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Rocking Horse Road (German Edition)

Rocking Horse Road (German Edition)

Titel: Rocking Horse Road (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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und wir hörten durch die Wände, wie sie miteinander redeten.
    Es war gut, daß unsere Väter dort draußen für Sicherheit sorgten. Wir drehten uns im Bett um und versuchten wieder einzuschlafen.
Organisator der Bürgerwehr war überraschenderweise Bill Harbidge. Vielleicht hatte ihn der Überfall auf Jenny Jones aus seiner Abwärtsspirale herausgerissen. Fast über Nacht hörte Bill auf, tagsüber zu trinken, und auch sein abendlicher Bierkonsum schien merklich zurückgegangen zu sein. Noch immer war er offiziell krankgeschrieben, aber wenn Jase nach Hause kam, fand er seinen Vater oft in der Garage, wo er auf den speckigen Sandsack eindrosch, der dort in der Ecke hing. Bill Harbidge war in jungen Jahren Amateurboxer gewesen. Jase beobachtete ihn manchmal, wie er um den Sack herumschlurfte, die Deckung oben, mit der Linken einige Geraden schlug und dann seinen rechten Haken brachte; er nannte ihn seine »Bombe«. Wenn die Rechte einschlug, schwang der Sandsack ein ganzes Stück zurück. Das einzige Defizit, das Jase an seinem Vater sah, war die Beinarbeit. Bill Harbidge tanzte nicht mehr wie ein Schmetterling. Er tanzte nicht mal wie ein alter Bär. Er blieb fast ganz auf einem Fleck stehen, fintierte mit der Linken, und ließ dann die mächtige Rechte krachen. Wenn er das ein paar Minuten gemacht hatte, atmete er schwer, und sein altes Sweatshirt von der Polizeiausbildung war schweißnaß.
    Wenn er nicht gerade mit seinem Sandsack sparrte oder am Strand spazierenging, hing Bill Harbidge am Telefon und organisierte, wer an diesem Abend den Wagen zu stellen hatte und wer mitfahren würde. Bill stellte zwar für jede Woche einen detaillierten Plan auf, aber täglich sagte irgendeiner aus den verschiedensten dringenden Gründen ab oder wollte seine Schicht mit jemandem tauschen.
    Ein anderer unserer Väter, der sehr heftig auf den zweiten Überfall reagierte, war Mr. Templeton – verständlich, wenn man bedenkt, daß seine jüngste Tochter betroffen war. Matt berichtete, daß seine sechs Schwestern seither praktisch Hausarrest hatten. Wir alle hatten Unterricht in Geschichte oder Gemeinschaftskunde bei Mr. Templeton und wußten, daß man sich mit ihm keinen Scherz erlauben durfte. Damals gab es noch die Prügelstrafe, und er war ziemlich geschickt mit Lineal und Riemen. Wer mit seinem Nachbarn schwatzte oder zu spät kam, machte mit dem Riemen Bekanntschaft.
    Matts Vater konnte es nicht ertragen, wenn Jungen Interesse an seinen Töchtern zeigten. Sogar schon vor den Überfällen hatte er jeden, der da bei seinen Töchtern »herumscharwenzelte«, aktiv entmutigt. Einmal hatte er einen Jungen, den er vor dem offenen Fenster seiner ältesten Tochter erwischte, so gewaltig verprügelt, daß die Polizei sich der Sache annahm. Es wurde zwar keine Anklage erhoben, aber der Vorfall hatte unter den Jungen, die um die Gunst der Templeton-Mädchen wetteiferten, zu einer gewissen Vorsicht geführt.
    Aus dieser Situation schlug Matt Profit. Eine kurze Botschaft an eine seiner Schwestern, mündlich übermittelt, brachte 20 Cent ein. Die Antwort kostete den Jungen denselben Betrag – per Nachnahme. Eine geschriebene Nachricht kostete gewöhnlich 50 Cent. Wenn einer gegen die Zusatzkosten argumentierte, erklärte Matt standardmäßig: »Ein Schriftstück stellt einen handfesten Beweis dar. Was, wenn mein Vater es entdeckt und mich zu sagen zwingt, von wem es stammt?«
    Danach erstarb die Diskussion, alle besaßen genug Phantasie, um sich das auszumalen. Matt Templeton hatte Jungs, die doppelt so groß waren wir er, in der Hand, und sie wußten das. Wollte man mit einem der Templeton-Mädchen in Verbindung treten, dann war der sicherste Weg, es über Matt zu machen, zu den jeweiligen Tagespreisen. Wie wir schon in der 9. Klasse gelernt hatten, ging es da um Angebot und Nachfrage.
    Mit fünf älteren Schwestern, die allesamt für ungemein attraktiv gehalten wurden und von denen zwei gar glaubwürdigen Gerüchten zufolge schon beim dritten Rendezvous mehr als nur Küsse zuließen, war Matt ein gemachter Mann. Er war bei weitem der reichste von uns. Und er erwies sich als überaus großzügig. Wenn Geld gebraucht wurde für Fotokopien oder eine andere der zahlreichen Aktivitäten unserer Nachforschungen, spuckte Matt es aus. Ein großer Teil dessen, was wir in diesem Sommer im Laden der Ashers kauften, wurde durch Matts Botendienste finanziert.
    Matt hatte darüber hinaus exzellente Alibis im Angebot, wenn eine oder zwei seiner

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