Romana Exclusiv Band 0183
unerträglich.
„Denken Sie logisch, Prinzessin“, fuhr er fort, in einem Ton, mit dem er wohl störrische Pferde beruhigte. „Ich habe das Land, und Sie haben die Mittel, diesen Hengst in der Reiterwelt unsterblich zu machen. Eine Partnerschaft wäre das einzig Vernünftige.“
„Nicht das einzige“, sagte sie, als ihr ein Gedanke kam, der vielleicht die Lösung des Dilemmas bringen konnte. „Es gibt noch eine andere Lösung.“
Er sah sie argwöhnisch an. „Was denn?“
„Ein Wettstreit.“
Er wirkte interessiert. „Was für ein Wettstreit denn?“
„In einer Reiterdisziplin, die Sie sich aussuchen können.“
„Mit Ihnen auf Carazzan, vermute ich?“
Sie zögerte. „Ich kann auch ein anderes Pferd nehmen.“
„Und ob! Da Sie hier zu Hause sind und Ihre eigenen Pferde zur Verfügung haben, haben Sie sowieso einen Heimvorteil.“
Sie sah ihn herausfordernd an und fühlte sich so lebendig wie schon lange nicht mehr. „Haben Sie Angst vor der Herausforderung, Hugh?“
„In meinem ganzen Leben bin ich keiner Herausforderung aus dem Weg gegangen“, knurrte er. „Aber es muss für uns beide etwas Neues sein, damit wir mit gleichen Chancen starten können.“
„Es gibt eine Sache, die ich immer angehen wollte“, sagte sie, und eine Mischung aus Furcht und Aufregung erfasste sie. „Der Nuee-Trail.“
„Der Ritt hinauf zum Mount Mayat? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Das ist eins der schwierigsten Gelände in der südlichen Hemisphäre.“
„Sehr wahrscheinlich“, stimmte sie ihm zu, Lachen in der Stimme. „Wenn ich gewinne, ist mein Preis Ihr Schweigen zu meinen … Extratouren.“
Er kniff die Augen halb zusammen. „Und wenn Sie verlieren?“
„Dann werde ich für immer und ewig als brave Prinzessin im Palast bleiben.“ Eine entsetzliche Vorstellung, aber genau das würde ihr helfen zu gewinnen.
Er schüttelte den Kopf. „Der Einsatz ist zu niedrig.“
Er schaute hinüber zu dem wundervollen Hengst. Instinktiv legte sie dem Tier die Hand auf den Nacken. „O nein, ich werde es nicht riskieren, Carazzan zu verlieren.“
„Nicht einmal für das Land, das Sie so sehnlichst haben möchten?“
Sie riss die Augen auf. „Sie sind bereit, Ihr Land einzusetzen?“
„Wie auch immer man es sieht, Carazzan gehört hierher. Der Gewinner bekommt beides. Die Frage ist nur, haben Sie genug Mumm, zu Ihren Überzeugungen zu stehen?“
4. KAPITEL
Adrienne schlug das Herz bis zum Hals. Durfte sie wirklich Carazzan riskieren bei einer Tour, in der selbst ihre reiterischen Fähigkeiten bis an die Grenze ausgereizt wurden? Seit Generationen bewiesen sich hier die jungen Männer durch diesen Ritt. Erst seit sechzig Jahren war es Frauen erlaubt, daran teilzunehmen.
Vor fünf Jahren war die Tour in die Liste der schwersten Reittouren der Welt aufgenommen worden und galt als eine starke Herausforderung.
Obwohl sie schon lange davon träumte, diese Tour einmal zu machen, war der Vorschlag eigentlich nur ein Akt der Verzweiflung gewesen, damit Hugh Michel nichts von ihren Ausflügen erzählte.
„Sie können immer noch versprechen, Ihre Ausflüge zu unterlassen, dann brauchen Sie keinen Einsatz zu wagen“, forderte Hugh sie heraus, als sie nicht gleich antwortete.
„Und woher wollen Sie wissen, dass ich mein Versprechen halte?“
„Das kann ich nicht. Aber ich nehme an, Ihr Wort ist Ihnen einiges wert.“
Sie seufzte frustriert. Er hatte recht. Sie hatte bislang diese Ausflüge machen können, weil ihre Brüder sie nicht ausdrücklich verboten hatten. Und die Tour den Berg hinauf gehörte in die gleiche Grauzone.
„Als die Tour in die Liste der schwersten Reittouren der Welt aufgenommen wurde, sprach ich mit Lorne einmal darüber, daran teilzunehmen“, sagte sie langsam. „Er und Michel haben sie als Teenager bewältigt.“
„Aber sie fanden es nicht angebracht, dass Sie selbst auch einmal an einem solchen Wettbewerb teilnehmen“, riet Hugh.
Sie nickte. „Vor noch gar nicht so langer Zeit war es Frauen verboten, auch nur einen Fuß auf den Berg zu setzen. So viel hat sich in der Hinsicht bis heute nicht geändert.“
„Besonders für Prinzessinnen nicht.“
„So vieles, was anderen erlaubt ist, ist Prinzessinnen verboten. Ich muss darauf achten, was ich sage, was ich tue, wohin ich gehe …“
„Wen Sie lieben?“
Es kam spontan heraus, ihr verletzlicher Ausdruck erweckte seinen Beschützerinstinkt. Auf einmal lag sie in seinen Armen.
Ihre Lippen fühlten
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