Romana Exklusiv 0187
welchen zu machen.“
Helen wusste, dass das stimmte. Er hatte heftige Emotionen geweckt, kaum dass er in die kleine Gemeinde gekommen war. Das entschuldigte aber nicht, was er später getan hatte.
„Weil die Leute Vorurteile gegen dich hatten, wolltest du ihnen also eine Lehre erteilen“, folgerte sie. „Und wer konnte dir besser als Zielscheibe dienen als meine Familie? Wir haben alles verkörpert, was du zu hassen gelernt hast.“
„Wenn du es so sehen willst, bitte.“ Jacob lächelte kühl. Dann ließ er den Motor wieder an, wendete das Auto und fuhr den Weg zurück, den sie gekommen waren. „Man kann die Ansichten der Leute schwer ändern, doch am Ende müssen sich alle der Wahrheit stellen.“
„Willst du damit sagen, dass ich aufgrund dessen, was du mir erzählt hast, vielleicht meine Meinung über dich ändere?“ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und überlegte. Dachte sie jetzt tatsächlich anders über Jacob? „Tut mir leid“, fuhr sie fort, „so rührend deine Geschichte auch war, es bedarf schon etwas mehr, um mich davon zu überzeugen, dass sich unter der rauen Schale ein weicher Kern verbirgt.“
Jacob umklammerte das Lenkrad.„Dann muss ich mich wohl noch etwas mehr anstrengen, damit du mich anders siehst.“ Auf einmal lachte er. „Am anderen Neues entdecken – darum geht es doch in der Ehe, stimmt’s?“
„Es gibt nichts Neues, was ich über dich entdecken müsste oder wollte – abgesehen davon, wie ich dich für alles, was du getan hast, bezahlen lassen kann. Fragst du dich nicht manchmal, ob es nicht ein großer Fehler war, mir eine solche Möglichkeit zu bieten? Vielleicht bereust du es schon bald.“
„Glaubst du?“ Er nahm ihre Hand, hob sie an die Lippen und küsste sie. „Du bist das Einzige, was mir in meinem Leben gefehlt hat, das Einzige, was ich immer haben wollte.“
Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Rasch zog sie ihre Hand zurück.
Es sind nur die Nerven, versicherte sie sich, eine ganz normale Reaktion in Anbetracht der bevorstehenden Hochzeit. Doch die prickelnde Wärme, die Helen im ganzen Körper verspürte, konnte sie nicht ignorieren. Jacob beunruhigte sie in einer Weise, über die sie nicht nachdenken wollte. Sie heiratete ihn, weil sie ihn hasste. Das durfte sie nie vergessen.
Tatsächlich musste er ähnliche Gefühle für sie hegen. Warum sonst hätte er die vergangenen Jahre damit verbringen sollen, alles zu zerstören, was ihr lieb und teuer war?
Der Gedanke beruhigte sie und bestärkte sie in ihrem Entschluss, es Jacob heimzuzahlen.
„Gibt es nicht ein Sprichwort, das besagt, du solltest vorsichtig mit deinen Wünschen sein, sie könnten vielleicht in Erfüllung gehen?“ Helen lachte leise. „Das ließe sich leicht auf die augenblickliche Situation anwenden.“
Jacob warf ihr einen langen Blick zu. „Und nicht nur, was meine Wünsche angeht. Was ist mit deinen? Mit deinem Traum, es mir heimzuzahlen und dich für all das Unrecht zu rächen, das ich dir angeblich angetan habe?“
„Nicht angeblich. Du hast dir vorgenommen, alles zu zerstören, was meine Familie besessen hat. Wie würdest du es denn sonst nennen, wenn nicht Unrecht?“
Langsam lenkte er den Wagen durch das Tor und die Auffahrt zum Haus hinauf. Sie spürte, dass er seinen Zorn unterdrückte. Es war seine Fähigkeit, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, die Helen am meisten an ihm erschreckte. Alles, was er tat, war sorgfältig geplant und wurde ebenso sorgfältig ausgeführt. Ihr war klar, dass sie lernen musste, eine ebenso strenge Disziplin an den Tag zu legen, wenn sie Jacob bezwingen wollte.
Er brachte das Auto zum Stehen, schaltete den Motor ab und das Licht aus. Die Dunkelheit wurde lediglich vom silbernen Licht des Mondes etwas erhellt. Aus dem Festzelt erklang Musik. Eine Band, die Jacob gemietet hatte, spielte zur Unterhaltung der Gäste auf.
Was für eine Farce die Party und die bevorstehende Bekanntgabe der Verlobung doch waren!
Helen drehte sich in ihrem Sitz zu Jacob um. „Glaubst du wirklich, die Leute werden diese Heirat für echt halten? Meinst du, dass sie zwei Verliebte sehen werden, wenn sie uns anschauen?“ Sie lachte bitter und streckte die Hand nach der Tür aus, doch er umfasste ihren Arm und hielt sie zurück.
Helen drehte sich zu ihm um, um ihm zu sagen, er solle sie loslassen. Doch sie brachte kein Wort heraus, denn im nächsten Moment zog er sie an sich, sodass sie seine kräftige Brust und die Wärme seines Körpers
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