Roman
Gruppe auf und bat zuerst Kristina und drei der Männer, in das kleine Flugzeug, das auf dem Rollfeld stand, einzusteigen. Die anderen drei mussten warten.
„Ich muss mal“, meldete sich Kristina.
„Hiergeblieben.“ Serengeti packte sie am Rucksack.
Kristina geriet ins Straucheln. „Ich geh einfach mit der zweiten Gruppe. Ich hab’s nicht eilig.“ Sie wollte davonlaufen, doch Serengeti hielt sie nach wie vor fest.
„Ladys first“, sagte Serengeti. Mit drohend erhobenem Zeigefinger und grimmiger Miene gab er ihr zu verstehen, dass sie ins Flugzeug klettern sollte.
Blöder Platzhirsch, dachte sie. Dennoch stieg sie ein und setzte sich auf die Bank im Bauch des Flugzeugs. Die Männer folgten ihrem Beispiel. Serengeti stieg als Letzter dazu und kauerte an der Luke.
„Du da, du fängst an.“ Er winkte Kristina zu sich.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte sie und rührte sich nicht.
„Herkommen und da hinsetzen.“
Kristina schleppte sich auf allen vieren zu der Luke. Als sie angekommen war, befestigte Serengeti einen Haken an einem der Gurte, mit denen ihr Körper eingeschnürt war.
„Jetzt hängst du an der Reißleine“, stellte er fest. „Und nun rutsch nach vorn bis an die Luke und lass die Beine raushängen.“
„Nach draußen?“, fragte Kristina entsetzt.
Er nickte nur und sagte knapp: „Da hinsetzen und die Beine baumeln lassen.“
Im Schneckentempo nahm sie auf der Kante Platz und schwang die Beine hinaus.
„Sehr gut. Jetzt leg den Kopf in den Nacken und dann raus mit dir“, befahl Serengeti. „Go!“
Kristina schloss die Augen. Nein, nein, nein! Ich kann nicht. Ich will leben. Diese Gedanken summten wie ein aufgeschreckter Schwarm wild gewordener Hornissen durch ihren Kopf. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb. Sie musste aufs Klo. Sofort.
„Na, was ist? Raus mit dir“, rief der Lehrer und gab ihr einen Schubs. „ Go! Das ist dein Stichwort.“
Doch Kristina klammerte sich mit aller Kraft an der Luke fest und verweigerte den Sprung. „Nein!“
Sie hielt sich verzweifelt fest und schrie um ihr Leben, bis ihr jemand den Mund zuhielt.
„Hallo“, sagte eine Stimme, die ihr bekannt vorkam. „Kristina, mach den Mund zu und die Augen auf. Wir sind doch noch gar nicht in der Luft.“
„Neeeeinnnnn!“, kreischte sie voller Panik.
Dann drang Gelächter an ihr Ohr. Ganz vorsichtig öffnete Kristina die Augen und schaute direkt vor sich in Pauls belustigtes Gesicht. Hinter ihm standen ungefähr zehn weitere Menschen und amüsierten sich köstlich. Kristina sah sich um. O Gott, war das peinlich!
„Springst du jetzt?“, fragte Serengeti sie fast zärtlich.
Kristina ließ los und machte einen Hüpfer. Als sie sanft auf der Erde landete, brandete lauter Applaus auf.
„Mehr als das hier ist das da oben auch nicht“, erklärte Serengeti. „Also, wie sieht’s aus mit dir?“ Dabei streckte er die Hand aus und drehte den Daumen abwechselnd nach oben und nach unten.
Kristina sah zu Sandra, dann in die vielen Gesichter, die sie erwartungsvoll anblickten, schließlich zu ihrem Lehrer. Hatte sie denn überhaupt eine Wahl? Kristina ballte die Faust und reckte den Daumen nach oben.
„Ich hab’s gewusst. Die größten Schisser auf dem Boden springen am Ende doch“, brummte Serengeti zufrieden. „Dann mal rauf mit euch.“ Er schlug Kristina freundschaftlich auf die Schulter.
„Aua! Ich bin doch kein Pferd“, sagte sie, machte gleich wieder auf dem Absatz kehrt und wollte davonlaufen. „Ich muss noch mal.“
Ihr Lehrer erwischte sie rechtzeitig am Arm. „Hiergeblieben. Euer Lift startet jetzt. Pinkeln kannst du nachher. Rein da!“, wies er sie mit militärisch strengem Ton an, der keinen Widerspruch zuließ.
Kristina setzte sich auf die Bank im Innern des Flugzeugs, bevor die Maschine schließlich auf die Startbahn rollte. Minuten später befanden sie sich in der Luft. Ohrenbetäubender Lärm, der durch die offene Luke hereindrang, machte letzte Gespräche unter den Delinquenten unmöglich. Kristina wusste nicht mehr, was sie fühlte. Es war eine wilde Mischung aus Verwirrung, Herzrasen, Schweißausbruch, Übelkeit, Blasendruck, Bauchgrimmen. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.
Dann winkte Serengeti den Mann neben ihr zu sich. Dieser folgte der Anweisung, kletterte zur Luke, und eine Sekunde später war er verschwunden. Kristina starrte auf die leere Öffnung. Sie kam ihr wie der Schlund vor, der geradewegs in die Hölle führte. In dem Moment winkte
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