Ringwelt
zurückzufallen.
»Wir brauchen es nicht«, sagte Nessus. »Das gilt nicht für Sie. Wir beabsichtigen, das Schiff unserer Mannschaft zu übergeben mit den Kopien der Baupläne, damit Sie noch mehr von diesen Schiffen herstellen können. Zweifellos werden Sie den Entwurf noch verbessern.«
»Damit kann ich mir einen Namen kaufen«, fauchte der Kzin. »Einen Namen! Ich muß dieses Schiff in Aktion sehen.«
»Während unserer Reise im All.«
»Der Patriarch wird mir für so ein Schiff einen Namen geben. Davon bin ich überzeugt. Was für einen Namen soll ich wählen? Vielleicht ...« Der Kzin fauchte mit ansteigender Tonleiter.
Der Puppetier antwortete in der gleichen Sprache.
Louis bewegte sich verdrossen auf seinem Stuhl. Er vermochte der Heldensprache nicht zu folgen. Er dachte daran, die beiden allein zu lassen, als ihm eine Idee kam. Er nahm das Hologramm des Puppetiers aus der Tasche und warf es quer durch den Raum in den haarigen Schoß des Tigers.
Der Kzin hielt es vorsichtig mit eingezogenen Krallen hoch.
»Das sieht aus wie ein beringter Stern«, bemerkte er. »Was ist es?«
»Es bezieht sich auf unser Reiseziel«, sagte der Puppetier. »Mehr kann ich im Augenblick nicht dazu sagen.«
»Wie geheimnisvoll. Nun, wann können wir starten?«
»In ein paar Tagen vermutlich. Meine Agenten suchen gerade ein qualifiziertes viertes Mitglied für unser Forschungsteam.«
»Bis dahin müssen wir uns also mit Geduld wappnen. Louis, sollen wir uns unter Ihre Gäste mischen?«
Louis stand auf und streckte sich. »Natürlich. Verschaffen Sie ihnen einen Nervenkitzel. Dolmetscher, ehe wir das Büro verlassen, möchte ich Ihnen noch einen Vorschlag machen. Betrachten Sie ihn aber nicht als einen Angriff auf Ihre Tigerwürde. Es ist nur so eine Idee von mir .«
Die Gäste hatten sich in Gruppen aufgelöst: in Drei-D-Zuschauer, in Bridge- und Pokerspieler, in Liebespaare und größere amouröse Gruppen, in Geschichtenerzähler, in Opfer der Langeweile. Draußen auf dem Rasen, unter einer dunstigen frühen Morgensonne, war eine gemischte Gruppe aus Gelangweilten und Xenophilen; denn die Gruppe im Freien schloß Nessus und den Tigerdolmetscher ein. Auch Louis Wu gehörte dazu, Teela Brown und ein überarbeiteter Bartender.
Der Rasen war einer von jenen, die nach uraltem britischem Rezept gepflegt wurden: fünfhundert Jahre lang säen und rollen. Fünfhundert Jahre waren in einem Börsenkollaps zusammengebrochen, nach welchem Louis Wu zu Geld gekommen und eine bestimmte, sehr angesehene Familie um ihr Vermögen gekommen war. Das Gras war grün und schimmernd, offensichtlich aus echtem Material. Niemand hatte seine Gene manipuliert auf der Suche nach einer zweifelhaften Verbesserung. Zu Füßen des sanft geneigten grünen Abhangs lag ein Tennisplatz, wo kleine Gestalten herumhüpften und ihre übergroßen Fliegenschläger schwangen.
»Sport ist etwas Wunderbares«, sagte Louis. »Ich könnte hier den ganzen Tag sitzen und zuschauen.«
Teelas Lachen überraschte ihn. Er dachte flüchtig an die Millionen von Witzen, die sie nie gehört hatte, die alten, uralten, die keiner mehr erzählte. Von den Millionen Witzen, die Louis auswendig kannte, mußten mindestens neunundneunzig Prozent einen Bart haben. Vergangenheit und Gegenwart mischten sich schlecht.
Der Bartender glitt in geneigter Position an ihm vorbei. Louis' Kopf lag in Teelas Schoß, und da er die Tasten nicht erreichen konnte, ohne sich aufzusetzen, mußte der Bartender sich weit zu ihm hinunterbeugen. Er tastete die Bestellung für zwei Mochas ein, fing die Getränke auf, als sie aus der Ausgabe herauskamen, und reichte eines davon zu Teela hinauf.
»Sie sehen aus wie ein Mädchen, das ich einmal gekannt habe«, sagte er. »Haben Sie schon einmal von Paula Cherenkov gehört?«
»Die Karikaturistin? Geboren in Boston?«
»Ja. Sie lebt heute auf >Paradise<. Das ist meine Ururgroßmutter. Wir haben sie schon mal besucht.«
»Sie hat mir einmal vor langer Zeit das Herz gebrochen. Sie könnte Ihre Zwillingsschwester sein.«
Teelas Lachen vibrierte angenehm durch Louis' Wirbelsäule. »Ich verspreche Ihnen, daß ich Ihnen nicht das Herz brechen werde, wenn Sie mir von dieser Affäre erzählen.«
Louis dachte darüber nach. Dieser Ausdruck wurde nur noch selten verwendet, aber er mußte ihn nicht erklären. Sie wußten immer alle, was er meinte.
Ein ruhiger, friedlicher Morgen. Wenn er jetzt zu Bett ging, würde er zwölf Stunden durchschlafen. Teelas Schoß
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