Riskante Versuchung
stand.
Connor Garrison.
Nannte er sich selbst Connor? Kurzform „Con“?
Das spielte jetzt auch keine Rolle mehr.
In wenigen Minuten würde sie ihn nach Siesta Key fahren und ihn danach nie mehr wiedersehen.
Sie hörte, wie er sich im Schlafzimmer bewegte. Vermutlich zog er sich an.
Ohne Vorwarnung klingelte es an der Haustür, sodass Jess erschrak. Im Schlafzimmer wurde es sofort still.
Es klingelte erneut.
Langsam stand Jess auf und ging zur Tür, die sie mit eingehakter Sicherheitskette öffnete.
Erleichtert seufzte sie. Es war nur Frank.
Aber da war noch ein anderer Mann, der auf dem Gehsteig stand.
„Alles in Ordnung?“, rief dieser Mann. Er war der FBI-Agent, den Elliot als Wache vor ihrem Haus zurückgelassen hatte. Jess sah die dunklen Umrisse seines Wagens in der Straße.
„Ja“, rief sie zurück. „Danke.“
Der Wind frischte auf, und Jess sah hinauf zum Abendhimmel. Es waren nur wenige Sterne zu sehen, direkt über ihr und im Osten, und sie lagen im Dunst wegen der Wolken. Der restliche Himmel war schwarz, die Sterne verdeckt von der Sturmfront, die vom Golf herübertrieb.
„Wir bekommen heftigen Regen“, stellte Frank fest. „Jawohl, Sir! Ich bin nur ein paar Stunden vor ihm angekommen.“
Jess trat hinaus auf die Veranda. „Frank, es tut mir leid wegen neulich Abend.“
Er zuckte mit den Schultern und grinste. „Ist schon in Ordnung. Ich wurde angepiept und musste gleich wieder an die Arbeit. Wir hätten also ohnehin keine Zeit mehr zum Plaudern gehabt. Darf ich reinkommen?“
Nervös schaute sie auf die Uhr. Fünf nach acht. „Ich weiß nicht recht. Ich muss Kelsey vom Babysitter abholen …“
Frank öffnete die Fliegengittertür, als hätte er Jess gar nicht gehört. „Ich war geschockt, als ich das von Rob erfuhr“, sagte er und ging ins Wohnzimmer. Hilflos folgte sie ihm ins Haus. „Ich meine, ich wusste ja, dass er ein paar Probleme hat, aber …“
„Rob ist kein Mörder!“
„Sein Bild ist in allen Zeitungen. Die Zeichnung sieht ihm allerdings nicht sehr ähnlich.“
„Ich habe es noch nicht gesehen“, sagte Jess und verschränkte die Arme vor der Brust.
Frank setzte sich auf das Sofa, Jess blieb stehen. „Du kannst von Glück reden, dass sie dich da heraushalten konnten“, meinte er. „Keine einzige Zeitung erwähnt dich.“
„Warum sollten die Zeitungen ausgerechnet mich erwähnen?“
Frank zog sein Sportsakko aus und lockerte die Krawatte. Mit entschuldigender Miene fuhr er fort: „Du weißt ja, wie Reporter sein können. Sobald etwas Sensationelles oder Pikantes passiert … und Rob wohnt direkt nebenan …“ Er hielt inne. „Aber ich bin nicht hergekommen, um über Rob zu sprechen. Ich bin hier, um herauszufinden, ob du, na ja, über unsere Unterhaltung von neulich nachgedacht hast. Vielleicht können wir morgen Abend zusammen essen gehen. Du weißt schon, ein richtiges Date haben.“
Langsam setzte Jess sich in den Sessel. „Können wir nicht ein andermal darüber sprechen?“
Aus großen Augen sah er sie ernst an. „Ich möchte nur ein einfaches Ja oder Nein.“
Sie holte tief Luft und schloss die Augen. „Dann lautet meine Antwort nein. Ich kann nicht mit dir ausgehen. Jedenfalls momentan nicht.“
Er seufzte. „Das ist wirklich schade.“
„Es tut mir leid …“
„Mir auch.“
„Ich habe keine Zeit, es dir zu erklären“, sagte sie behutsam. „Aber es liegt ehrlich nicht an dir, Frank. Du bist sehr lieb …“
„Es ist Rob, nicht wahr?“ Plötzlich lag ein zorniges Funkeln in seinem ansonsten gelassenen Blick.
Jess schüttelte den Kopf. „Nein …“
„Lüg mich nicht an!“ Frank wurde jetzt lauter. „Ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass ihr euch schon vorher nahegestanden habt. Mir war nur nicht klar, wie nah ihr euch dann wieder gekommen seid.“
„Frank …“
„Zwei Wochen habe ich nebenan gewohnt. Ich habe auf dich aufgepasst, mich um dich gekümmert. Ich habe dich nie angerührt, obwohl ich es wollte. Weiß der Himmel, wie sehr ich es wollte … Du bist so wunderschön, Jess …“
Tränen stiegen ihm in die Augen, als er nach ihrer Hand griff. Doch Jess stand schnell auf und wich zurück. Wow, sie hatte ja längst vermutet, dass er in sie verliebt war, nur hatte sie keine Ahnung gehabt, wie schlimm es ihn erwischt hatte.
„Das ist nicht fair.“ Frank erhob sich ebenfalls, und seine Stimme klang jetzt beinah hysterisch.
Eingeschüchtert wich Jess weiter zurück. Er war so groß … „Frank, ich
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