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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Nacht, ausgemalt, daß das Schwert am Boden der Wassergrube tatsächlich das Schwert aus der Bibel sei: das Schwert des Erzengels Michael, des Bezwingers des Satans. In seinen Träumen hatte Neidelman beim Anblick des Schwertes jedesmal eine grundlegende Wandlung erfahren, so wie der heilige Paulus auf dem Weg nach Damaskus. Irgendwie war es Neidelman seltsam tröstlich erschienen, daß seine sonst so überbordende Phantasie an diesem Punkt regelmäßig versagt hatte. Nichts, was er sich je hätte vorstellen können, wäre der Verehrung und Furcht gerecht geworden, mit denen in alten Dokumenten das Schwert beschrieben wurde. Aber wenn der Erzengel Michael wirklich mit diesem Schwert den Teufel besiegt hatte, dann war es gut möglich, daß die Klinge seiner Waffe bei dieser Auseinandersetzung verglüht und geschmolzen war. Es lag auf der Hand, daß ein solches Schwert anders aussehen würde als alle anderen.
    So wie das Ding, das er jetzt in der Hand hielt.
    Neidelman besah sich das Schwert noch einmal genauer und verspürte dabei eine Mischung aus Erstaunen, Angst und Unsicherheit. Wenn es wirklich ein derartiges Schwert war - und welche andere Erklärung sollte es geben? -, dann war es ein unwiderlegbarer Beweis dafür, daß jenseits dieser materiellen Welt noch eine andere existierte. Das Wiederauffinden eines solchen Schwertes war das sensationellste Ereignis der gesamten Menschheitsgeschichte.
    Ja! dachte Neidelman und nickte mehrmals hintereinander. Mit einem solchen Schwert konnte er die Welt säubern, ihren spirituellen Niedergang umkehren und all den zerfallenden Religionen mit ihren korrupten Priestern den Todesstoß versetzen. Mit diesem Schwert konnte er einen neuen Glauben für ein neues Jahrtausend schaffen. Daß ausgerechnet er dieses Schwert jetzt in den Händen hielt, war kein Zufall. Er hatte sein Leben lang auf diesen Augenblick hingearbeitet, hatte sich mit seinem Schweiß und seinem Blut des Schwertes würdig erwiesen. Er hatte es verdient, daß er es nun als seinen ganz persönlichen Schatz betrachten konnte, der ihm mehr bedeutete als alles andere auf Erden.
    Weil sein Arm zu zittern begann, legte Neidelman das Schwert auf dem umgedrehten Deckel des Behälters ab. Noch einmal wunderte er sich über den Kontrast zwischen der fast übernatürlichen Schönheit des Hefts und der Häßlichkeit der Klinge, aber jetzt hatte diese Häßlichkeit für ihn etwas Wunderbares, ja Heiliges.
    Das Schwert gehörte nun ihm. Und er hatte alle Zeit der Welt, um seine seltsame und schreckliche Schönheit zu studieren und sie eines fernen Tages vielleicht sogar zu begreifen.
    Vorsichtig schob er das Schwert in seine Scheide zurück und warf einen Blick auf den Behälter. Auch diesen würde er nach oben bringen, denn er war untrennbar mit der Geschichte des Schwertes verbunden. Zufrieden stellte er fest, daß Magnusen inzwischen den Transportkorb in die Schatzkammer herabgelassen hatte und anfing, ihn mit fast automatenhaften Bewegungen mit Säcken voller Goldmünzen zu beladen.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Behälter zu, an dessen einer Seite noch immer das festgerostete Eisenband hing. Diese Bänder waren schon eine merkwürdige Art gewesen, so eine Truhe am Boden zu befestigen. Es wäre doch viel einfacher gewesen, sie am Boden der Schatzkammer festzunieten, als durch Schlitze in der Metallplatte nach unten zu führen. Womit sie wohl verbunden waren?
    Mit einem wohlgezielten Tritt löste Neidelman das letzte Band von dem Behälter. Es glitt so erstaunlich rasch durch den Schlitz im Boden, als würde ein schweres Gewicht dranhängen. Kaum war es verschwunden, da verspürte Neidelman auf einmal ein Zittern, das durch den Boden lief, und dann machte die Schatzkammer auf einmal einen gewaltigen Ruck. Sie kippte auf der rechten Seite ein ganzes Stück nach unten und hing nun so schief wie ein Flugzeug, das eine scharfe Kurve fliegt. Links an der Wand stürzten Kisten, Leinensäcke und Fäßchen herab, die beim Aufprall zu Bruch gingen und wahre Kaskaden aus Edelsteinen, Goldstaub und Perlen über den Boden der Kammer ergossen. Ein großer Stapel Goldbarren bekam gefährliche Schlagseite und stürzte dann mit lautem Getöse in sich zusammen. Magnusen schrie erschrocken auf, und Neidelman, den der Ruck gegen den Bleibehälter geschleudert hatte, riß mit einer raschen Bewegung das Schwert an sich.

58
    Mit leise surrendem Elektromotor sank der Lift hinab in die Grube. Streeter stand in einer Ecke der

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