Rivalen der Liebe
dieses Raums zu beschleunigen«, beschwerte sich Julianna, »du bist ertappt!«
Sophie zuckte mit den Schultern und schmunzelte. Sie schob mit dem Fuß die Scherben der Vase beiseite.
»Neueinrichtung?«, wiederholte Roxbury erstaunt und schaute von einem Schreibfräulein zum nächsten.
» Ich werde in diesem Haus bestimmt nichts neu einrichten«, versicherte Julianna ihm.
»Wie schade«, sagten Roxbury, Annabelle, Sophie und Eliza im Chor. Das brachte sie alle erneut zum Lachen.
»Würden die Damen uns am heutigen Abend Gesellschaft beim Essen leisten?«, fragte Roxbury. Regel Nummer sechs: Gewinne auch die Freundinnen einer Lady für dich.
»Ach, wie nett von Euch! Vielen Dank, aber ich habe Brandon schon versprochen …«, sagte Julianna und begann bereits, ihre Sachen zusammenzusuchen.
»Ich muss noch meine Kolumne schreiben«, entschuldigte Eliza sich. Simon bemerkte, dass Julianna bei diesen Worten zusammenzuckte.
»Und ich muss meiner Schwägerin helfen«, sagte Annabelle und seufzte dabei so schwer, dass Simon keine allzu hohe Meinung von Annabelles Verwandten bekam.
Julianna geleitete ihre Freundinnen zum Foyer, um sich zu verabschieden, und ließ ihn allein in dem zerstörten Salon zurück. Sein Personal würde der Schlag treffen, wenn es sah, was hier passiert war.
Hätte ihm jemand vorher gesagt, dass die Ehe es mit sich brachte, in ein Heim zurückzukehren, wo es ein Gerangel in Röcken gab und vier Mädchen sich im Faustkampf maßen, hätte er vielleicht schon eher darüber nachgedacht zu heiraten. Das Eheleben war definitiv nicht so langweilig, wie Roxbury immer gefürchtet hatte.
Einen Augenblick später stürmte Julianna wieder in den Salon. »Wir haben eine Einladung bekommen!«, rief sie aufgeregt und schwenkte eine Karte. »Sie ist für Lady Mowbrys Ball morgen Abend. Ich werde mein neues himmelblaues Satinkleid tragen, und dazu kann ich mir bestimmt Sophies Saphire leihen …«
Er beobachtete, wie Julianna liebevoll über die geprägte Schrift auf der Einladungskarte fuhr und sichtlich das Gefühl von Pergament unter ihren Fingerspitzen genoss. Wenn sie heute Nacht mit der Einladung unter dem Kissen schlief, würde ihn das nicht wundern.
Simon zögerte. Wenn er ihr jetzt sagte, dass sie auf keinen Fall dorthin gehen konnten, würde er vermutlich einen ähnlich monumentalen Bluterguss verpasst bekommen, wie sie ihn im Gesicht trug. Wie sollte er ihr nur sagen, dass es morgen keine Saphire geben würde, kein Satinkleid, nichts dergleichen? Keine Walzer, bei denen die Gesellschaft sie beobachtete?
»Oh Roxbury, wisst Ihr überhaupt, was das bedeutet?«, seufzte Julianna selig. »Wir sind jetzt nicht mehr die sozial Aussätzigen; wir dürfen wieder mitspielen! Unser Ruf bessert sich langsam, und schon bald, mein Lieber, werden wir so tun können, als wäre das alles niemals passiert.«
Allein die Vorstellung, dass dieser glückliche Tag bald kommen würde, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Für Roxbury jedoch war es wie ein Schlag in die Magengrube. Sie wartete offensichtlich immer noch voller Ungeduld darauf, ausziehen zu können und ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Er hingegen strebte danach, sie zu verführen. Schon jetzt drohte er, sie zu verlieren – dabei hatte er sie noch gar nicht gehabt.
In den vergangenen Tagen hatte er diese neue Erfahrung genossen, dass zu Hause jemand auf ihn wartete. Das hatte alles verändert. Während er bis vor wenigen Tagen seinem Zuhause lieber ferngeblieben war, so kehrte er jetzt umso viel lieber zurück, wo er wusste, dass Julianna auf ihn wartete. Während er früher noch einen Zwischenhalt im Club eingelegt hätte, tat er das seit seiner Eheschließung nicht mehr. Sein einziges Streben war, möglichst schnell zu ihr zurückzukehren.
Das war etwas, das Roxbury bisher noch bei keiner Frau passiert war. Natürlich hatte er sich auch früher auf einen schnellen, verbotenen Besuch am Nachmittag gefreut. Aber er hatte nie den Drang verspürt, unter demselben Dach zu leben wie eine bestimmte Frau.
»Meine Liebe«, sagte er behutsam, und Julianna blickte neugierig zu ihm auf. Er würde ihr jetzt wohl oder übel sagen müssen, dass sie länger als nur für den nächsten Abend zusammenbleiben mussten …
Stumm führte Roxbury sie zum Spiegel über dem Kaminsims und stellte sich schützend hinter sie. Angespannt beobachtete er Juliannas Reaktion, als sie ihn erst mit einer Mischung aus Verärgerung und Verwunderung ansah und dann entsetzt den
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