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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dirigierte.

    »Ich möchte bloß mal wissen, warum ihr hier dauernd arbeitet«, sagte
    er. »In eurem Alter fand ich Magie nie so interessant. Bitte hol Kaffee für Stibbons, ja? Und gib anschließend deinen Freunden Bescheid.«
    Skazz eilte fort, und Ridcully blieb allein mit dem schlummernden
    Ponder zurück.
    »Was stellen die Jungs hier an?« murmelte er. Bisher hatte er nie ernsthaft versucht, eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.
    An der gegenüberliegenden Wand zog sich eine Werkbank entlang.
    Skazz schien dort bis eben tätig gewesen zu sein.
    Ridcully erkannte ein hölzernes Modell der Scheibenwelt. Rechteckige
    Steine bildeten zwei konzentrische Kreise. Eine kleine Laterne auf einem
    Schwenkarm konnte darauf beliebig positioniert werden.
    Es war ein Reisecomputer für Druiden, ein tragbarer Steinkreis, im
    druidischen Fachjargon »Kneetop« genannt. Der Quästor hatte sich ein-
    mal einen solchen Apparat bestel t und ihn in einer Kiste erhalten, auf
    der »Für den eiligen Priester « stand. Er hatte das Ding nie richtig benut-
    zen können, und jetzt diente es als Türstopper. Ridcul y fragte sich, was
    solche Geräte mit Magie zu tun haben sol ten. Eigentlich waren sie
    nichts anderes als Kalender, und einen ganz normalen, guten Kalender
    konnte man sich schon für acht Cent kaufen.
    Noch verwirrender erschien dem Erzkanzler das Durcheinander aus
    gläsernen Röhren neben dem hölzernen Scheibenwelt-Model . Hier war
    Skazz beschäftigt gewesen. Am Platz des Studenten türmten sich krum-
    me Glaswaren, Gefäße und Pappstücke.
    Die Röhren wirkten lebendig.
    Ridcully beugte sich vor…
    … und sah Ameisen.
    Tausende von ihnen krabbelten durch gläserne Röhren und komplexe
    Spiralen. In der Stille erzeugten ihre Bewegungen ein beständiges leises
    Rascheln.
    Der Erzkanzler bemerkte einen Schlitz in Augenhöhe, daneben klebte
    ein Zettel mit der Aufschrift »Ein«.

    Auf der Werkbank lag ein rechteckiges Stück Pappe, das genau die
    richtige Größe für den Schlitz zu haben schien. Jemand hatte runde Lö-
    cher hineingebort.
    Ridcully sah zwei runde Löcher und eine ganze Gruppe weiterer Lö-
    cher. Den Abschluß bildeten erneut zwei runde Öffnungen. Daneben
    stand der handschriftliche Hinweis »2 x 2«.
    Der Erzkanzler gehörte zu den Leuten, die jeden Hebel umlegen – nur
    um zu sehen, was passiert.
    Er schob das Stück Pappe in den Schlitz…
    Sofort veränderte sich das Rascheln. Die Ameisen setzten ihren Weg
    durch das Labyrinth aus Röhren und Spiralen fort. Einige von ihnen
    trugen offenbar Eier…
    Ein leises, dumpfes Geräusch erklang, und am Ende des Glasapparates
    fiel eine Karte heraus.
    Sie hatte vier Löcher.
    Ridcully starrte noch immer darauf, als Ponder an ihn herantrat und
    sich die Augen rieb.
    »Das ist unsere ameisenbetriebene Zählmaschine«, erklärte er.
    »Zwei mal zwei ergibt vier«, sagte Ridcully. »Na so was. Von selbst wä-
    re ich nicht darauf gekommen.«
    »Die Maschine kann noch besser rechnen.«
    »Willst du etwa behaupten, daß Ameisen mit Zahlen umgehen kön-
    nen?«
    »Nein. Einzelne Ameisen sind dazu nicht fähig. Es ist schwer zu erklä-
    ren… sie blockieren manche Röhren, was die Ameisen veranlaßt, durch
    andere zu krabbeln, und…« Ponder seufzte. »Wir glauben, daß wir mit
    der Maschine vielleicht noch mehr bewerkstelligen können.«
    »Zum Beispiel?« fragte Ridcully.
    »Äh, wir versuchen gerade, es herauszufinden…«
    »Ihr versucht, es herauszufinden? Wer hat das Ding gebaut?«
    »Skazz.«
    »Und jetzt versucht ihr herauszufinden, welchen Zweck es erfül t?«

    »Nun, wir vermuten, daß der Zählapparat in der Lage ist, auch Pro-
    bleme der höheren Mathematik zu lösen. Dazu brauchen wir speziel e
    Insekten, ›Bugs‹ genannt.«
    »Als Junge hatte ich ein kleines Nagetier, eine Rennmaus oder so«, sag-
    te Ridcully und kapitulierte vor dem Unverständlichen. »Die verbrachte
    die ganze Zeit in der Tretmühle. Sie lief stundenlang. Diese Sache ist so
    ähnlich, nicht wahr?«
    »In gewisser Weise«, entgegnete Ponder taktvoll und vorsichtig.
    »Hatte auch mal ‘ne Ameisenfarm«, sagte Ridcully verträumt. »Die
    kleinen Biester weigerten sich hartnäckig, in geraden Linien zu pflügen.«
    Er kehrte in die Gegenwart zurück. »Wie dem auch sei: Hol deine Kum-
    pel hierher.«
    »Warum?«
    »Hier findet gleich ein Kol oquium statt«, verkündete Ridcul y.
    »Wollen wir nicht die Musik untersuchen?«
    »Alles zu seiner Zeit. Zunächst reden wir mit

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