Riskante Nächte
zusammen. »Das muss schrecklich für Sie gewesen sein.«
»Rückblickend glaube ich, sie wollte, dass ich auf diese Weise von der Liaison erfuhr.« Er ging durch das Zimmer und hob seine Unterwäsche und seine Hose auf. »Sie hatte nicht den Mut, mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, aber ich glaube, tief in ihrem Herzen wollte sie mich wissen lassen, dass sie einen anderen liebte. Auf ihre Art versuchte sie, mir gegenüber vor der Hochzeit ehrlich zu sein.«
»Ich verstehe nicht ganz. Wenn sie jemand anderen liebte, warum hat sie es Ihnen dann nicht einfach gestanden?«
»Sie konnte es nicht über sich bringen.« Er zog seine Hose an und knöpfte sie zu. »Ihre Familie wäre entsetzt gewesen. Sie war außerordentlich erfreut über die Verbindung. Ebenso wie meine Familie, um es offen zu sagen. Es war der krönende Höhepunkt der jahrelangen Freundschaft unserer Eltern.«
»Mit anderen Worten, Fiona stand unter großem Druck, diese Ehe zu schließen.«
»Es ist eine altbekannte Geschichte.« Er knöpfte grimmig sein Hemd zu. »All den Romanen und Melodramen zum Trotz, die Sie so inspirierend finden, wissen wir beide doch nur zu gut, dass sich die überragende Mehrheit aller Ehen auf Geld, Besitz und gesellschaftlichem Einfluss gründet.«
»Ja.« Wehmütiges Bedauern stahl sich in ihr Herz. »Ich schätze, gerade deshalb sind die Romane und Melodramen so mitreißend. Das Ideal der wahren Liebe ist ein sehr schöner Gedanke.«
»Damit kenne ich mich nicht aus«, erwiderte er kühl. »Ich bin kein großer Freund von derlei Unterhaltung.«
Sie schmunzelte, sagte aber nichts.
Er hielt im Anziehen inne und legte seine Hand um einen der Bettpfosten. Er musterte sie mit einem gefährlichen Blick.
»Finden Sie das komisch?«, fragte er.
»Ein bisschen schon.« Sie zog die Knie an und schlang ihre Arme darum. »Sie können über Romane und Melodramen sagen, was Sie wollen, die Wahrheit ist, dass Sie die romantische Seele eines wahren Helden besitzen.«
Er blickte sie an, als hätte sie gerade verkündet, sie könne fliegen.
»Was zum Teufel reden Sie da?«, fragte er ganz leise.
»Das ist der Grund, weshalb Sie so eisern entschlossen sind, Fiona Gerechtigkeit widerfahren zu lassen«, erklärte sie. »Obgleich sie sich in jemand anderen verliebte, ist Ihre Liebe zu ihr unerschütterlich.«
Seine Finger klammerten sich fester um den Bettpfosten. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Lassen Sie mich das eine unmissverständlich zum Ausdruck bringen, Louisa. Ich habe mich diesem Unterfangen nicht verschrieben, weil ich untröstlich über den Verlust von Fiona bin.«
Das brachte sie für ein paar Sekunden zum Schweigen.
»Nicht?«, fragte sie schließlich kleinlaut.
»Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich war ihr von Herzen zugetan. Ich kannte sie, seit sie zur Schule ging. Sie war nicht nur meine Verlobte, sondern auch meine Vertraute. Ich sehe es als meine Pflicht, ihren Mörder zu finden, aber es war nicht meine unsterbliche Liebe zu ihr, die mich dazu trieb. Versuchen Sie nicht, mich zum galanten Helden zu stilisieren.«
Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Warum haben Sie dann Ihre Nachforschungen über die Umstände ihres Todes begonnen?«
»Anfangs wollte ich schlicht herausfinden, ob sie tatsächlich Selbstmord begangen hatte, weil ich kurz davorstand, die Auflösung unserer Verlobung bekanntzugeben.« Die Worte klangen, als wären sie zwischen mächtigen Mühlsteinen zermahlen worden. »Verstehen Sie jetzt? Ich musste wissen, ob ich tatsächlich der Grund für ihren Tod war, ob sie wirklich die Demütigung einer gelösten Verlobung nicht hatte ertragen können.«
»Anthony.«
»Ich bin kein Held, Louisa. Jetzt, da ich weiß, dass sie tatsächlich ermordet wurde, muss ich herausfinden, ob sie durch meine Schuld zu Tode kam.«
»Wie könnte es denn Ihre Schuld sein?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht hat meine Absicht, unsere Verlobung zu lösen, sie dazu getrieben, ein schreckliches Risiko einzugehen, das sie ansonsten nie auf sich genommen hätte. Sie könnte verzweifelt gewesen sein. Ich weiß nur, dass sie meine Vertraute war und meine Verlobte gewesen ist. Ich muss herausfinden, was in jener Nacht geschah.«
»Still. Seien Sie sofort still.« Entsetzt sprang sie vom Bett auf und packte ihn am Arm. Sie hielt ihn so fest, als würde er gleich von einer unerbittlichen Strömung fortgerissen. »Hören Sie mir gut zu. Es scheint tatsächlich so, als ob Fiona ermordet wurde, ganz wie
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