Romana Exklusiv 0187
wird aufregend sein, das alles auszuprobieren.“
Helen schloss die Augen. „Ich hasse dich, Jacob“, flüsterte sie, am ganzen Körper bebend.
Jacob trat mit unbewegter Miene zurück. „Sicher tust du das. Jetzt gehe ich wohl besser wieder zu deinem Freund. Es gibt da einige Dinge, die noch zwischen uns geklärt werden müssen, wenn ich das Versprechen halten soll, das ich dir wegen seines Jobs gegeben habe.“
Helen erschrak. „Du wirst dein Wort doch nicht brechen und Richard dazu bringen, etwas Unbesonnenes zu tun?“
„Und unsere Vereinbarung gefährden?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich sagte dir bereits, dass ich mir schon seit langem gewünscht habe, dich zu heiraten. Ich will nicht etwas verlieren, das zu bekommen ich mir in den Kopf gesetzt habe.“
Jacob war gegangen, noch ehe Helen etwas darauf erwidern konnte. Was für ein Durcheinander! Sie, ihr Vater, Richard – sie alle waren gefangen in einem Netz, das Jacob in all den Jahren geknüpft hatte. Irgendwie musste sie einen Weg finden, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Jacob sollte bedauern, was er getan hatte.
Der Lärm verursachte Helen Kopfschmerzen. Sie entschuldigte sich bei der Gruppe, ging rasch auf den Eingang des riesigen Festzelts zu, das im Garten errichtet worden war, und atmete tief die frische Abendluft ein.
Die Party war Jacobs Idee gewesen. Helen hatte nur zugestimmt, wie sie allem zugestimmt hatte, was er in der letzten Woche unternommen hatte. Falls sie sich gewundert hatte, warum er ein so aufwendiges Fest geben wollte, hatte Helen die Antwort darauf gleich bei ihrer Ankunft gewusst. Heute Abend wollte Jacob ihre Verlobung bekanntgeben. Unter den Anwesenden, die Helen an seiner Seite begrüßt hatte, hatte sie alle Gäste jener Dinnerparty wiedererkannt, die ein so jähes Ende gefunden hatte.
Es hatte viel Gerede gegeben nach jenem Abend, doch Jacob schien das nicht gestört zu haben. Warum auch? Schließlich hatte er den Spieß so geschickt umgedreht, dass ihr ursprünglicher Plan im Nachhinein geradezu lächerlich wirkte. Und wenn er an diesem Abend ihre Verlobung bekannt gab, würde es allen neue Rätsel aufgeben, warum sie sich damals so aufgeführt hatte.
Helen Sinclair würde Jacob Hunt heiraten. Sie konnte das Raunen, das durch die Menge gehen würde, förmlich spüren. Dennoch war Helen weniger um die Reaktion der Leute als vielmehr um die Endgültigkeit ihrer Entscheidung besorgt. Hatte Jacob die Verlobung erst einmal bekanntgegeben, gab es kein Zurück mehr.
In plötzlicher Panik ließ Helen den Blick über die Gäste schweifen und begegnete dem Jacobs. Selbst im eleganten Smoking sah er hart und unbeugsam aus, und seine blauen Augen funkelten entschlossen. Um es ihm heimzuzahlen, hatte sie eingewilligt, ihn zu heiraten, aber wie konnte sie hoffen, dass es ihr gelingen würde? Wie sollte sie einen Mann schlagen, der schon so viele Kämpfe gewonnen hatte und dem jedes Mittel recht war, um zu bekommen, was er wollte? In den vergangenen Tagen hatte sie sich einzureden versucht, dass sie sich richtig entschieden hatte, doch nun wurde ihr klar, wie töricht sie gewesen war.
Sie vermochte kaum noch einen klaren Gedanken zu fassen. Doch sie wusste, dass sie vor Jacob fliehen musste, bevor es zu spät war.
Rasch verließ sie das Festzelt und lief über den Rasen. Würde Jacob ihr folgen? Sie beschleunigte ihre Schritte, raffte den Rock ihres smaragdgrünen Taftkleids hoch und lief zu ihrem Auto. Schnell stieg sie ein und schloss die Tür. Den Schlüssel hatte sie in der Zündung stecken lassen. Mit bebenden Fingern drehte sie ihn um, als plötzlich die Tür geöffnet wurde und jemand seine Hand auf ihre legte.
„Wo willst du denn hin, Helen?“
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie brachte keinen Ton über die Lippen. Sie war nicht einmal fähig, den Kopf zu wenden und Jacob, der neben dem Wagen stand, anzusehen. Erst als er sich hinunterbeugte, sie auf den Beifahrersitz hob und sich hinter das Lenkrad setzte, erwachte sie aus ihrer Erstarrung.
„Was tust du da?“, rief sie fast hysterisch, als er den Motor anließ und die Auffahrt hinunterfuhr.
„Da du so darauf brennst, diesen Ort zu verlassen, komme ich natürlich mit dir, mein Schatz. Stell dir die überraschten Gesichter unserer Gäste vor, wenn sie entdecken, dass du genau in dem Augenblick verschwunden bist, da ich unsere Verlobung bekannt geben will. Sie könnten sich fragen, was eigentlich vor sich geht.“
Helen lachte leise.
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