururur-undsoweiter-Großmutter das Transferkabinen-System erfunden. Und allen öffentlich zugänglichen Aufzeichnungen gemäß war Gregory ein Nichtsnutz, der sich ihres Geldes erfreute. Vielleicht war ja niemand zu Hause. Sigmund hatte doch ohne vorherige Ankündigung hier erscheinen müssen. Falls Pelton tatsächlich hier gewesen war, so hatte er dank dieser einen Vorwarnung mit Leichtigkeit verschwinden können – und Shaeffer mit ihm.
Und falls Pelton jetzt anwesend war, dann befand er sich zumindest auf der falschen Seite dieser gewaltigen Türen – die Sigmund aus irgendeinem Grund an ein altes Kinderbuch über eine ›Smaragdstadt‹ erinnerte –, und so konnte Pelton auch nicht einfach seine Transferkabine erreichen.
Unmittelbar neben dieser Riesentür war in die Wand ein Bild-Intercom eingelassen. Sigmund präsentierte seine ARM-ID. »Ich bin offiziell im Auftrag der ARM hier und muss mit Mister Gregory Pelton sprechen.«
»Es wird Sie sofort jemand empfangen, Sir.« Die salbungsvolle Stimme klang wie ein KI-Butlerprogramm. Der Flachbildschirm blieb dunkel.
Schon bald öffnete sich eine der Messingtüren. Im Eingang standen nun zwei Frauen, nur mit Bademänteln bekleidet. Die eine war auffallend klein und äußerst zierlich; sie hatte ihre Haut in einem tiefen Rotton gefärbt, ihr geradezu unglaublich silbernes Haar reichte ihr bis zur Taille. Die andere Frau war deutlich größer und – zumindest im unmittelbaren Vergleich mit ihrer Begleiterin – geradezu untersetzt; sie hatte ihr aufwändig frisiertes Haar in verschiedenen Tönen gefärbt und mit Strähnchen durchzogen. Bizarrerweise fragte sich Sigmund sofort, was wohl Nessus von dieser Frisur halten würde.
»Ich heiße Dianna Guthrie«, stellte sich die kleinere der beiden Frauen vor. Ihre Hand ruhte während dieser Begrüßung reglos auf dem reich beschnitzten Türgriff. »Und das hier ist Sharrol
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