Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
Vom Netzwerk:
Zentrum der Gefahr und griff nach dem Arm, der nicht eingegipst war.
    »Ginger.« Ich sah sie beschwörend an. »Ich will dir wirklich keinen Vortrag halten, aber denk wenigstens mal darüber nach, ja?«
    Ich konnte mich täuschen, aber ich hatte das Gefühl, Tränen in ihren Augen zu sehen. Sofort richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Red. Oder besser gesagt auf die Tüte, die er in der Hand hielt.
    »Vier Schenkel und Fritten?«
    Er nickte, klappte den Tisch an ihrer Nachtkommode auf und stellte die Tüte feierlich in die Mitte. Dann zauberte er eine Dose Irn-Bru aus der Tasche, Schottlands zweites Nationalgetränk. Früher hatten die Leute ernsthaft geglaubt, dieses Getränk würde alles heilen, vom Kater bis zum gebrochenen Herzen.
    Ginger zog ihren Arm zurück. »Ich verstehe, was du meinst, Lou, aber du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Ich habe alles unter Kontrolle. Und da wir gerade beim Thema schonungslose Offenheit und Enthüllungen sind …«
    Sie sah mir ins Gesicht. Du meine Güte, was kam jetzt? Die Geschichte, dass ich meiner Mutter mit neun Jahren einen Zehner aus dem Portemonnaie gestohlen hatte? Oder die Sache mit dem Quickie mit Marc, damals im Schnellzug zwischen Glasgow und London?
    Gerade als ich sie bitten wollte, endlich auszupacken und mich von meinen Qualen zu befreien, wanderte ihr Blick zu Red.
    »Und? Willst du Lou dein kleines Geheimnis selbst verraten?«
    Ich schwöre, sein Gesicht nahm mal wieder die Farbe seiner Haare an, aber irgendwie sah er unglaublich süß aus.
    Oh, das würde richtig gut werden! Gingers bösartiges Lächeln und Reds Herumgedruckse ließen auf einen echt spektakulären Skandal hoffen. Ich verschränkte die Arme und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Sei ruhig!«, befahl er Ginger mit ungewöhnlich scharfer Stimme.
    »Wieso? Ist jetzt nicht der richtige Moment? Ich könnte ein bisschen Endless Love dazu flöten, wenn dir das hilft, in die richtige Stimmung zu kommen.«
    Ihr niederträchtiges Gekicher machte klar, dass sie jede Sekunde genoss. Und Red war sichtlich unbehaglich zumute.
    Ginger atmete dramatisch aus, warf ihr Haar in divenähnlicher Diana-Ross-Manier nach hinten und fing an zu trällern. »My love …«
    »Hör sofort auf! Es reicht! Halt die Klappe!«, schnappte Red.
    So hatte ich ihn noch nie erlebt. Offenbar konnte er keiner von uns in die Augen sehen. Was war nur los mit ihm? Im Gegensatz zu seiner Schwester war Red doch sonst immer so cool und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Wenn die Haare nicht wären, könnte man glatt meinen, dass Gene gar nichts bedeuteten.
    »Also gut, es ist so …«
    Ist wie? Was?
    Ginger schaute auf ihren Hähnchenschenkel, dann zu Red, dann wieder auf ihren Hähnchenschenkel. »Kannst du dich vielleicht ein bisschen beeilen? Mein Essen wird kalt. Okay, dann mach ich es für dich. Ihr Männer seid in solchen Dingen einfach hoffnungslos.«
    »Ginger, bitte …«
    »Also.« Sie machte eine dramatische Bewegung mit ihrem gesunden Arm. »Was mein schwerfälliger Bruder dir zu sagen versucht«, posaunte sie, »ist, dass er seit Jahren total verknallt in dich ist. So, kann mir jetzt mal jemand mein Irn-Bru aufmachen? Mit einer Hand schaffe ich das nicht.«

Mehr Lektionen für Cassie, wenn sie einunddreißig Jahre alt ist
    Liebe Cassie,
    na, wie findest du die Dreißiger, liebstes Töchterchen? Ich hoffe, du hast sämtliche Teenagerängste und die überzogenen Erwartungen, die du mit zwanzig hattest, hinter dir gelassen und deinen Platz im Leben gefunden. Ich muss sagen, ich wäre zwar echt stolz auf dich, wenn du Premierministerin wärst oder Astronautin oder eine auf Hungersnotprävention und die Bekämpfung internationaler Kriegsverbrechen spezialisierte UN -Diplomatin, aber viel wichtiger ist, dass du das erreicht hast, was du dir vorgenommen hast, und Menschen um dich herum hast, die dich lieben und denen du etwas bedeutest. Solltest du allerdings gerade auf einem alten Autoreifen auf der High Street sitzen, müsste ich meine Worte noch einmal überdenken. Das bringt mich zu einem Punkt, den ich schon häufig erwähnt habe, aber gern noch einmal ansprechen würde.
    91. Freunde. Freunde. Freunde. Man sagt, Blut sei dicker als Wasser, aber das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Wissenschaftlich mag das so erwiesen sein, aber es stimmt trotzdem nicht immer. Ich hoffe, ich habe dich zu einer Person erzogen, der Freundschaften viel bedeuten, denn genau das macht den Unterschied aus zwischen einem Leben mit

Weitere Kostenlose Bücher