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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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verheerende Folgen haben. Ein Gentleman trug stets Sorge, dass der Ruf einer Lady keinen Schaden nahm. Das war eine weithin bekannte Tatsache. Roxbury kannte sich mit solchen Dingen schließlich aus.
    Er wusste aber auch, dass Julianna mit seinem Ruf Schindluder getrieben hatte. Sie hatte zwar nur angedeutet, dass er ein Connaisseur männlicher Liebeskunst war, aber das hatte schon gereicht, um ihn gesellschaftlich zu ruinieren. Und genau aus diesem Grund gedachte Roxbury auch, die Nacht öffentlich vor dem Haus von Lady Julianna Somerset zu verbringen.
    Und so entkorkte Roxbury betrunken und geradezu trotzig die Champagnerflasche, die sein Fahrer endlich zu ihm gebracht hatte.
    Und dann begann er zu singen.

Kapitel 21
    Julianna wachte vom merkwürdigsten aller Geräusche auf: Mitten in der Nacht hörte sie einen Mann singen. Zuerst dachte sie noch, das sei ein schlechter Traum. Nachdem sie aber eine Weile still dagelegen und den Worten gelauscht hatte, wusste sie, dass der Gesang real sein musste. Nicht mal in ihren wildesten Träumen wäre sie selbst auf solche Liedzeilen gekommen.
    Kürzlich war da ein Junge vom Lande
Der warb um die Gunst von Dorothy, Bridget und
Melisande
Und … Julianna Somerset.
    Bei dieser Liedzeile stockte ihr Herz. Ihr Name gehörte sicher nicht zu den originalen Liedzeilen. Jemand hatte ihn ziemlich lieblos mit hineingequetscht. Und sie hatte das schreckliche, verwirrende Gefühl, genau zu wissen, wer da gerade ein Volkslied umdichtete.
    Er zog dann nach London,
Ein Mädchen wollt’ er ganz
Und wollte ihr zeigen,
Was er vermag mit seinem …
    Das war ja empörend! Julianna trat ans Fenster und schaute nach draußen. Der Mond schien hell und beleuchtete eine Kutsche mit dem golden und silbern verzierten Wappen der Familie Roxbury direkt vor ihrem Haus.
    Sie sah Roxbury. Mitten auf der Straße stand er, eine Flasche in der Hand. Und er sang.
    »Verflixt und zugenäht, was fällt ihm ein!«, murmelte Julianna aufgebracht.
    Als er dort hinkam, war’s spät in der Nacht
Zwei hübsche Damen erschienen zur Wacht …
    Roxbury war entweder ein riesiger Idiot, oder dies war ein ganz bewusster Versuch, sie zu ruinieren. Was auch immer der Grund war, das Ergebnis würde dasselbe sein – morgen würde würde sie gesellschaftlich runiert sein, und das war allein seine Schuld.
    Dass sie es vielleicht verdiente … nun, der Gedanke drängte sich ihr nur kurz auf. Nichts war vergleichbar mit dem betrunkenen Absingen schmutziger Lieder mitten in der Nacht vor dem Fenster einer anständigen Dame.
    Sagt die eine zur ander’n,
das ist John vom Lande
Dem werd ich’s zeigen,
bald ist er im Banne
    Er sang ihr einfach ein Ständchen!
    In den anderen Häusern rings um den Platz regte sich Leben – in so manchem Fenster war das Glühen von Kerzenflammen zu erkennen. Julianna stöhnte auf.
    Eine andere Männerstimme durchschnitt die Nachtluft: »Halt die Klappe, du verdammter Idiot!«
    »Vielen Dank«, sagte sie leise, obwohl niemand sie hören konnte.
    Ich bin ein hübsches Mädel
Wie alle in dieser Stadt
Was soll’s, sagt der dicke Schädel,
Dann hab ich wenigstens eins gehabt.
    Julianna schnappte nach Luft. Das hier konnte sie nicht einen Moment länger tolerieren. Entschlossen warf sie sich das Schultertuch um und lief nach unten, um Frank zu finden, der ihr als Mädchen für alles zur Seite stand. Sie fand ihn in der Eingangshalle – er war gerade im Begriff, nach draußen zu gehen, um etwas gegen den nächtlichen Störenfried zu unternehmen.
    »Macht Euch keine Sorgen nich, Lady Somerset«, sagte er, und sie war beruhigt, weil ihr treu ergebener – und hünenhaft großer – Diener sich um die Sache da draußen kümmern würde. Sie freute sich direkt darauf, Zeugin zu werden, wie diese schreckliche Nervensäge, die auch als Lord Roxbury bekannt war, gleich gewaltsam verscheucht würde.
    Julianna lief zum Fenster im Salon, um aus sicherer Entfernung zuzusehen. Allerdings war es nicht so leicht, dem krakeelenden Sänger Einhalt zu gebieten, wie sie gedacht hätte – was aber wohl bei Lord Roxbury nicht anders zu erwarten war.
    Wenn sie nicht so unglaublich wütend auf ihn gewesen wäre, hätte sie sogar darüber lachen können. Und sie hörte tatsächlich, wie ein paar Nachbarn laut lachten und sich sichtlich über die Posse freuten, die sich vor ihren Fenstern abspielte.
    Roxbury schien in einem fortgeschrittenen Stadium der Trunkenheit zu sein, und seine Bewegungen waren weit ausholend und

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