Romana Exclusiv Band 0183
richtig verprügelt, sondern stieß mich ein wenig herum, so wie die Bärenmutter es mit ihren Jungen tut“, milderte er seine Worte. „Dan wollte mir einfach zeigen, dass meine Fäuste nicht die Antwort auf alles sind. Wenn ich so gereizt wurde wie an jenem Tag, konnte ich nicht mehr vernünftig denken. Ich hätte auf jeden losgehen können, aber Dan zeigte mir drastisch, dass das nicht ging. Er erinnerte mich auch daran, dass der nächste Mann, den ich herausforderte, ein Messer oder eine Pistole besitzen könnte.“
„Sie hätten Ihr Leben riskiert!“ Bei dem Gedanken zog sich ihr Herz zusammen.
Hugh massierte sich den Nacken, als säße eine schmerzhafte Erinnerung dort fest. „Das waren genau Dans Worte. Ich entdeckte, Denken war klüger.“
„Und was denken Sie jetzt gerade?“
„Ich denke, wir beide machen mit diesem Wettstreit einen Fehler.“
Das hätte sie am allerwenigsten von ihm erwartet. „Warum?“
„Sicherlich gibt es noch andere Wege, eine Lösung zu finden.“
„Sie meinen, Sie würden mich lieber verprügeln?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht bebte.
Er schüttelte den Kopf. „Ich meine, wir sollten diesen Wettkampf abblasen und das Problem wie Erwachsene lösen.“
„Ich dachte, das hätten wir versucht?“
„Nicht ernsthaft genug.“
Sie sprang auf. „Wenn meine Brüder mir vorschlagen, über etwas vernünftig zu diskutieren, meinen sie damit, es soll nach ihrer Nase gehen.“
Hugh erhob sich von dem moosbedeckten Stein, auf dem er gesessen hatte. „Dies hier hat nichts mit Ihren Brüdern zu tun. Es ist eine Sache zwischen Ihnen und mir.“
„Es hat immer mit ihnen zu tun. Sie regieren das Land.“
„Und Sie?“
„Ich auch – wenn es ihnen gerade einmal passt.“
Er kam näher, als würde er von einem unsichtbaren Band gezogen. „Aber wie kommt es dann, dass Sie hier auf Nuee leben anstatt auf der Isle des Anges oder Celeste?“
Sie lachte, aber es klang ein wenig nervös, als er so dicht vor ihr stand. „Meinen eigenen Wohnsitz zu haben war einer meiner zwei rebellischen Akte.“
„Und Dee?“
„Das war der andere. Schon vor langer Zeit beschloss ich, sie ist ein Kind, niemandem Rede und Antwort schuldig.“
„Komisch, genau das Gleiche habe ich für mich gedacht.“
„Und es war richtig, nicht wahr?“
„Nein, niemals. Wir alle müssen irgendjemandem Rede und Antwort stehen, auch wenn es nur unserem eigenen Gewissen gegenüber ist.“
„Wollen Sie damit sagen, ich sollte deswegen meine Ausflüge als Dee unterlassen?“
„Was meinen Sie?“
„Ich meine, Sie versuchen, mein Selbstvertrauen zu untergraben, um zu gewinnen.“
Er blickte von oben auf sie herunter. „Sie kennen mich nicht sehr gut, oder?“
„Man hat mich über Sie informiert.“
Er verdeckte fast die Sonne, sah gefährlich aus. Und attraktiv. Gefährlich attraktiv.
„Auch über meine Überzeugungen, meine Ängste, meine Fantasien?“
Sie schüttelte den Kopf, ihr Mund war auf einmal trocken. „Natürlich nicht. Nur über Dinge wie Ihre geschäftlichen Unternehmungen und Ihr soziales Engagement.“ Die Luft zwischen ihnen war plötzlich elektrisch geladen. Sie musste schnell etwas sagen, um sie wieder zu entladen. „Ich weiß auch, dass Ihre Ehe ein Fehler gewesen ist.“
„Sie wissen überhaupt nichts über meine Ehe.“
„Was geschah, Hugh?“
„Steht das nicht auch in Ihren Unterlagen über mich?“
„Nur, dass Ihre Exfrau die Tochter eines Botschafters war. Und eine Schönheit.“
Er verzog bitter das Gesicht. „Nach außen hin vielleicht.“
„Was lief schief?“
„Ich habe ihr nicht all das gegeben, was sie haben wollte.“
„Und Sie glauben, ich bin wie sie?“, hörte sie sich fragen.
„Sind Sie es nicht?“
Diese schlichte Frage tat weh – und machte sie zornig. „Typisch Mann. Sie haben keinen Sonderanspruch darauf, missverstanden zu werden, Hugh. Der Zufall der Geburt macht Sie nicht automatisch zum edlen Wilden – ebenso wenig wie mich zu einem bedauernswerten kleinen reichen Mädchen.“
„Bedauernswertes kleines reiches Mädchen?“, wiederholte er.
„Ich habe gesagt, ich bin keins!“, fauchte sie. „Sicherlich bin ich dankbar für die Vorteile, die ich genieße, und ich beklage mich nicht, weil ich weiß, dass es vielen Menschen schlecht geht. Dennoch wünsche ich mir ein eigenes Leben, ohne die täglichen Zwänge. Warum dürfen Sie Ihr Leben gestalten, ich aber nicht? Weil Sie ein Mann sind?“
Sein
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