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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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geschlagen und beschämt, wieder abfahren würde.
    »Sie wünschen Seine Eminenz zu sprechen? Gut, gut! ... Gleich, warten Sie!«
    Und da er der Meinung war, daß er sich der Thür zu sehr nähere, trieb er ihn, zweifellos aus Furcht, daß er ein Wort erlauschen könne, an das andere Ende des Zimmers.
    »Seine Eminenz ist noch mit Seiner Eminenz dem Kardinal Sanguinetti eingeschlossen. Warten Sie, warten Sie da!« In der That hatte sich Sanguinetti bestrebt, sehr lange neben den zwei Leichen im Thronsaal auf den Knieen liegen zu bleiben. Dann verlängerte er auch seinen Besuch bei Donna Serafina, um zu beweisen, welchen Anteil er an der Verzweiflung der Familie nehme, und nun war er seit mehr als zehn Minuten bei dem Kardinal, ohne daß man durch die Thür etwas anderes hörte als von Zeit zu Zeit das Murmeln ihrer Stimmen.
    Aber als Pierre hier Paparelli wieder traf, wurde er von neuem von all dem verfolgt, was Don Vigilio ihm erzählt hatte. Er sah ihn an: er war so dick, so kurz, von einem häßlichen Fett gebläht, und glich mit seinem schlaffen Gesicht, das zu vierzig Jahren von Runzeln entstellt ward, in seiner unsaubern Sutane einer sehr alten Jungfer, aus der das Cölibat einen halbschlaff gewordenen Schlauch gemacht hatte. Er geriet in Erstaunen. Wie hatte sich der Kardinal Boccanera, dieser stolze Fürst, der in dem unzerstörbaren Stolz aus seinen Namen den Kopf so hoch trug, sich von einem solchen Wesen überwältigen und beherrschen lassen können, das so grausam häßlich war und derart von Niedrigkeit und Ekel strotzte? Waren ihm nicht gerade dieser körperliche Verfall der Kreatur, diese tiefe moralische Demut als außerordentliche Heilsgaben, die ihm mangelten, aufgefallen und hatten ihn zuerst beunruhigt, dann verführt? Sie verhöhnten seine eigene Schönheit, seinen eigenen Stolz. Er, der nicht so entstellt werden konnte, dem es nicht gelang, sein Verlangen nach Ruhm zu besiegen, mußte durch eine Anstrengung seines Glaubens dahin gelangt sein, dieses unendlich häßliche, unendlich kleine Wesen zu beneiden, zu bewundern, als eine höhere, die Thore des Himmels weit öffnende Macht der Buße, der menschlichen Erniedrigung zu ertragen. Wer wird je die Gewalt erklären, die das Ungeheuer über den Helden, der mit Ungeziefer bedeckte, ein Gegenstand des Abscheus gewordene Heilige über die Mächtigen dieser Welt besitzt, die ihre irdischen Freuden mit den ewigen Flammen bezahlen zu müssen fürchten? Ja, das war der Löwe, den das Insekt verzehrt; soviel Kraft und Glanz ward von dem Unsichtbaren zerstört. Ach, wer so sein könnte, wie diese schöne, des Paradieses so sichere Seele, die zu ihrem Heil in diesem unsauberen Körper eingeschlossen war! Wer die glückselige Demut dieses Geistes, dieses hervorragenden Theologen besäße, der sich jeden morgen mit Ruten geißelte und einwilligte, nichts als der unterste der Diener zu sein!
    Der Abbé Paparelli, mit fahlem Fett angesackt, stand da und beobachtete Pierre mit seinen kleinen, grauen Augen, die inmitten der tausend Falten seines Gesichtes blinzelten. Dieser begann von Unbehagen ergriffen zu werden, indem er sich fragte, was wohl die beiden Eminenzen sich zu sagen hätten, da sie so lange Zeit mit einander eingeschlossen waren. Was für eine Zusammenkunft mochte das sein, wenn Boccanera in Sanguinetti den Bischof vermutete, zu dessen Schützlingen Santobono gehörte! Was für eine kühne Ruhe besaß der eine, da er zu erscheinen gewagt hatte – und was für eine seelische Kraft, was für eine Herrschaft über sich selbst der andere, da er im Namen der heiligen Religion einen Skandal vermied, indem er schwieg, indem er den Besuch als ein einfaches Zeichen der Achtung und Zuneigung aufnahm! Aber was konnten sie sich zu sagen haben? Wie interessant wäre es gewesen, sie beisammen zu sehen, zu hören, wie sie diplomatische, für eine solche Zusammenkunft passende Worte mit einander wechselten, wahrend in ihren Seelen wütender Haß tobte!
    Plötzlich öffnete sich die Thür und der Kardinal Sanguinetti kam wieder zum Vorschein; sein Gesicht war ruhig, nicht röter als gewöhnlich, sogar ein wenig blasser und bewahrte das richtige Maß der Trauer, die er zu zeigen für gut befand. Nur seine unruhigen, immerfort kreisenden Augen verrieten, wie er sich freute, von einer im Grunde sehr schweren Plage befreit zu sein. Er entfernte sich in der Hoffnung, daß fortan er der einzige mögliche Papst sei.
    Der Abbé Paparelli war herbeigestürzt.
    »Wenn

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