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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Kongregationen, durch diesen ungeheuren, thätigen und schweigsamen Bienenstock, in dem seine Füße müde, seine Glieder zerbrochen, sein Gehirn stumpf geworden waren.
    Aber Monsignore Nani, der mit Entzücken zuzuhören schien, wiederholte bei jeder Leidensstation dieses Bittsteller-Golgathas:
    »Aber das ist ja sehr gut! Das ist ja günstig! O, Ihre Sache macht sich! Wunderbar, wunderbar macht sie sich!«
    Er frohlockte, ließ aber übrigens seine unanständige Ironie hervorbrechen. Nur sein hübscher, forschender Blick durchspähte den jungen Priester, um zu erfahren, ob er ihn endlich zu dem Punkte des Gehorsams gebracht habe, zu dem er ihn zu bringen wünschte. War er müde genug, enttäuscht genug und über die Wirklichkeit der Dinge genügend aufgeklärt, so daß man ein Ende mit ihm machen konnte? Hatten drei Monate in Rom genügt, um aus dem ein wenig tollen Schwärmer des ersten Tages einen Weisen, zum mindesten einen Resignirten zu machen?
    »Aber, mein lieber Sohn,« fragte Monsignore Nani plötzlich, »Sie erzählen mir ja gar nichts von Seiner Eminenz, dem Kardinal Sanguinetti.«
    »Monsignore, das kommt daher, weil Seine Eminenz in Frascati ist. Ich konnte ihn nicht besuchen.«
    Da erhob der Prälat, als schiebe er mit dem heimlichen Genuß eines künstlerischen Diplomaten die Lösung noch hinaus, seine kleinen, dicken Hände zum Himmel und rief mit der unruhigen Miene eines Mannes, der alles für verloren hält:
    »O, Sie müssen Seine Eminenz besuchen, Sie müssen Seine Eminenz besuchen! Das ist unbedingt notwendig. Bedenken Sie doch: der Präfekt des Index! Wir können erst nach Ihrem Besuch etwas unternehmen, denn wenn Sie ihn nicht gesehen haben, so haben Sie niemand gesehen. Gehen Sie nach Frascati, mein lieber Sohn, gehen Sie nach Frascati.«
    Und Pierre konnte nicht anders, als sich beugen.
    »Ich werde gehen, Monsignore.«

XI.
    Obwohl Pierre wußte, daß er sich nicht vor elf Uhr bei dem Kardinal Sanguinetti vorstellen könne, war er mit einem Frühzug hinausgefahren und stieg schon um neun Uhr auf dem kleinen Bahnhof von Frascati aus. Er war bereits an einem seiner gezwungen müßigen Tage hier gewesen und hatte den klassischen Ausflug nach den römischen Schlössern gemacht, die von Frascati bis Rocca di Papa, und von Rocca di Papa bis zum Monte Cavo reichen. Er war entzückt und versprach sich zwei Stunden eines beruhigenden Spazierganges auf den nächsten Hügeln des Albanergebirges, auf denen Frascati zwischen Rohr, Oliven und Wein liegt. Es beherrscht das ungeheure rote Meer der Campagna wie von der Höhe eines Vorgebirges, bis zu dem fernen Rom, das, gute sechs Meilen entfernt, wie eine Marmorinsel weiß herüberschimmerte.
    Ach, dieses Frascati auf seinem grünen, runden Hügel, am Fuße der waldigen Höhen des Tuskulum, mit seiner berühmten Terrasse, von der man die schönste Aussicht der Welt hat, seinen alten Patriziervillen mit den stolzen, eleganten Renaissancefassaden, den prächtigen, immergrünen, mit Cypressen, Pinien und Eichen bepflanzten Parks! Das war eine Lieblichkeit, eine Lust, ein Zauber, dessen er nie überdrüssig geworden wäre. Er irrte bereits seit mehr als einer Stunde entzückt durch die von alten, knorrigen Oelbäumen begrenzten Straßen, durch die bedeckten Wege, die die großen Bäume der Nachbargüter beschatteten, durch die duftenden Feldpfade, an deren Ende bei jeder Biegung die Campagna sich ins Unendliche sich entfaltete, als er eine unerwartete Begegnung hatte, die ihn anfangs ärgerte.
    Er war wieder auf die tiefer gelegenen Baugründe in der Nähe des Bahnhofes herabgestiegen; es waren ehemalige Weingärten, wo sich seit einigen Jahren eine ganze Bewegung neuer Bauten vollzogen hatte. Zu seiner Ueberraschung sah er eine von Rom kommende, sehr korrekte, zweispännige Viktoria neben sich halten und hörte sich beim Namen rufen.
    »Wie, Herr Abbé Froment, Sie gehen hier spazieren – und so zeitig?«
    Nun erkannte er den Grafen Prada, der, nachdem er ausgestiegen war, den leeren Wagen weiterfahren ließ, während er an der Seite des jungen Priesters die letzten zwei- oder dreihundert Meter zu Fuß zurücklegte. Nach einem herzlichen Händedruck erklärte er seine Geschmacksrichtung.
    »Ja, ich benütze selten die Eisenbahn, ich fahre zu Wagen. Das verschafft meinen Pferden etwas Bewegung. Sie wissen, ich habe hier Geschäfte, eine ganze Bautengeschichte, die leider nicht sehr gut geht. Darum muß ich trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit noch

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