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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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hinter ihr schloss, wusste ich, dass sie die Köpfe zusammensteckten und sich köstlich amüsierten über ihr dreckiges Spiel. Doch anfangs sah es ganz anders aus. Als Isabell am Morgen nach seinem Einzug das Frühstück hinaufbrachte, folgte ich ihr. Ich dachte, dass ich ihr vielleicht noch einmal zeigen sollte, wie man mit dieser Hebevorrichtung umging. Aber aus dem Bett heben, wie ich angenommen hatte, musste sie Jonas damit nicht. Er saß bereits auf der Bettkante, als ich eintrat. Und im ersten Moment konnte ich ihn nur anstarren. Er trug einen winzigen Slip, sonst nichts. Ein Körper wie ein Versprechen, braun gebrannt und gut gebaut. Es fiel mir sehr schwer, mir vorzustellen, dass die untere Hälfte praktisch tot war. Er saß da wie frisch aus dem Strandurlaub, nicht aus einer Klinik. Auf seiner Brust, an Armen und Beinen entdeckte ich keine Narben. Er saß mit dem Gesicht zur Tür, und nur an Stirn und Nase waren noch die letzten Spuren seines Unfalls zu sehen. Aber es waren nur hauchfeine Striche, kein Vergleich mit meinem Gesicht. Wie es um seinen Rücken stand, konnte ich nicht beurteilen, den habe ich auch später nie nackt gesehen. Isabell hatte einen kleinen Tisch ans Bett geschoben und das Tablett darauf abgestellt. Frühstück für zwei Personen. Ich hatte wie üblich bereits mit Robert gefrühstückt. Doch als sie mich fragte, ob sie für mich noch ein Gedeck holen solle, stimmte ich zu. Ich trank einen Kaffee mit ihnen und unterhielt mich mit Jonas. Isabell saß dabei wie ein scheues Reh. Ich mochte ihn nicht direkt nach seinem Unfall fragen. Wir sprachen nur allgemein über das Wetter, die Sonne in Tunis, den Regen hier. Er war sehr einsilbig. Kaum hatte ich meine Tasse geleert, erklärte Isabell, ich müsse entschuldigen, aber Jonas müsse jetzt ins Bad.
    «Wenn ich irgendwie helfen kann», bot ich an.
    «Vielen Dank», sagte sie rasch.
    «Das ist lieb gemeint, Mia. Aber mit deinem Arm bist du mir wahrscheinlich keine große Hilfe.»
    Sie schob den Rollstuhl neben das Bett. Jonas stützte sich mit beiden Händen auf den Armlehnen ab und schwang sich hinein. Es ging so zügig, dass ich nur bewundernd den Kopf schütteln konnte.
    «Sie kommen wirklich sehr gut zurecht», stellte ich fest. Er zuckte mit den Schultern.
    «Du», sagte er,
    «wenn wir schon unter einem Dach leben, müssen wir nicht so förmlich sein. Und was das hier angeht …»
    Er klopfte leicht mit einer Hand auf die Armlehne.
    «Was blieb mir denn anderes übrig, als mich so schnell wie möglich an dieses Ding zu gewöhnen. Das war das Erste, was ich gelernt habe, vom Bett in den Rollstuhl zu kommen. Man will doch so unabhängig wie möglich sein und anderen nicht unnötig zur Last fallen. Zurück klappt das noch nicht so gut, aber das lerne ich auch noch.»
    Während er sprach, griff er sich unter die Kniekehlen, hob seine Beine an und stellte die Füße in die dafür vorgesehenen Stützen. Dann lächelte er Isabell an.
    «Jetzt wird es höchste Zeit, glaube ich.»
    Sie schob ihn ins Bad und schloss die Tür. Ich ging wieder hinunter und besprach mit Frau Schür den Speiseplan für die nächsten Tage. Anschließend ging ich ins Atelier, und die ganze Zeit spukte mir Isabells Bemerkung über meinen Arm durch den Kopf. Sie ließ sich wirklich keine Gelegenheit für einen Seitenhieb entgehen. Im Laufe des Vormittags erschien sie im Atelier – mit einer Frage auf dem Herzen. Offenbar passte es ihr nicht, sie stellen zu müssen. Aber sie hatte einen Auftrag.
    «Jonas lässt fragen, ob du ihm ein wenig Gesellschaft leisten möchtest, um sich besser kennen zu lernen. Natürlich nur, wenn du nichts Wichtiges zu tun hast.»
    Ich hatte überhaupt nichts zu tun und leistete ihm auch in den folgenden Tagen häufig Gesellschaft. Jonas zog es ganz offenkundig vor, seine Zeit mit mir statt mit seiner Schwester zu verbringen. Robert war sehr glücklich darüber. Er lebte ein wenig auf, und ich verstand mich wirklich ausgezeichnet mit Jonas. Viel zu gut. Leider fiel mir das nicht rechtzeitig auf. Es war nur ein übler Trick, mich aufs Glatteis zu führen, mir Honig ums Maul zu schmieren. Nach dem Motto: Ich bin ein halber Mensch, du bist ein halber Mensch, warum tun wir uns nicht zusammen? Und ich fiel darauf herein. Wie ein dummes, kleines Tier bin ich ihnen in die Falle gegangen. Ich gebe zu, er gefiel mir. Und seine versteckten Andeutungen machten mir Hoffnungen. Anfangs sprachen wir über Isabell und Robert, über die Mühe, die sie sich gab,

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