Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt
drehte, schoss Blut in einem hohen, roten Bogen heraus.
Melissa sackten die Beine weg und sie stolperte gegen die Wand.
Lindy fiel auf sie, klammerte sich an ihr fest und vergrub den Kopf an ihrer Schulter, während sie quäkte wie ein Baby.
Weitere Zombies torkelten durch die immer noch offene Hintertür. Zwei waren wie Prostituierte angezogen und ihre halb verrotteten Körper trieften vor Dreck. Ein Gestank nach Verwesung erfüllte die Luft.
Ein toter Mann folgte direkt hinter ihnen.
Quigley, der Hausmeister.
Jetzt war Sybil Huffington an der Reihe mit Schreien.
Sie drehte sich um und stürzte auf die Treppe am Ende des Gangs zu. Melissa und Lindy mussten selbst sehen, wie sie klarkamen.
10: Schocktherapie
(Gimme Gimme Shock Treatment; The Ramones, 1977)
Wayne war deutlich bewusst, dass sie den Fettsack wieder auf die Beine bringen mussten, bevor irgendein hilfsbereiter Autofahrer anhielt und seine Unterstützung anbot. Oder im schlimmsten Fall sogar ein Bulle. Eine Auseinandersetzung mit einem Ordnungshüter, wenn man selbst nur eine ungeladene Pistole dabeihatte, konnte kein gutes Ende nehmen.
Die Beifahrertür des Cherokee öffnete sich mit einem Quietschen und kurz darauf hörte er, wie Stiefel auf dem Schotter knirschten. Er sah auf, als Steve den bewusstlosen Mann betrachtete. Der Regen drückte auf seine wirr abstehenden Haare und ließ seine schlanke, hagere Gestalt wie eine verwitterte Vogelscheuche erscheinen.
»Ist der Kerl tot?«
Wayne beobachtete die Brust des Mannes, die sich fast unmerklich hob und senkte. »Nein, Gott sei Dank. Aber wir sollten ihn schnellstens wieder fit kriegen und in diesen verfluchten Caddy reinbugsieren.«
»Stimmt.« Steve hob den Kopf und scannte die Straße mit schnellen Blicken nach links und rechts auf herankommende Fahrzeuge ab. »Hast du schon versucht, ihm eine zu scheuern?«
»Yup.«
»Und?«
Wayne klang entnervt. »Nichts. Als würde man eine Bowlingkugel verprügeln.«
»Mann, Scheiße.«
Steve kniete auf der anderen Seite des Körpers und hob einen der dicken Arme. Er ließ eine Hand unter die durchnässten Achseln gleiten und bedeutete seinem Freund, es ihm mit dem anderen Arm gleichzutun. »Wir müssen ihn schleifen.«
Wayne stöhnte. »Fuck. Der Alte wiegt doch mindestens 130 Kilo.«
»Eben. Je früher wir loslegen, desto eher sind wir fertig.«
Wayne fand sich mit der Aufgabe ab. Über 100 Kilogramm leblosen Ballast über eine regennasse Straße zu schleifen, war ein Job, der ihm eher für Arnold Schwarzenegger oder einen anderen verfickten Bodybuilder passend erschien. Wayne war kein Schwarzenegger. Er war ein magerer Teenager aus der Vorstadt. Sein Fitnesstraining beschränkte sich auf das Malträtieren seines Atari-Joysticks. Aber es blieb ihm ja nichts anderes übrig. Er schob sich die leere 45er in den Bund seiner nassen Jeans und umklammerte den anderen Arm des Mannes.
Steve sah ihn an. »Bereit?«
Wayne nickte. »Jawoll.«
»Okay, dann auf drei. Eins, zwei –«
Wayne verschaffte sich mit den Füßen stabilen Halt und zog mit aller verfügbaren Kraft, als Steve den kurzen Countdown beendete. Der Körper glitt rund einen halben Meter über den Seitenstreifen. Der Anfang war immer am schwierigsten. Danach musste man sich nur noch konzentrieren und durchhalten. Seine Schultern schmerzten, als sie endlich die geöffnete Fahrertür des Cadillac erreichten. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand einen schweren Schraubenschlüssel ins Kreuz gedonnert. Aber sie kamen am Ziel an, während nach wie vor kein Scheinwerfer weit und breit die nächtliche Dunkelheit durchschnitt. Das war allerdings kein Grund, die Sache schleifen zu lassen – ewig würden sie nicht so ein Glück haben.
Sie hievten den bewusstlosen Mann in eine sitzende Haltung. Steve rannte zur anderen Seite des Wagens, öffnete dort die Tür und krabbelte hinter den Vordersitz. Er stocherte herum, fand einen Hebel und legte den Sitz nach hinten um. Dann schob er seine Hände unter beide Achseln des Mannes und sah Wayne an. »Ich ziehe, du drückst.«
Wayne zog eine Grimasse. »Verdammt. An seiner Stelle wäre ich bei dem ganzen Trubel längst wach geworden.«
»Oh, das wird er früher oder später schon. Also los jetzt.«
Wayne ging in die Knie, suchte mit den Füßen wieder festen Halt und griff dem Mann zwischen die Beine, um ihn an der Rückseite seiner gewaltigen Oberschenkel zu packen. Er signalisierte Bereitschaft und Steve zählte erneut den Countdown runter.
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